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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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mehrere Kugeln in die metallene Außenwand der Anlage einschlugen. Funken sprühten direkt neben mir und sprenkelten mein Gesicht. Ich warf mich flach auf den Boden und versuchte irgendwie festzustellen, woher die Schüsse gekommen waren.
    „Ich vermute, sie kommen den Weg hinunter“, sagte Sydney und versuchte eine bessere Schussposition neben mir zu bekommen. „Sie haben sofort geschossen. Ich konnte nicht erkennen, woher sie genau kamen.“
    Wieder schlugen Kugeln ein, diesmal direkt vor mir. Staub und Dreck wirbelten auf. Ich riss meinen Kopf herum.
    „Toluca? Gibt es hier noch einen anderen Ausgang?“
    „Nein“, kam als Antwort.
    Na super! Wie es aussah, saßen wir in der Falle. Ich hatte zwar immer noch keine Ahnung, von wo die Soldaten auf uns schossen, aber wenn wir die Deckung aufgäben und die Anlage verließen, würden uns ihre Kugeln treffen.
    Plötzlich erklang eine Stimme wie durch ein Megaphon.
    „ Hier spricht Corporal Berlin vom vierten Infanterieregiment! Die Anlage ist umstellt! Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus und Ihnen wird nichts passieren! Das ist die erste und die letzte Warnung!“
    Ich schluckte hart. Solange ich nicht wusste, wo die Soldaten waren geschweige denn, wie viele dort draußen herumlungerten, konnte ich keine Gegenmaßnahmen ersinnen. Ergeben konnten wir uns nicht. Wir durften uns nicht ergeben. Doch kämpfen konnten wir nur, wenn wir unsere Lage verbesserten. Einfach aus der Deckung zu hasten und blind um sich zu schießen wäre unser Tod. Und ich stand nicht auf Tod.
    Also robbte ich dicht an den Eingang heran und versuchte, um die Ecke zu schielen. Doch kaum reckte ich den Kopf ein wenig hervor, schlug sofort eine Kugel neben mir ein. Die Soldaten hatten uns in Scharfschützenmanier aufs Korn genommen und feuerten bei der kleinsten Bewegung. Von wegen mit erhobenen Händen herauskommen. In dem Augenblick, indem wir dieser Aufforderung nachkämen, wären wir tot.
    Ich drehte mich auf den Rücken und blickte schwer atmend in den Himmel. „Scheiße!“
    „Omega?“, rief Sydney hinter mir den Streamling an. „Wir brauchen dich! Wo sind die Soldaten genau?“
    Eine kurze Zeit herrschte Stille. Ich hatte ganz vergessen, dass er nicht mehr mit mir redete und sich auch nicht mehr auf meinem Nano-Boss herumtrieb. Beleidigte Streamlings-Leberwurst!
    „Und wie viele sind es?“, wollte die KI wissen. Ich schaute in ihr zartes Gesicht, das inzwischen unter einer beindruckenden Staub, -und Dreckschicht lag. Die Kleine sah aus, als läge sie schon seit Tagen im Schützengraben. Tatsächlich stellte ich mir vor, wie sexy sie in einem Kampfanzug aussähe. Als hätte ich keine anderen Probleme.
    Sydney nickte und wandte sich dann mir zu. „Es ist eine Gruppe bestehend aus acht Mann, ungefähr dreißig Meter nordöstlich unserer Position. Der Winkel ist schlecht, da sie uns sofort erkennen, wenn wir die Deckung verlassen, wir sie aber nicht sehen geschweige denn ins Visier nehmen können.“
    Die militärische Analyse der KI war perfekt, wenngleich sie mir nicht viel weiterhalf.
    „Mit anderen Worten, wir sitzen in der Scheiße!“, knurrte ich. Sydney holte tief Luft, als ob sie Sauerstoff in irgendeiner Weise nötig hätte.
    „Kann man so sagen.“ Ich rollte zurück auf den Bauch.
    „Omega?“ Keine Reaktion. Ich presste meine Kiefer aufeinander. „Omega, verdammt! Ich könnte mal einen deiner Tricks gebrauchen!“
    Immer noch nichts. Ich schaute Sydney an. Diese schüttelte den Kopf.
    „Er ist weg“, sagte sie leise. Ich schlug mit der Faust in den staubigen Boden.
    „Verfluchter Motherfucker!“
    „Kein Grund, ausfallend zu werden“, meldete sich die digitale Intelligenz jetzt doch noch in meinem Ohr. Sehen konnte ich ihn zwar immer noch nicht, aber zumindest redete er wieder mit mir. „Die stören mein Übertragungssignal.“
    „Ja, tut mir leid“, überwand ich mich zu sagen. „Hast du jetzt einen Trick auf Lager oder nicht?“
    „Ich muss dich enttäuschen, Arkansas. Nachdem ich unseren Freunden beim letzten Mal einen Hochfrequenzton durch den Äther gejagt habe, haben sie sich auf einen solchen Angriff eingestellt. Der Trick funktioniert nicht mehr.“
    „Dann denk dir was anderes aus!“, giftete ich ihn an.
    „Ich…mein Signal wird gestört“, hörte ich ihn nur noch sagen. „Wie…wie machen die das?“ Es knisterte und rauschte, danach herrschte Stille in meinem Nano-Boss.
    „Omega? Omega?“ Nichts. Ich blickte Sydney neben mir an.

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