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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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BioPlecs konnten das. Gewissermaßen spionierte man damit sein Gegenüber während eines einzigen Zungenschlages aus, um anschließend in dessen Ego schlüpfen zu können, indem die gespeicherten Informationen in den Sub-Routinen der Nano-Bosse einfach quergetauscht wurden.
    Allerdings sollte man dies nur tun, wenn man sich mehr als gut kannte. So wie die beiden jungen Turteltäubchen neben mir. Andernfalls konnte der Austausch von Torchium ganz schnell ganz peinlich werden. Wenn man sich aber gut kannte und durch die anderen Nebenwirkungen spitz aufeinander wurde, hatte diese Droge stundenlangen und ekstatischen Sex zur Folge, bei dem der eine den Orgasmus des anderen erlebte.
    Diese eher als Party-Gag geplante Biotechnologie zu verharmlosen wäre gefährlich, schließlich hatte es damit schon zu viel Schindluder gegeben. Woraufhin der Erfinder von BioPlecs, die BioGen Technology, ihre bereits in den Umlauf gebrachten, organischen Viren kurzerhand codierte, sodass sie vollkommen wirkungslos wurden. Und anschließend die weitere Produktion komplett einstellte. Sämtliche Pläne zur Herstellung wurden vernichtet, als das Protektorat dieses Mittel vor rund einem Jahr verbat. Anscheinend gab es aber immer noch genug Torchium, um damit seinen kurzweiligen Spaß zu haben.

    Jemand wie ich, der noch nie mit dieser Droge in Berührung gekommen war, konnte sich die Wirkung eher schwerlich vorstellen. Wenn ich aber sah, wie schnell diese beiden übereinander herfielen und ich mir vorstellte, dass das Mädel gerade quasi im Körper des Jungen weilte und umgekehrt, musste ich unweigerlich schmunzeln. Und irgendwie bekam ich auch gerade Lust darauf.
    Ich schielte zu Sydney herüber und zuckte dann unwillkürlich zusammen, als plötzlich an mehreren Stellen aus dem Boden Flammen emporschossen. Anscheinend eine Pyro-Show der besonderen Art, die die Menge toben und johlen ließ.
    Die Bässe und der Rhythmus der Synthesizer-Musik veränderten nun ihre Intervalle und wurden schneller, gleichzeitig bewegten sich immer mehr Menschen im Takt der Musik. Meine Blicke irrten weiter umher, um das ganze Ausmaß dieser Höhle zu erfassen. Und natürlich alles, was sich darin abspielte.
    Zu unserer Linken hatte ein chromglänzender Androide ein herrlich altmodisches DJ-Pult aufgebaut, auf dem sich zwei schwarze Platten drehten. Was auch immer das sein mochte und welchen Zweck diese komischen Platten auch erfüllen mochten, es schien dem Blechmann gehörig Spaß zu machen, dieses Old-School-Pult zu bedienen. Er reckte seine dünnen Metallarme in die Luft und stachelte sein Publikum an.
    Daneben stand eine stark frequentierte, orangeleuchtende Theke, hinter der zwei Barkeeper ihre Dienste taten. Meine Blicke wanderten die Theke entlang, und ich kam nicht umhin zu bemerken, dass es wohl die längste Theke war, die ich je gesehen hatte. Und ich hatte schon eine Menge gesehen.
    In der Mitte der Höhle, auf einem leicht abgesetzten Podest, gab es eine bequeme Sitz-Lounge, die stark frequentiert war mit Leuten, die von ihrem exzessiven Drogenkonsum eine dringende Pause benötigten. Darüber schimmerte ein seltsames Licht, das sich bei näherer Betrachtung als Lichtreflexe einer darüber liegenden Wasserfläche herausstellte. Ich blinzelte und schaute zweimal hin. Das Höhlendach wies in der Mitte eine runde Plexiglasscheibe auf, darüber schien ein nicht allzu tiefes Gewässer zu liegen.
    „Und? Was sagt ihr?“, trällerte Omega-Theta. Als er bemerkte, dass ich schwer beeindruckt an die Decke starrte, fügte er hinzu: „Das hier sollte ursprünglich mal ein Touristen-Magnet werden. Über dieser natürlichen Höhle wurde der Great Taneega Park gebaut. Als besondere Attraktion hatte man damals über die Öffnung Plexiglas aus,- und den Bottany Lake darüber angelegt.“
    Ich zog verblüfft die Augenbraun hoch. „Touristen?“
    „Sie werden lachen“, warf Washington fast schreiend ein, um die Musik zu übertönen. „Aber bevor das Protektorat die Einreisebestimmungen drastisch verschärft hat, kamen viele Touristen auf den Mars. Reiche Terraner machten hier Urlaub. Einigen von ihnen gefiel es hier sogar so gut, dass sie blieben. Unsere Regierung hat dem aufblühenden Tourismus aber schnell den Garaus gemacht als sie anfingen, offenkundig fremdenfeindlich zu werden.“
    Ich nickte langsam und nachdenklich. Das Protektorat hatte all die Jahre lang einen Hass gegen Terraner verbreitet, dem auch ich erlegen war. Es hatte Stück für Stück dafür

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