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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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Privat-Rover erlitten hatten, an diesen Koordinaten aufzunehmen.
    „Sind wir“, sagte ich, setzte meinen Fuß auf die erste Stufe der kleinen Einstiegsrampe und nahm meine Sauerstoffmaske ab. Glücklicherweise ließ sich die Maske, ohne den Emitter zu stören, über das Holoface legen. „Danke, dass Sie uns helfen.“
    Der Fahrer, ein älterer Herr um die fünfzig mit schütterem grauem Haar, nickte mir zu.
    „Sie haben Glück, dass die Leitstelle ihre Panne registriert und mich angerufen hat. Normalerweise fahre ich nämlich nicht diese Route. Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, alleine in die Outbacks zu fahren?“
    „Oh, das war alles meine Schuld“, warf Sydney ein und umklammerte meinen Arm. Auch sie hatte, um den Schein zu wahren, eine Sauerstoffmaske aufgesetzt, von der sie sich jetzt befreite. Zudem hatte sie sich eine kleine lederne Handtasche umgehängt, in der sie ihre Phasenpistole verstaut hatte. „Ich habe mein Baby hier dazu überredet. Ich bin so abenteuerlustig, wissen Sie? Und wozu hat man schließlich einen privaten Rover?“
    Ich lächelte Sydney an. Die Rolle des dummen reichen Mädchens spielte sie ganz gut.
    „Ja, aber ich habe dem zugestimmt. Es war eigentlich meine Schuld, Mausi“, sagte ich mit übertriebener Sänfte in der Stimme. „Ich hätte uns nicht dieser Gefahr aussetzen dürfen.“
    „Dafür war die Nacht im Rover sehr kuschelig“, grinste Sydney alias Dakota. Der Fahrer rollte mit den Augen.
    „Ist ja schon gut“, knurrte er. „Steigen Sie jetzt endlich ein? Die Gegend hier ist nicht die sicherste. Ich will weiter!“
    Wir nickten dem Fahrer zu und stiegen ein. Der Rover war nur zur Hälfte besetzt. Links und rechts des Durchganges befanden sich bequeme Sitzreihen und durch die großen getönten Sichtfenster hatte man einen guten Ausblick nach Draußen. Was auch immer man von der tristen Marslandschaft zu sehen erhoffte, es hatten sich immerhin knapp ein Dutzend Touristen gefunden, die eine solche Ausflugsfahrt mitmachen wollten. Die meisten von ihnen schauten uns neuzugestiegene Fahrgäste an, als hätten wir nicht mehr alle am Brett. Na ja, ich hätte an ihrer Stelle auch so geschaut. Die Outbacks waren kein Ort, den man mit einem Privat-Rover besuchen sollte. Ein Ausflugs-Rover war durch eine enorm dicke Außenhaut-Panzerung zumindest gegen die schlimmsten Bedrohungen hier draußen gewappnet: Marsstürme oder Outlaw-Angriffe. Über das On-Bord-Notsystem konnte der Fahrer zudem Hilfe von der Zentrale anfordern. Mit einem privaten Gefährt hingegen war man im Falle eines Falles hoffnungslos am Arsch.
    Wir setzten uns in die vorletzte Reihe, begleitet von Blicken, die uns vollkommene Intelligenzlosigkeit attestierten. In der Reihe vor uns saßen zwei ältere Damen, die erst untereinander tuschelten und sich dann zu uns herumdrehten.
    „Da haben Sie beide aber Glück gehabt“, sagte die Dame, die von uns aus rechts am Fenster saß. „Hier draußen wird es immer gefährlicher.“
    Ich nickte der Dame lächelnd zu, und die andere fügte an:
    „Ja, das hier ist wohl die letzte Tour, die Mars Tours in nächster Zeit machen wird. Die sagen, draußen vor der Stadt hätte es eine Schießerei mit einem Terroristen-Schiff gegeben. Es wurde zwar niemand verletzt, aber trotzdem. Ist das nicht schrecklich? Das Protektorat muss langsam etwas gegen diese verdammten Terroristen unternehmen!“
    „Das werden sie ja auch“, beruhigte die andere Dame ihre Bekannte und legte ihr eine Hand auf die Schultern. „Die haben schon etliche von ihnen verhaftet. Oregon wird für unsere Sicherheit sorgen.“
    „Ich hoffe, der General wird ihnen die Eier abreißen, wenn die es nochmal wagen sollten, uns anzugreifen“, giftete ihre Freundin. Ich beugte mich zu Sydney herüber.
    „Ganz schön renitent die Alte, was?“, flüsterte ich. Die KI grinste mich an und schwieg.
    Ich schaute an ihr vorbei aus dem Sichtfenster. Durch die Verdunkelung spiegelte sich mein Gesicht darin wider. Besser gesagt, war es das Holoface, das mich da anschaute. Ich musste gestehen, ich sah gar nicht mal übel aus. Der Emitter hatte mir ein junges, glattes Antlitz geschenkt. Makellos, aber nicht ohne eine gewisse Charakteristik. Dennoch mochte ich mein altes Gesicht definitiv lieber, auch wenn ich damit nicht wie ein Holo-Playboy ausschaute. Sydney hingegen hatte, wie ich leider eingestehen musste, etwas von ihrer Schönheit eingebüßt. Wenn auch nicht viel. Der Emitter hatte ihr ein Gesicht geschenkt,

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