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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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funktionieren. Ich schon. Und ich denke, Toluca könnte auch eine kurze Pause vertragen. Sauerstoffmangel bekommt uns Menschen nicht so gut. Und durch die Scheiße laufen zu müssen ist für uns auch nicht gesund!“
    „Meine Scans zeigen keinerlei negative Beeinflussung ihres Körpers durch die Faulgase an“, bemerkte Omega trocken. Ich biss die Zähne zusammen und hätte am liebsten BAS gebeten, nochmals die Firewall zu aktivieren.
    Ich hob warnend einen Finger in Richtung des Streamlings.
    „Ich warne dich, Kumpel! Treib es nicht auf die Spitze. Und unterlasse es gefälligst, meine Bio-Daten zu scannen!“
    „Wie du wünscht“, sagte er mit gesenktem Kopf und verschwand vor meinen Augen. Ich schaute Toluca etwas irritiert an.
    „Ist er jetzt beleidigt?“
    „Nein, aber er existiert schließlich nur auf dem visuellen Cortex deines Nano-Bosses. Und somit bekommt er deine Bio-Daten und alles andere ganz automatisch mit.“ Ich brummte. Eigentlich hätte ich ihn ja um Verzeihung bitten und ihn zum Zurückkommen überreden sollen. Aber mir taten ein paar Minuten ohne digitale Intelligenz momentan ganz gut. Er hatte uns zwar sehr geholfen, aber irgendwie ging er mir auch mächtig auf den Keks.
    „Du siehst ihn noch?“, wollte ich von Toluca wissen. Dieser nickte und als ich Sydney anschaute, nickte diese ebenfalls. „Schön. Es reicht ja, wenn ihr ihn seht und hört. Ich schlage jetzt einfach vor, wir ruhen uns eine halbe Stunde aus um zu Kräften zu kommen. Dann brechen wir auf. Hat jemand etwas dagegen?“
    Toluca und Sydney verneinten und ich suchte eine kleine Pritsche auf, die vermutlich für eine Nachtwache nahe an der Eingangstür aufgestellt worden war. Sydney ging an mir vorbei und trat ins Freie.
    „Ich werde solange die Umgebung im Auge behalten“, sagte die KI. Ich fuhr mit einer Hand durch mein Gesicht und holte tief Luft.
    „Von mir aus“, gähnte ich dann und schon war der Schwindel wieder da. Ich ließ mich auf die Liege gleiten. Vor meinen Augen drehte sich alles. Toluca fand am anderen Ende der Anlage einen bequemen Sessel vor einer Computerkonsole und sackte seufzend in das weiche Leder.
    „Ark?“, fragte er leise.
    „Mh?“
    „Es tut mir leid.“ Ich öffnete die Augen und schaute in seine Richtung, erkannte aber nur die Umrisse des Hackers.
    „Was tut dir leid?“
    „Die ganze Sache hier. Ich…ich habe irgendwie das Gefühl, dass es vielleicht besser gewesen wäre, sich nicht in die Belange des Protektorates einzumischen. Weißt du noch, als ich euch sagte, dass wir uns eigentlich nicht gerne in die Angelegenheiten der Außenwelt einmischen? Damals, im Gebilde?“
    „Ja, weiß ich noch. Und du denkst, ihr hättet besser das getan, das ihr am besten könnt? Euch in eure Scheinwelt zurückziehen und die Schnauze halten? Eure Augen gegenüber dem verschließen, was in der wirklichen Welt geschieht? Toluca! Ihr hättet das Ganze schon von Anfang an verhindern können, da bin ich mir sicher. Ihr ward dem Stream so verbunden wie kein anderer. Ihr hättet erkennen müssen, was das Protektorat mit uns vorhat, noch ehe es dieses Scheißprogramm dazu benutzt hat, um uns alle unter seine Kontrolle zu bringen. Ich denke, es war sogar deine Pflicht, etwas zu tun. Es war eure Pflicht!“
    Stille kehrte in die Anlage ein, ich hörte lediglich unser raues Atmen unter den Masken. Ich schaute an mir herunter. Der Mantel war vollkommen versaut und wenn ich diese Maske nicht aufgehabt hätte, wäre ich vermutlich an meinem eigenen Gestank verreckt. Ich liebte diesen Staubmantel zwar, aber ob ich ihn jemals wieder reinwaschen konnte, bezweifelte ich.
    Der Kratzer an meiner Wange begann zu pochen. Viel geblutet hatte ich nicht, glücklicherweise. Dennoch würde mich dieser Kratzer noch mehrere Monate an die Ereignisse im Echo erinnern. Wenn man solche Wunden nicht binnen eines Tages mit einem Geweberegenerator behandelte, blieben meist hässliche Narben zurück.
    Ich fühlte das MPH in meiner Manteltasche und zog das kleine Plättchen heraus. Ich hielt es in die staubige Luft, in welcher durch die spärlich einfallenden Sonnenstrahlen der Staub tanzte. Hielt ich hier meine Heilung in der Hand? Konnte ich einem terranischen Technik-Dealer soweit trauen, dass ich mir dieses Teil wirklich auf die Haut klebte?
    Es hatte schon lange bevor diese ganze Scheiße anfing eine Menge Leute gegeben, die sich meinen Tod wünschten. Und die Zahl derer war in den letzten paar Stunden deutlich gestiegen. Wer

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