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Netha-Chrome

Netha-Chrome

Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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und sondierte die Umgebung. „Obwohl ich nicht glaube, dass von dem Regulat irgendeine Gefahr ausgeht, verstehe ich nicht, wieso er Sie treffen wollte. Und vor allem, wieso er Sie hier treffen wollte.“
    Ich neigte den Kopf zur Seite. „Toluca und die anderen haben ihr Versteck im Neocortex bestimmt schon aufgegeben und sich einen anderen Unterschlupf gesucht“, mutmaßte ich. „Und was wäre dafür besser geeignet als diese Gegend, in die sich nicht einmal der MSS hin traut.“
    „Der MSS fährt hier regelmäßig Streife, Arkansas“, entgegnete die Agentin etwas säuerlich. Meine Mundwinkel zuckten leicht nach oben.
    „In schwergepanzerten Einsatzfahrzeugen.“ Sydney lupfte ihre Augenbrauen und zuckte kaum sichtbar die Achseln.
    „Aber wir fahren Streife.“ Ich winkte ab.
    „Ist ja auch egal. Sie wollten mir etwas Interessantes mitteilen. Haben die obersten Zehntausend etwa aus dem Nähkästchen geplaudert?“
    „Nicht wirklich“, antwortete Sydney und holte tief Luft. „Dennoch sind einige sehr interessante Fakten zum Vorschein gekommen.“
    „Und die wären?“, fragte ich ungeduldig.
    „Ich habe mit mehreren Personen sprechen können, die einige uns bekannte Namen im Zusammenhang mit Netha-Chrome genannt haben. Wie zum Beispiel Virginia Dawsons Name.“ Ich zuckte zusammen.
    „Virginia Dawson? Wollen Sie damit sagen, die Kleine war Mitglied bei Netha-Chrome, bevor sie sich entschied, Asharow auf seiner Terror-Mission zu folgen?“ Sydney nickte bestätigend.
    „Ja. Und obwohl ich keinerlei Beweise für eine Verbindung zwischen ihr und Netha-Chrome finden konnte, waren es doch die übereinstimmenden Aussagen von mehreren Personen, die mich davon überzeugt haben, dass es durchaus der Wahrheit entspricht.“
    Ich runzelte die Stirn. „Das hat Washington seinerzeit mit keinem Wort erwähnt.“
    „Vielleicht wusste er es nicht.“ Ich schüttelte nachdenklich den Kopf.
    „Unwahrscheinlich.“
    „Er und seine Tochter standen sich zum Schluss nicht mehr besonders nahe“, warf Sydney ein. Ich fuhr mit einer Hand durch mein Gesicht.
    „Ist im Grunde auch nicht wichtig“, murmelte ich und schaute die Agentin an. „Mir macht die immer wahrscheinlicher werdende Verbindung zwischen Netha-Chrome und Sturmtrupp Blau viel mehr Sorgen.“ Sydney schaute mich fragend an.
    „ Sturmtrupp Blau wurde zerschlagen…“
    „Das dachte ich bis vor kurzem auch. Aber während Sie durch die marsianische High Society getingelt sind, hat mich ein alter Freund aufgesucht und mir schmerzhaft zu verstehen gegeben, dass Vitali Asharow noch am Leben ist. Die ganze Sache scheint noch lange nicht ausgestanden zu sein.“
    „Asharow lebt noch?“, brach es aus der Agentin heraus.
    „Wie es aussieht, ja. Und ich könnte mir vorstellen, dass er ziemlich angepisst ist.“
    „Wenn er seine Hände im Spiel hat, müssen wir besonders vorsichtig sein“, warnte Sydney. Aber das musste sie weiß Gott nicht erwähnen. Die Sache lag inzwischen klar. Zumindest für mich. Virginia Dawson war vor ihrem Gastauftritt in der Terrorzelle Mitglied bei Netha-Chrome. Es gab also eine Verbindung, von der ich ausgehen musste, dass sie auch heute noch Bestand hatte. Welche Rolle spielten also Toluca und seine Gebilden-Hacker? Waren sie für oder gegen Netha-Chrome?
    Meine Blicke wanderten erneut zum Matilda`s und langsam überkam mich das dumme Gefühl, dass es eine ganz schlechte Idee war, hierherzukommen. Ich kannte Tolucas Absichten nicht, und auch wenn Tijuana ihm voll und ganz vertraute, ich tat es nicht. Und jetzt schon gar nicht mehr.
    Die Beleuchtung der Bar flackerte und nur ein einziger Türsteher verrichtete davor seinen Dienst. Ich überlegte, ob er uns überhaupt einlassen würde, ohne dass wir uns als MSS-Angehörige zu erkennen geben mussten. Denn wenn wir das tun mussten, hätten wir innerhalb kürzester Zeit mehr Augenmerk auf uns gerichtet, als es in dieser Gegend gesund gewesen wäre.
    „Wollen wir immer noch da hineingehen?“, fragte ich Sydney.
    „Sie vermuten eine Falle?“ Ich zuckte die Achseln.
    „Ich vermute inzwischen hinter alles und jedem eine Falle.“
    „Es wäre eine ziemlich plumpe Falle“, sagte die KI-Agentin leichthin. Ich nickte kaum sichtbar und beschloss einfach, es vorerst nicht als Falle anzusehen. Aber ich musste dennoch hellwach sein, obwohl es mir langsam schwerfiel. Der Tag war lang gewesen, fast zu lang. Ich spürte jeden Knochen im Körper, mein kybernetischer Arm schmerzte trotz des

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