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Netha-Chrome

Netha-Chrome

Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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klar. Zumindest so klar, wie es die gegenwärtige Situation zuließ. Tijuana hingegen stand immer noch unter dem Einfluss des Protektorates.
    Und plötzlich kam mir ein schrecklicher Gedanke. Wenn Tijuana herausfände, dass ich gerade mit dem Drahtzieher eines der schlimmsten Terroranschläge der marsianischen Geschichte paktierte, mich sogar von ihm in den Untergrund führen ließ, in dem es vermutlich von streamweit gesuchten Terroristen nur so wimmelte, dann hatte ich ein ernsthaftes Problem. Wie sollte ich ihr das alles klarmachen?
    Ich schaute den Streamling vor mir an, der unvermindert durch die engen, fast stollenartigen Gänge huschte und uns den Weg zeigte. Ich fragte mich, ob ich jemals hier herausfände, wenn ich BAS jetzt bitten würde, die Firewall zu aktivieren und somit die digitale Intelligenz daran hinderte, ihr Bild auf meiner Netzhaut darstellen zu können. Wenn ich zurückblickte und versuchte, den Weg durch die immer verworrenen Gänge und Stollen zu rekonstruieren, lautete die Antwort darauf eindeutig Nein.
    Ich beschleunigte meinen Gang und setzte mich direkt neben Omega-Theta.
    „Hey, Omega.“ Die DI blieb stehen.
    „Kann ich dir helfen?“, fragte er höflich. Es war seltsam. Je länger diese Gestalt in meinem Nano-Boss herumschwirrte, desto surrealer erschien mir diese Vorstellung.
    „Hör mal, ich muss dich um etwas bitten. Du musst das gleiche mit Tijuana abziehen, was du mit uns abgezogen hast. Du musst sie auch von diesem Programm befreien.“ Das ursprünglich vollkommen glatte und makellose Antlitz von Omega schlug kleine Sorgenfalten auf der Stirn.
    „Das könnte schwierig werden, Arkansas. Ich habe darüber schon mit Toluca gesprochen, gleich nachdem ihr uns im Gebilde besucht habt. Weißt du, es gibt Menschen, bei denen sich das Programm einfacher entfernen lässt. Und dann gibt es wiederum Menschen, bei denen das nicht ohne schwerwiegende Komplikationen vonstattengehen kann. Die neurologischen Abläufe im Gehirn eines Menschen sind sehr verschieden, auch wenn sie bei jedem einem biologisch vorgegeben Muster folgen. Vereinfacht ausgedrückt sind einige Menschen beeinflussbarer als andere. Wie ich bereits sagte, war die Entfernung dieses Programmes bei dir recht simpel, weil es ohnehin nicht mehr einwandfrei funktioniert hat. Bei Sydney war es vergleichsweise schwer, da es hunderttausende Funktionen und Dateien in ihre Sub-Routinen installiert hat. Aber ein Bi-Triguläres Gehirn ist nicht ganz so empfindlich wie ein menschliches. Wenn dort ausversehen spezifische Verhaltensmuster gelöscht werden, können diese sehr schnell mit einem Backup wieder hergestellt werden. Das passiert bei KIs automatisch durch deren Sicherheitsprotokolle. Bei Menschen sind Verhaltensmuster oder gar Fähigkeiten für immer verloren, wenn das Gehirn beschädigt wird. Und leider kann die vollständige Löschung des Mentha-Programmes solche Schäden hervorrufen kann. Um das auszuschließen, müsste das Gehirn eines betreffenden Menschen vor der Löschung ausreichend gescannt werden. Das ist auch einer der Gründe, warum wir uns eigentlich davor gesträubt hatten, Eraser in einem solch drastischen Umfang anzuwenden, aber wir hatten keine Wahl. Bei Tijuana und dir waren wir aber in der Lage, euer Gehirn vorher zu untersuchen…“ Er brach seine Erklärung ab und schaute mich entschuldigend an.
    „Und?“, wollte ich wissen.
    „Bei Tijuana besteht die erhebliche Gefahr, wichtige Bereiche in ihrem Hypothalamus zu schädigen, sollte Eraser bei ihr angewandt werden.“ Ich zitterte leicht.
    „Was…was könnte passieren? Ich meine…“
    „Der Hypothalamus ist das wichtigste Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems “, bemerkte Sydney hinter mir. „Selbst geringste Störungen dieses äußerst bedeutsamen Zwischenhirnareals wirken sich auf die Lebensfähigkeit des Individuums aus. Es regelt die Homöostase, die Nahrungs-, und Wasseraufnahme, Circadiane Rhythmik, Schlaf und das Sexual-, und Fortpflanzungsverhalten.“
    „Einfach ausgedrückt, wenn etwas schiefläuft, wird sie ein lebenslanger Pflegefall sein“, warf Washington ein und klang dabei kalt wie eine Maschine. „Wenn sie überhaupt überlebt.“
    Mir wurde eiskalt und eine seltsame Übelkeit kroch in mir hoch.
    „Dann…dann können wir sie also nicht retten?“, fragte ich kleinlaut, trotz dass ich die Antwort auf diese Frage gar nicht hören wollte. Denn ich ahnte, dass sie mir überhaupt nicht gefallen würde.
    „Ich fürchte

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