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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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Sydney. „Zudem sind die Soldaten angehalten, im Falle des unmittelbaren Kriegszustandes sämtliche zivile KIs zu einer Umprogrammierungsstelle zu führen, um ihnen ebenfalls ein Kampfprogramm zu verpassen.“
    „Das dürfte aber nicht ohne eine gewisse Gegenwehr vonstattengehen“, warf Sydney kühl ein. „Auch wenn die meisten humanoiden KIs nur einer relativ linearen Programmierung folgen, so besitzt doch jede von ihnen einen ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb. Und dieser bezieht sich nicht nur auf den Schutz der Existenz wie bei Menschen, sondern auch auf den Schutz ihrer Grundprogrammierung.“
    Washington lächelte schwach. „Sie vergessen, dass auch KIs unter dem Einfluss dieses Programmes stehen? Von denen würde in diesem Falle keine Gegenwehr ausgehen.“
    „Ist das auch nicht gerade völlig egal?“, warf ich knurrig ein. Washington und die anderen schauten mich ein wenig erschrocken an. „Ich meine, wir reden hier von einer ziemlich großen Armee von Protektorats-Treuen. Einer zu großen Armee. Unser Widerstand besteht aus, wie vielen Personen, Washington?“
    Der Agent neigte den Kopf zur Seite und schien kurz nachzudenken.
    „Fünfhundert, vielleicht fünfhundertfünfzig.“
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust, als kurze Stille zwischen uns trat. Wäre da nicht immer noch die laute Club-Musik gewesen, die trotz der dicken Scheibe zu uns durchdrang, hätte ich wohl jeden einzelnen der hier Anwesenden atmen hören können.
    „Fünfhundertfünfzig“, presste ich tief aus meinem Kehlkopf hervor. Er klang wie ein tiefes Knurren. „Bin ich der einzige hier, der etwas merkt? Bei solchen Kräfteverhältnissen brauchen wir über eine offene und bewaffnete Konfrontation gar nicht erst nachzudenken. Da spielt es auch keine Rolle, ob das Protektorat in der Lage ist, ein paar zivile KIs umzuprogrammieren.“
    „Von einer offenen Konfrontation war auch nie die Rede, Arkansas“, erwiderte Washington. „Ziel des Widerstandes ist es nach wie vor, das System zu stürzen, ohne einen offenen Krieg zu entfachen. Wir sind nicht blöd. Wir wissen, dass wir eine bewaffnete Revolte nicht überleben würden!“
    „Wozu werden dann Offiziere benötigt?“, fragte Sydney. Das fragte ich mich gerade auch. Das ganze Gerede über die Truppenstärke des Gegners schien gerade völlig unnütz geworden.
    Der Agent seufzte leise. „Wir müssen organisieren, planen. Und das müssen wir mit militärischer Präzision machen.“
    „Was plant ihr?“, fragte ich mit Nachdruck. Washington und Toluca schauten sich an, als hätte ich nichts von alledem verstanden. Na ja, im Grunde hatte ich verstanden, und das nur allzu gut. Red Stone plante den Sturz des Regimes. Nur wie und womit, das war mir überhaupt nicht klar. Aber anscheinend war es denen ebenfalls nicht klar.
    Mitten im Raum erschien plötzlich eine Gestalt. Wie aus dem Nichts stand Omega-Theta nun wieder vor mir. Ich zuckte unwillkürlich zusammen.
    „Wir planen den Sturz der Regierung“, antwortete der Streamling ruhig. „Ist das nicht schon mehr als deutlich geworden?“
    Ich hob warnend meinen Zeigefinger. „Wenn du nochmal einfach so ohne Vorwarnung vor meinen Augen auftauchst, verpasse ich dir eine, Omega!“ Wie auch immer ich einem digitalen Abbild in meinem Nano-Boss eine schmieren konnte. Vielleicht reichte eine gedankliche Watschen?
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie ich diesen etwas Nerv tötenden Streamling ordentlich vermöbelte. Leider stand er aber immer noch unbeeindruckt vor mir. Kloppe durch Gedanken funktionierten also nicht.
    Omega hob entschuldigend die Hände. „Tut mir leid. Ich werde versuchen, meine Kontaktaufnahme zu dir beim nächsten Mal anzukündigen.“
    „Schön“, knurrte ich, neigte meinen Kopf zur Seite und ließ die Blicke durch die Runde schweifen. „Ich hoffe, die anderen sehen dich auch?“
    „Tun wir“, warfen Washington und Toluca unisono ein. Sydney nickte ebenfalls. Omega lächelte leicht.
    „Hast du etwa Angst, man könnte dich für verrückt halten, wenn du mit mir sprichst, ohne dass die anderen mich sehen?“
    Ich zuckte die Achseln. „Ich muss mich nur daran gewöhnen, dass du nicht wirklich hier im Raum stehst. Also, der Widerstand plant eine Revolution? Mit knapp über fünfhundert Mann? Ohne großes Blutvergießen?“
    Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute die digitale Intelligenz etwas missmutig an.
    „Ich weiß, es klingt unmöglich“, antwortete Omega.
    „Es ist unmöglich“, korrigierte ich

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