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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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aus, wie man ihn in Schützengräben aufstellte. Aber diese Apparatur schien einen ganz anderen Zweck zu erfüllen.
    „Was zum Henker ist das da?“, fragte ich Toluca und zeigte auf das urige Ding, das aus dem vorletzten Jahrhundert zu stammen schien. Der Regulat grinste.
    „Das nennt man eine Videokamera, Arkansas. Wir haben damit unser Bekenner-Video gedreht. Damit es niemand zurückverfolgen konnte, haben wir uns dazu entschlossen, mit Analog-Technologie zu arbeiten.“
    Ich tat einen Schritt vor, öffnete eine kleine Klappe im Gehäuse dieser Kamera und zog einen kleinen, schwarzen Kasten heraus. „Das da ist die Kassette. Auf diesem Streifen hier, dem Magnetband, wird das Bild aufgenommen.“
    Ich neigte meinen Kopf zur Seite und schaute mir dieses Teil genauer an. So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen.
    „Kas-eete?“, fragte ich. „Wie…wie alt ist diese Technik?“
    „Die Bedeutung dieser Videotechnologie hat bereits Anfang des 21. Jahrhunderts stark abgenommen, bis sie ein halbes Jahrhundert später vollkommen verschwand“, klärte mich Sydney auf. „Aber wie habt ihr es geschafft, analoge Bilder in den Stream zu speisen?“
    Tolucas Grinsen wurde immer breiter. „Berufsgeheimnis. Aber glaubt mir wenn ich sage, dass das wahrlich nicht leicht war.“
    Ich nickte stirnrunzelnd. Eigentlich interessierte es mich ja nicht, wie sie das geschafft hatten. Aber der Erfindungsreichtum war schon ein Stückweit beeindruckend.
    „Also schön, Regulat“, sagte ich dann und goss einen großen Schluck Whiskey in eines der Gläser. „Ist ja auch vollkommen egal. Du wolltest mit uns reden. Ich weiß inzwischen, dass du uns nicht einfach so von diesem Scheißprogramm erlöst hast. Du, oder besser gesagt der Widerstand, hatte einen kleinen Hintergedanken dabei. Ihr braucht Anführer.“
    Toluca schaute mich etwas perplex an, dann nickte er zustimmend und legte dieses komische Kassettending endlich beiseite.
    „Ja, da hast du Recht. Der Widerstand gegen das Protektorat muss sich organisieren. Wir müssen Struktur schaffen, um erfolgreich sein zu können. Dazu benötigen wir Leute wie dich.“
    „Du meinst Offiziere der Armee?“, fragte ich zog den Whiskey in einem Zug leer. Eigentlich sollte man einen so teuren Tropfen genießen, immerhin wurde eine solche Flasche für über dreitausend Krediteinheiten gehandelt. Aber erstens war er kostenlos und zweitens genau das, was ich jetzt brauchte.
    „Richtig. Wir verfügen mit den militärischen Strukturen der MDA und den Grey Wolfs zwar über einiges Potential, aber wir stehen einer Übermacht gegenüber. Oregons Militärberater Lesotho hat ganze Arbeit geleistet.“
    „Über welche Größenordnung reden wir hier?“, wollte Sydney wissen. „Wie groß ist die Truppenstärke der Protektorats-Einheiten?“ Ich lächelte die KI an. Sydney redete wie ein altgedienter Offizier.
    Toluca atmete tief durch. „Wir wissen von einer fast zweihundertfünfzigtausend Mann starken Truppe“, antwortete er etwas resigniert. „Dutzende Bomberstaffeln, Panzereinheiten, intelligente Artillerie, Kampfdrohnen und Kriegscyborgs. Das volle Programm.“
    „Und das ist noch lange nicht alles“, warf Washington ein. „Wir wissen, dass die Protektorats-Programmierer an einem Combat-Programm arbeiten, welches, wenn es erst einmal in den Stream gespeist wird, die Zivilbevölkerung gewissermaßen über Nacht in grundausgebildete Soldaten verwandeln könnte.“
    „Ähnliche Lernprogramme gibt es schon lange“, ergänzte Omega. „Allerdings waren diese bisher nur individuell einsetzbar, da jeder Mensch eine andere Aufnahmefähigkeit besitzt. Die einen lernen schneller, die anderen langsamer. Aber sie arbeiten an einem Programm, das ähnliche Strukturen wie das Mentha-Programm aufweist, von jedem Menschen also gleich verarbeitet wird und auch jeden Nano-Boss unbeschadet und vor allem unbemerkt passieren kann.“ Ich schauderte und Washington setzte die Ausführungen des Streamings weiter fort.
    „Auch wenn diese programmierten Zivilisten natürlich nicht so gut ausgebildet sein werden wie herkömmlich ausgebildete Soldaten, wären sie dennoch nicht zu unterschätzen. Sie bilden gewissermaßen eine Miliz mit militärischer Grundausbildung, die modernste Waffe zur Verfügung hat. Des Weiteren gibt es überall auf dem Mars unterirdische Waffenfabriken, teilweise mehrere hundert Meter unter der Oberfläche, in denen Kriegsmaterial entsteht.“ Er stockte abrupt und warf einen Blick auf

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