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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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, wenn ich nicht irre.“ Sie schaute mich an und ihre Mundwinkel zuckten. „Und eigentlich irre ich nie.“
    Ich verkniff mir eine zynische Bemerkung dazu. Auch wenn ich es wollte, hatte ich doch jetzt ganz andere Sorgen. Eine Delta4 war eines der schwerstbewaffneten Kanonenschiffe, die je gebaut wurden. Wenn dieses Ding auf uns angesetzt worden war, dann waren wir gründlich am Arsch. Dann hätten wir uns mehrere Kilometer tief in der Erde verstecken und unter mehreren Metern Stahlbeton eingraben können und lägen immer noch auf dem Präsentierteller.
    „Schön“, kommentierte ich unseren bevorstehenden Tod mit dem bisschen Zynismus, der mir noch geblieben war. „Dann werden wir ja wenigstens von den besten und durchschlagsfähigsten Geschützen des Sonnensystems durchsiebt und sterben nicht nur durch ein paar langweilige Kugeln!“
    Ich hätte ja nie gedacht, dass ich mit einem zynischen Spruch auf der Zunge in den Armen einer KI sterben muss, pulverisiert von einem mächtigen Energiegeschütz, das eigentlich für zwei jämmerliche Gestalten wie uns viel zu überdimensioniert war.
    „Die sind nicht vom Protektorat“, meldete sich Toluca aus den Inneren, in das er sich zwischenzeitlich wieder verkrochen hatte. „Das sind unsere!“
    Ich riss meinen Blick herum. „Woher willst du das wissen?“
    Toluca kam nun auf dem Bauch zu uns zurückgekrochen.
    „Ich habe Stavangers Nano-Boss gehackt und eine todsichere Com-Verbindung zu ihm aufbauen können. Sie haben uns auf ihrem Scanner und wissen, wo wir sind. Wir müssen unter allen Umständen hier in der Anlage bleiben. Die werden jetzt versuchen, die Soldaten zu verscheuchen!“
    Das dumpfe Dröhnen wurde lauter und schon legte sich ein gigantischer Schatten über uns. Das Kanonenschiff schwebte jetzt nur noch wenige Meter von uns entfernt über der Abwasserschlucht. Man konnte erkennen, wie die Energieschilde hochfuhren. Ein leicht bläuliches Glitzern huschte über die schwarze Außenhülle des Gleiters, der ein bisschen ausschaute wie ein antiker Pfeil mit zwei mächtigen Flügeln an den Seiten. Das Surren der Protonenwerfer, die sich gerade auf ihr Ziel ausrichteten, vermischte sich mit dem tiefen Donnergrollen der Antriebsaggregate.
    Die Soldaten begannen auf das Schiff zu Feuern, doch die Kugeln aus ihren Sturmgewehren kitzelten die Schilde der Delta4 nicht einmal. Die mächtigen Energiewaffen am Bug des Gleiters heulten kurz auf und entluden daraufhin ihre todbringenden Salven auf die Fußtruppen. Ein gewaltiger Knall folgte, dann eine Druckwelle, die Staub und Dreck mit der Macht einer mittleren Atombombe über das Areal verteilte.
    Wir versuchten unsere Köpfe mit den Armen zu schützen, während wir von kleineren Gesteinsbrocken bombardiert wurden. Toluca schrie kurz und trocken auf. Ich drehte meinen Kopf und sah, dass er an der Schläfe blutete. Es schien aber nicht ernst zu sein. Viel ernster war plötzlich meine Sorge um die Soldaten. Beziehungsweise um einen bestimmten Soldaten. Ich hatte im Spiegel eine dunkelhaarige Frau erkannt. Dass Tijuana diese Frau war schloss ich zwar aus, aber sicher sein konnte ich mir dessen nicht. Ich hoffte und betete, dass sie nicht unter ihnen war.
    Als sich der Staub verzogen hatte und sich langsam eine unheimliche Stille über die Gegend senkte, hob ich meinen Kopf und spähte ums Eck. Schwarzer Rauch und dichte Flammen nahmen mir stellenweise die Sicht, dennoch konnte ich sehen, wie der Trupp den Rückzug antrat. Der Gleiter hatte glücklicherweise nicht mitten in ihre Formation gefeuert, sondern den Soldaten einfach nur einen Warnschuss vor den Bug erteilt. Das hatte ausgereicht, um sie zur Aufgabe zu zwingen.
    Der Gleiter kreiste indes nun in seiner ganzen Größe direkt über uns und eine kleine Luke an der Seite öffnete sich. Die Triebwerke verwirbelten den Staub und den Rauch, sodass sich kleine Windsäulen bildeten. Ich hob die Hand, um meine Augen zu schützen, als ich eine Gestalt direkt an der offenen Luke stehen sah. Sie winkte uns zu. Als der Gleiter noch etwas niedriger ging, erkannte ich Stavanger, der in einen schwarzen MDA-Kampfanzug gekleidet war.
    „Los!“, schrie er durch den Triebwerkslärm. „Beeilt euch! Die haben uns bestimmt schon entdeckt!“
    Wir liefen los. Mit einem gekonnten Satz erreichte ich als erster die Luke und kletterte ins Innere des Gleiters. Sydney folgte mir in kurzem Abstand. Dann kam Toluca, der nicht ganz so geschmeidig den Innenraum erklomm und von Stavanger am

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