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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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blinzelte absichtlich und fuhr dann fort. „Keine Kybernetik. Ich habe mein Augenlicht vor einigen Jahren bei einer Plasma-Explosion auf einem Feriengleiter verloren.“
    „Das Coscorra- Unglück“, sinnierte ich und erinnerte mich daran. Damals war ein Ausflugsgleiter in der niederen Umlaufbahn des Mars` in Schwierigkeiten geraten, als einige Plasma-Verteiler in die Luft geflogen waren. Mit Müh und Not rettete der Pilot die Passagiere mit einer gewagten Bruchlandung bei Arabia Terra. Es hatte dennoch dutzende von Verletzten gegeben.
    „Ja, genau“, sagte Susan. „Und ich habe nicht nur meine Augen dabei verloren.“ Sie strich mit einer Hand über ihr Gesicht. „Achtzig Prozent meiner Gesichtshaut waren verbrannt, Kiefer,- und Wangenknochen. Die Knochen haben die Ärzte durch Tritanium- Einsätze ersetzt und die Haut durch gezüchtetes Bio-Material. Ich hatte auch noch Jahre nach dem Unglück höllische Schmerzen, weil Bio-Material und kybernetische Implantate nicht zusammenpassten. Deshalb kann ich auch dein gepanschtes Vicodin nehmen, ohne gleich umzukippen. Ich war viele Jahre so wie du. Aber als Hacker bekommt man Einblicke in Stream-Unterebenen, die sonst niemand zu Gesicht bekommt. Und so erhielt ich irgendwann Zugriff auf eine Seite mit Listen von verbotenen terranischen Bio-Technologien. Und wo man diese herbekommt.“
    „Okay Süße“, winkte ich ab. Ich wusste, worauf das hinauslief. „Du willst mir terranischen Bio-Schrott andrehen. Hab schon verstanden. Aber gib dir bitte keine weitere Mühe, ich lasse keinen Terraner-Müll an mich heran. Und in mich schon mal gar nicht.“ Susan lupfte eine ihrer rotgefärbten Augenbrauen.
    „Oh Mann, Arkansas. Ich dachte, man hätte dich vom Mentha-Programm befreit?“ Ich zuckte die Achseln.
    „Hat man auch. Denke ich. Zumindest entdecke ich jetzt Seiten an mir, die ich vorher nicht kannte. Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass ich gar kein Tourette-Syndrom habe. Ich bin einfach nur unfreundlich. Toll, was? Da fällt mir ein, ich muss eurem Omega-Männchen dafür noch die Hand schütteln.“
    Ich schaute mich um und bemerkte, dass ich den Streamling völlig aus den Augen verloren hatte. Ob er sich wohl aus meinem Nano-Boss zurückgezogen hatte, sodass ich ihn nicht mehr sehen konnte? Ich bezweifelte zumindest, dass sich eine digitale Intelligenz einfach so unter das Party-Volk mischte.
    „Und da denkst du immer noch, die Terraner könnten kein Bio?“, fragte Susan, ohne in irgendeiner Art und Weise auf meinen Zynismus einzugehen. „Denkst du wirklich immer noch, alles was von der Erde kommt, wäre Schrott? Soll ich dir verraten, wieso das Protektorat die Einfuhr von terranischer Bio-Technologie wirklich verboten hat? Nicht weil sie Angst hatten, die Terraner würden biologische Waffen gegen uns einsetzen, sondern weil deren Technologie im Bereich Bio-Genetik einfach besser ist als unsere. Wir Marsianer setzen auf Kybernetik, doch in einigen Fällen funktioniert unser Körper nicht mit Cyber-Ware. Manchmal kann man einfach nur Bio-Technologie anwenden, doch die marsianische Wissenschaft hinkt der terranischen in diesem Bereich einfach um Lichtjahre hinterher. Zugeben würde das Protektorat diese Tatsache natürlich nie. Eher vernichten sie alles, was von Terra kommt.“
    Ich geriet ins Grübeln. Im Grunde klang diese Aussage logisch, und doch war ich skeptisch. Aber warum sollte ich mir nicht einfach anhören, was die Kleine zu sagen oder anzubieten hatte?
    „Komm zum Punkt, Kleine“, knurrte ich und warf die verbliebene Vicodin-Kapsel ein, bevor mir auch diese aus der Hand gestohlen wurde. „Du willst also sagen, dass terranische Bio-Technologie mir helfen könnte?“
    „Ich kenne da jemanden, der mit dieser Technologie handelt“, antwortete die Hackerin. „Wenn du willst, gebe ich dir den Namen und seinen Aufenthaltsort.“
    „Und wieso?“, fragte ich und bemerkte sofort, dass Susan mit dieser Frage nichts anfangen konnte. „Ich meine, wieso bietest du mir Hilfe an? Was verlangst du als Gegenleistung?“
    „Muss es immer einen Hintergedanken geben?“, hauchte sie und zwinkerte.
    „So funktioniert unsere Marsgesellschaft“, entgegnete ich zerknautscht. Susan schüttelte den Kopf.
    „So sollte sie aber nicht funktionieren. Ich will dir helfen, damit du uns helfen kannst. Toluca und Omega haben dich nicht ohne Grund ausgesucht, um dich von diesem Scheißprogramm zu befreien. Der Widerstand braucht nicht nur gute Kämpfer, sondern auch

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