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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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nicht mit Krieg überzogen oder sonst irgendetwas getan, was einen derartigen Krieg rechtfertigen könnte.
    Ich atmete tief durch, rieb mein Gesicht und drückte mich an die kalte Wand hinter mir. Dieses riesige Puzzle bekam immer mehr Kontur.
    „Wenn die Terraner eine Invasionsstreitmacht schicken sollten, werden sie zahlenmäßig so überlegen sein, dass die Protektorats-Milizen schnell kapitulieren werden“, warf ich ein und versuchte, den Ernst der Lage irgendwie herunterzuspielen. Aber ich bemerkte schnell, dass dies nicht möglich war, wenn ich die Miene des Agenten studierte.
    „Milizen gibt es nicht mehr“, knurrte dieser. „Das Protektorat hat im Verborgenen eine Streitmacht aufgestellt, die zahlenmäßig zwar unterlegen ist, durch ihre Hochtechnologie jedoch durchaus in der Lage wäre, die, aus technologischer Sicht hoffnungslos unterlegenen Truppen der Erde, zu besiegen. Unsere Kriegstechnologie ist der ihrigen leider um Lichtjahre voraus. Und darauf spekulierte das Protektorat von Anfang an. Es ist meiner Meinung nach zwar furchtbar vermessen, aber würden sie die terranischen Truppen auf ihrem eigenen Territorium vernichtend zurückschlagen, gingen sie als glorreiche Verteidiger in die Geschichte ein und könnten alle nur erdenklichen Forderungen an die State Alliance stellen.“
    „Sie könnten die Unabhängigkeit von Terra fordern“, bemerkte Sydney. Washington nickte zustimmend.
    „So sah ihr Plan aus. Sie wussten, dass sie niemals die Unabhängigkeit erklären konnten, ohne als Kriegstreiber dazustehen. Außerdem verfügen die Marsianer nicht über die notwendigen Ressourcen für eine interplanetarische Kriegsflotte. Also musste das Protektorat die Terraner solange provozieren, bis diese eine Streitmacht schicken. Diese Streitmacht würde, wenn ihr Plan aufginge, vernichtend geschlagen. Und als Entschädigung erhielte der Mars seine Unabhängigkeit und die schon lange geforderte Kontrolle über die automatischen Bergbaukolonien auf Europa und Io.“
    „Der Grundstein zu einer marsianischen Großmacht“, ergänzte ich.
    Langsam gaben meine Knie nach und ich rutschte an der Wand entlang nach unten. Dort verweilte ich, mit angezogenen Knien, die Hände vor meinem Gesicht. Ich schaute dabei garantiert wie ein Häuflein Elend aus, aber das war mir egal. Für den Moment erschien das alles ein bisschen viel. Ich musste so vieles verarbeiten. Ich hatte einem falschen System gedient, hatte mich manipulieren und lenken lassen. Ich hatte in dem Glauben gelebt, das marsianische System sei das einzig richtige. Die Terraner waren die Bösen, wir die Guten. Ganz simpel. Mars gut, Terra böse. Doch innerhalb von Minuten war dieses Weltbild komplett verschoben worden. Ich hatte wie viele andere auch geglaubt, das vorherrschende System sei ein sinnvolles Instrument, um Ordnung und Frieden aufrecht zu erhalten. Ich wurde getäuscht. Ich hatte mein ganzes Leben eine Lüge gelebt, gestreut von einer Regierung, dessen Oberster Protektor ein ganzes Volk unter seiner Kontrolle hielt.
    „Es muss eine andere Lösung geben“, sagte ich leise. „Es kann und darf nicht sein, dass es einen Krieg gegen unsere Bevölkerung gibt, nur um Oregon und sein Protektorat zu stürzen! Das Volk darf nicht unter den Folgen einer solchen Invasion leiden. Es kann doch nichts dafür!“
    „Das wissen wir“, gab Washington zu verstehen. „Und das wissen die Terraner auch. Aber die State Alliance sieht keine andere Lösung für das Problem. Der Mars kann und darf nicht unter einer Diktatur geführt werden. Dazu ist dieser Planet zu wichtig. Millionen von Menschen sehen in ihm die Zukunft unserer Rasse.“
    „Wir haben alles versucht, eine andere Lösung herbeizuführen“, bemerkte Omega. „Die Staatenallianz hat uns viel Zeit gewährt, um die Dinge selbst in den Griff zu bekommen. Vielleicht hätten wir immer noch die Zeit, um eine andere Lösung zu finden, wenn wir den Terranern nicht von den Internierungslagern berichtet hätten, die…“
    „Was?“, fuhr ich dazwischen. „Internierungslager? Was für Internierungslager?“
    „Um den Mars vor sämtlichen, terranischen Einflüssen zu schützen, hat das Protektorat die Flüchtlinge aus den Camps wie Point Hope oder Camp Arlington in Internierungslager in der Tharsis-Region gesteckt“, beantwortete Washington meine Frage.
    „Wir haben diese Lager zwar noch nicht finden können, wissen aber, dass sie existieren“, ergänzte Omega. „Vor rund drei Wochen haben wir den

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