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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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Soldat wiederholte seine Aufforderung und diesmal übersetzte es BAS.
    „Maschine abstellen!“
    Der Fahrer hatte den Befehl anscheinend ebenfalls übersetzen lassen und tat, wie ihm so freundlich geheißen wurde. Der Antrieb des Rovers fuhr mit leisem Wimmern runter und erstarb kurz darauf in einem gequälten Röcheln.
    Der erste UDS-Soldat betrat den Innenraum. Sein Helm erinnerte mich ein wenig an die allersten Cyborgs. Kabel und Schläuche wanden sich darum, über dem linken Auge des Mannes war ein Bionic-Eye angebracht. Das grünleuchtende Okular überflog die Passagiere. Sein rechter Arm war durch ein seltsames, metallenes Gestell mit seiner Waffe verbunden. Eine Art Targeting-System aus grauer Vorzeit, wie ich vermutete.
    „Das hier ist nur eine Routine-Kontrolle!“, sagte der Soldat emotionslos. BAS übersetzte etwas zeitversetzt. „Bleiben Sie alle ruhig sitzen!“
    Hinter ihm trat nun ein weiterer Soldat ein, genauso ausgerüstet wie sein Vordermann. Der Erste ging wortlos durch die Reihen und scannte das Gesicht eines jeden einzelnen Passagiers per Bionic-Eye. Der grünliche Strahl aus dem Auge glitt über die Konturen der Fahrgäste. Wenn diese Typen einen vernünftigen Scanner einsetzten, würden sie unsere Holofaces schnell erkannt haben. Und das wär´s dann. Dann waren wir am Arsch!
    Ich umschloss den Griff der Waffe und auch Sydney hatte ihre innerliche Ruhe, die sie bis dato beharrlich pflegte, aufgegeben. Meine Blicke wanderten zu dem Typ in der zweiten Reihe. Der erste Soldat war an ihm vorbeigegangen und hatte sich auf die linke Sitzreihe konzentriert, doch jetzt begann sein Kollege hinter ihm, die andere Reihe abzusuchen.
    Plötzlich knallten zwei Schüsse. Der Kerl vor uns hatte tatsächlich eine Waffe hochgerissen und dem zweiten Soldaten zwei Kugeln in den Unterleib verpasst. Dieser brach stöhnend zusammen. Noch bevor sein Kollege reagieren konnte, wirbelte der bewaffnete Passagier herum und verpasste ihm einen gezielten Kopfschuss. Der Schädel des Soldaten zerplatzte wie eine Melone, Blut und Hirnmasse spritzten über mich und einige andere Fahrgäste hinweg. Einige schrien, andere sprangen panisch auf und versuchten, den Rover zu verlassen. Doch der ebenfalls sichtlich in Panik geratene Bewaffnete schwenkte seine Waffe durch die Gegend und schrie:
    „Alle sitzenblieben! Bleibt alle sitzen, verdammt!“
    Ich zog die Sixton aus dem Holster und rutschte etwas tiefer in meinen Sitz. Sydney tat es mir gleich und schaute mich fragend an.
    „ Noch nicht“, gab ich ihr kopfschüttelnd und per Gedanken zu verstehen.
    Für die KI wäre es wohl ein leichtes, den Scheißkerl außer Gefecht zu setzen. Ich sah aus dem Fenster. Draußen herrschte nun helle Aufregung. Soldaten sprangen aus ihren Fahrzeugen und bezogen mit erhobenen Gewehren Stellung, die nächstpositionierten Rovers drehten ihre Frontgeschützte in unsere Richtung.
    Meine Blicke wirbelten wieder zu unserem Amokläufer. Ich konnte nun endlich sein Gesicht erkennen. Ein junger Bursche, höchstens Mitte zwanzig, mit dunklem Dreitagebart und der passenden Verbrechervisage. Eine kleine Narbe zierte seine linke Kinnhälfte. Ich ließ BAS nach einem Namen in der Datenbank suchen. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis mir mein Nano-Boss einen Namen ausspuckte: Debrecen Bokros, streamregistriertes Mitglied von Sturmtrupp Blau . Verdammte Scheiße! Ich hatte geglaubt, wir hätten damals in den Outbacks jeden Sturmtruppler umgelegt. Da hatte ich mich wohl geirrt. Wieder einmal!
    „ Er ist von Sturmtrupp Blau“, gab ich der KI in Gedanken zu verstehen. Sydney schaute mich fragend an.
    „ Aber was…“, begann sie, da hatte sich Debrecen schon eine junge blonde Passagierin geschnappt. Sie schrie kurz und trocken auf, als der Sturmtruppler sie mit festem Griff an sich presste und ihr seine Waffe an die Schläfe hielt.
    „Ganz ruhig“, flüsterte er ihr zu. „Wenn du keine Scheiße baust, wird alles gut.“
    Die junge Frau zitterte am ganzen Leib, ihre Augen waren feucht von Tränen. Aber sie nickte als Zeichen, dass sie verstanden hatte.
    Langsam legte ich meine Waffe auf den Sitz vor uns. Sydney riss ihre Augen auf.
    „ Was hast du vor?“, schrien mich ihre Gedanken an.
    „ Die Lage retten, bevor sie eskaliert“, gab ich ruhig zurück.
    Ich wusste, dass keiner der Soldaten da draußen auch nur einen Hehl daraus machte, einen marsianischen Ausflugs-Rover in die Luft zu jagen, wenn es ihnen zu bunt würde. Und niemand würde

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