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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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in dem eine zu große Nase thronte. Ihre Lippen waren zu schmal für meinen Geschmack und ihre Augen hatten auch nicht mehr die geschwungene Eleganz ihres wahren Gesichtes. Als Sydney bemerkte, dass ich sie anschaute, lupfte sie ihre linke Augenbraue.
    „Ist etwas, Sassilein?“
    Ich runzelte die Stirn und beschloss, dass die anderen Fahrgäste unsere Unterhaltung wenn möglich nicht bekommen sollten und schickte ihr eine Gedankennachricht.
    „ Sassilein? Wie war es mit den Kosenamen?“ Sydney zuckte kaum merklich mit den Achseln.
    „Wir spielen hier eine Rolle, Ark. Nimm das nicht so ernst.“ Ich knurrte.
    „Ja, aber Sassilein? Ist ja schrecklich.“
    „Okay, wenn es dich stört…“
    „Syd?“
    „Ja?“ Ich stoppte meine Gedanken für kurze Zeit. Sydney schaute mich erwartungsvoll an.
    „Ich bin froh, wenn ich dein echtes Gesicht wiedersehen kann.“
    „Ich auch“, lachte sie in Gedanken. „Wir sehen echt scheiße aus, nicht wahr?“
    Jetzt lachte ich auch, doch als ich aus dem Sichtfenster schaute, zuckte ich plötzlich zusammen. Am Horizont erkannte ich eine rote Staubwolke, die schnell näher zu kommen schien. Die anderen Fahrgäste hatten diese ebenfalls schon bemerkt, zeigten aufgeregt in die Richtung und tuschelten.
    „Was ist das?“, fragte ich Sydney, diesmal laut. „Ein aufkommender Sturm?“
    Die KI schaute nun ebenfalls angestrengt aus dem Fenster. Mit ihrer Zoom-Optik fokussierte sie die riesige Wolke.
    „Nein“, murmelte die KI. „Da kommen Fahrzeuge. Ich zähle sechzig leicht gepanzerte Militär-Rover.“
    Ich riss die Augen auf und versuchte ebenfalls, in der Wolke etwas zu erkennen. Aber meine menschlichen Augen sahen nur roten Staub.
    „Protektorat?“, flüsterte ich. Sydney schüttelte den Kopf.
    „Die Rover tragen allesamt das Hoheitszeichen der UDS.“
    „UDS?“, entfuhr es mir und erregte damit die Aufmerksamkeit einiger Fahrgäste, die mich nun irritiert anschauten.
    „Was sagen Sie da, junger Mann?“, fragte mich eine der Damen vor uns. Ich erwiderte nichts, sondern starrte beunruhigt aus dem Fenster. Militär-Rover der UDS? Ich konnte es kaum glauben.
    „Bist du dir sicher?“, fragte ich Sydney und senkte meine Stimme wieder. Die KI schaute mich an. In ihren Blicken lag große Sorge.
    „Ja, bin ich. Was hat das zu bedeuten?“
    „Ich weiß es nicht“, antwortete ich und schüttelte langsam und nachdenklich den Kopf. Was auch immer die UDS hier zu suchen hatte, sie mussten schon vor mehreren Wochen von Terra aus gestartet sein. Momentan standen der Mars und die Erde in einer besonders günstigen Oppositionsentfernung zueinander, Astronomen sprachen von einer Perihelopposition. Das bedeutete, dass Erde und Mars in etwa 60 Millionen Kilometer voneinander entfernt waren. Mit einem Schiff, das über die neuesten Antimaterieantriebe verfügte, legte man eine solche Reise in ungefähr zweieinhalb Monaten zurück. Aber soweit ich wusste, verfügte die UDS nicht über so hochentwickelte Schiffe. Meinem Wissensstand nach verfügten sie eigentlich über gar keine Schiffe, die für den Interplanetarverkehr zu gebrauchen waren. Allem Anschein nach war ich da fürchterlich im Irrtum.
    Aber das war im Grunde auch egal. Viel entscheidender war die Frage nach dem Warum. Warum waren sie hier? Und warum gerade jetzt, da alles auseinanderzufallen drohte? Waren sie als Unterstützung der Protektorats-Truppen hier, weil das Regime schon lange Kenntnisse über eine nahende Invasion besaß? War das hier der Oregons Masterplan? Immerhin lud man keine Invasionsarmee zu sich ins Wohnzimmer ein, wenn man sich nicht hundertprozentig sicher sein konnte, diese auch zurückschlagen zu können.
    UDS und Protektorat arbeiteten zusammen, das wusste ich. Die UDS hatte sich hier auf dem Mars ihre Verbündeten gesucht, da sie auf Terra von der State Alliance vollkommen isoliert worden waren. Sie unterstützten Oregon schon lange, allein in der Hoffnung, aus einer möglichen Unabhängigkeit des Mars` Kapital, oder besser gesagt, Macht schlagen zu können. Gehörte die Landung von UDS-Truppen zu einem lange gehegten Plan? Oder waren sie vielleicht doch schon länger hier auf dem Mars, ohne dass es irgendjemand mitbekommen hatte und waren jetzt gerufen worden, um Ordnung ins Chaos zu bringen?
    Ich starrte, wie alle anderen auch, gebannt aus dem Fenster. Die Wolke kam näher und langsam wurden auch für mich die Fahrzeuge sichtbar. Eine schier endlose Kolonne von Rover, in staubroten Tarnfarben

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