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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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Morphins wie die Hölle, und mein Gedächtnis war immer noch löchrig wie ein Käse. Wenn das eine Falle sein sollte, war dies wohl der denkbar schlechteste Tag, um hineinzutappen und umgelegt zu werden.
    „Okay! Ich gehe vor. Ich weiß, wie man sich in dieser Gegend verhalten muss. Sie bleiben hinter mir und halten die Füße still.“ Die KI schaute mich fragend an.
    „Wie soll ich meine Füße still halten, wenn ich Ihnen gleichzeitig folgen soll?“ Ich knautschte meine Lippen.
    „Das sagt man nur so, Syd. Tun Sie einfach nichts, was uns als Angehörige des Sicherheitsdienstes verraten könnte, in Ordnung? Nicht so wie beim letzten Mal, als wir hier waren.“
    „Beim letzten Mal haben Sie mich provoziert. Ich hatte Ihnen lediglich eine Lektion erteilen wollen.“ Ich seufzte leise.
    „Halten Sie sich aber heute mit Lektionen zurück, ja? Ich möchte dieses Viertel in einem Stück verlassen.“ Die Agentin nickte leicht.
    „In Ordnung. Sie gehen vor.“
    Ich checkte kurz meine Waffe und stiefelte dann über den schwach beleuchteten Weg zum Eingang hinüber. Der langhaarige und enorm breitgebaute Türsteher der Bar visierte mich schon von weitem an. Als ich mit Sydney in meinem Rücken an ihn herantrat, musterte er mich und meine Begleitung aufmerksam.
    „Ihr seid nicht von hier, mh?“, grunzte er in seinen dichten, dunkelhaarigen Bart und steckte sich ganz beiläufig eine Synth-Zigarre in den Mund. Als sie selbsttätig entzündete, drang ein stechender Geruch zu uns herüber. Das war definitiv keine legale Zigarre.
    „Nein, wir wollen uns nur mit einem Freund treffen“, antwortete ich so lässig, wie es mir im Augenblick nur möglich war. Sydney trat aus meinem Rücken heraus.
    „Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass diese Art von Zigarren illegal ist und ihr Konsum mit zwei Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden?“ Ich biss meine Zähne zusammen und wirbelte auf dem Absatz herum.
    „Sydney!“ Wieso hatte ich mich nochmal darüber gefreut, dass sie da war?
    Im schwachen Licht der Bar-Beleuchtung konnte ich Sydneys Gesicht erkennen. Sie schien ein wenig über sich selbst erschrocken zu sein.
    „Tut…mir leid“, sagte sie leise und schüttelte mit sich selbst hadernd den Kopf. „Macht der Gewohnheit. Eine KI kann sich Gewohnheiten noch schlechter abgewöhnen als ein Mensch.“
    Der Türsteher knurrte.
    „Mh, KI-Bullen.“ Ich wandte mich wieder um.
    „Nur einer von uns. Ich bin kein Bulle“, sagte ich fast schon entschuldigend. „Und schon gar keine KI.“ Der brummige Typ winkte ein wenig angewidert ab und sog ganz lässig den Rauch seines berauschenden Glimmstängels ein.
    „Gebt euch keine Mühe. Toluca hat mir bereits gesteckt, was ihr für Gestalten seid. Kommt rein, er erwartet euch.“ Interessant. Der düstere Gesichtsteppich sprach in der Mehrzahl. Anscheinend hatte Toluca erwartet, dass ich nicht alleine kommen würde. Schade. Eigentlich wollte ich da reinstiefeln und „Überraschung“ rufen.
    Als der Typ uns bedeute, ihm zu folgen, warf ich Sydney nochmals einen giftigen Blick zu. Ich hoffte, dass das ihr erster und letzter Aussetzer war, ansonsten sah ich für mein Bestreben, mit heiler Haut hier herauszukommen, tiefschwarz. Aber Sydney schien zu verstehen, wie die Dinge lagen. Die Agentin schaute reuig zu mir auf und nickte dann entschuldigend.
    Wir betraten hinter dem Türsteher die dunkle Bar. Nur wenige Deckenlampen erhellten den Raum, in dem sich nur eine Handvoll Gäste aufhielt. Die meisten nahmen keine Notiz von uns, lediglich ein in schwarz gekleideter Herr mit dunklem, kurzgehaltenem Oberlippenbart und einer seltsam altmodischen, kreisrunden Brille beäugte uns aus einer stillen Stehtischecke aus. Vor sich stand ein großes Glas mit türkisfarbenem und hell leuchtendem Inhalt. Ich kannte dieses süßliche Gesöff, hatte ich mich doch schon einmal furchtbar damit abgeschossen und vertrug inzwischen nicht einmal mehr den Geruch. Marswood , wie das Zeug genannt wurde, roch unerträglich stark nach Waldmeister und Anis, schmeckte seltsamerweise aber nach etwas völlig anderem.
    Der Türsteher führte Sydney und mich an einen Stehtisch, dem argwöhnischen Beobachter direkt gegenüber.
    „Möchtet ihr etwas trinken?“, raunzte der Kerl, während meine wachsamen Blicke durch die gesamte Bar streiften. Ich sondierte jede noch so dunkle Ecke, konnte aber keine Anzeichen von eventuell aufkommendem Ärger entdecken.
    „Wo ist Toluca?“, fragte Sydney und wandte sich

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