Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Netha-Chrome

Netha-Chrome

Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
Vom Netzwerk:
Netha-Chrome ihren Feldzug gegen die Regierung von sich aus einstellte, um ihre Leute und somit die ganze Hacker-Gemeinschaft zu schützen.
    „Ich brauche noch zehn Minuten, dann bin ich da. Beeilen Sie sich“, sagte ich und beendete die Übertragung.

    Je weiter ich mich dem Spaceport-District näherte und je monströser sich der riesige Kamin vor mir auftat, desto mehr wunderte ich mich darüber, wie wenig sich durch den Blackout in dieser Gegend verändert hatte. Während die Innenstadt im Chaos untergegangen war, schien hier nichts geschehen zu sein. Aber im Grunde war es zu erwarten. Die Bewohner des Spaceport-Districts waren, genauso wie die Leute aus der Brick, nicht ganz so abhängig vom Stream wie im Rest der Stadt. Die Porters, so wie sich die Bewohner hier selbst nannten, hatten einfach meistens andere Probleme am Hals, als dem allgegenwärtigen Stream-Wahnsinn zu huldigen. Und wenn es nur der Kampf gegen die hiesigen Behörden war, die versuchte, die illegal errichteten Blechbuden wieder abzureißen. Diese standen aber leider direkt unter dem riesigen pilzähnlichen Kamin, den die Raumer nutzten, um durch die Glaskuppel zu fliegen; auf sogenanntem totem Land. Einem Bereich, der niemals als Bauland ausgewiesen worden war. Es gehörte niemandem, also war das Recht aufseiten der Wildbauer. Dennoch riss der Kampf gegen die Behörden niemals ab. Aber die Porters waren zum größten Teil viel zu stur und auch viel zu kriminell, als dass sie sich von ein paar blassen Gestalten der Baubehörde von ihrem geliebten Schandfleck vertrieben ließen.
    Der Abend dämmerte bereits, als ich das Zentrum des Spaceport-Districts erreichte. Normalerweise wäre genau das die Zeit, in der man sich möglichst weit von dieser Gegend entfernte. Ich aber steuerte genau in die entgegengesetzte Richtung, wie ein von Todessehnsucht getriebener Superheld, der sich dem letzten Kampf gegen das Verbrechen entgegenwarf. Aber ich war weiß Gott nicht hier, um mich mit Straßenbanden, Dealern und Menschenhändlern zu prügeln. Ich hatte mich in der Hoffnung hierher begeben, Antworten zu erhalten. Und die wollte ich auch bekommen. Sollte es kosten, was es wollte.
    Als das Matilda`s in Sichtweite kam, hielt ich inne und schaute mich aufmerksam um. Einige wenige düstere Gestalten schlichen durch die engen Gassen, die gesäumt waren von Wellblechhütten und zahlreichen anderen architektonischen Kunstwerken, die nicht einmal den Namen Hütte verdient hatten. Ein paar argwöhnische Augenpaare verfolgten mich in der aufkommenden Dunkelheit, die unter dem Kamin noch bedrohlicher wirkte als im Rest der Stadt. Aber niemand schien wirklich Interesse daran zu haben, mich in irgendeiner Weise belästigen zu wollen. Und obwohl ich kaum erwarten konnte, von der Straße wegzukommen, blieb ich, wo ich war. Ich wollte diesen Laden nicht ohne Sydney betreten, also kontaktierte ich die Agentin kurzerhand. BAS stellte mich sofort durch.
    „Sydney, wo stecken Sie?“ Ein kurzes Rauschen erklang, dann meldete sich eine vertraute Stimme direkt hinter mir und ließ mich zusammenzucken.
    „Ich bin hier“, sagte Sydney und ich drehte mich zu ihr um. Es tat so gut, sie zu sehen. Nicht nur, weil selbst einem erfahrenen, kampferprobten und bewaffnetem Tracer wie mir in den düsteren Gassen des Districts berechtigterweise die Muffe ging. Nein. Ich hatte ihre Nähe vermisst, kaum da wir uns getrennt hatten. Seitdem waren vielleicht nur zwei oder drei Stunden vergangen, und dennoch machte mein Herz gerade fast Luftsprünge.
    Es war vollkommen verrückt. Langsam beschlich mich das eigenartige Gefühl, dass ich mich bis über beide Ohren in die kleine KI verknallt hatte. Aber ich konnte mich momentan nicht mit diesem Gedanken beschäftigen. Es gab sehr viel Wichtigeres, und ich brauchte einen klaren Kopf. Tijuanas Gefangennahme, der Blackout, die immer noch vorhandene Amnesie, das Chaos in der Stadt, der Aufmarsch der Protektorats-Soldaten. Zeit, um über Gefühle nachzudenken, hatte ich nicht.
    „Sydney“, entfuhr es mir überrascht und ich versuchte, meine Freude über unser Wiedersehen nicht durchscheinen zu lassen. Mir wäre es momentan nicht möglich, der KI zu erklären, wieso ich mich wie ein Dackel über die Rückkehr seines Frauchens freute.
    „Toluca will mich dort drinnen treffen“, sagte ich und zeigte Richtung Matilda`s. Trotz der Dunkelheit konnte ich erkennen, wie die Agentin ihre Stirn runzelte.
    „Wir sollten vorsichtig sein“, murmelte sie leise

Weitere Kostenlose Bücher