Netha-Chrome
Anführer. Du warst Sergeant First Class. Wir haben zwar unter den MDA-Leuten einige Offiziere, aber nicht genug, um uns wirkungsvoll zu organisieren. Okay, so gesehen ist das doch ein Hintergedanke. Aber ich würde dir auch helfen wollen, wenn du jemand wärst, der eine Waffe nicht geradeaushalten könnte. Weil ich nicht so ein Ego-Schwein bin wie alle anderen auf diesem Planeten.“
Ich legte meine Stirn in Falten und überlegte. Was hatte ich schon zu verlieren?
„Okay, Susan“, sagte ich dann. „Ich denke wir…“
„Hey, wo bleiben Sie denn?“, unterbrach mich Washington und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Toluca wartet schon auf Sie. Wir haben viel zu bereden.“ Ich schaute den Agenten an, dann die Hackerin. Diese nickte mir zu.
„Geh nur. Wir reden später nochmal.“
Ich nickte der Rothaarigen ebenfalls zu und folgte Washington in den Raum hinter der gläsernen Wand. Sydney blieb so dicht hinter mir, als wollte sie sicherstellen, dass sich mir keine andere Frau mehr näherte. Das war irgendwie süß. Auch wenn es mich bei der Vorstellung einer eifersüchtigen KI ohne Kraftbegrenzer und momentan leicht verwirrter Ethik-Programmierung doch ein wenig schauderte.
Toluca erwartete uns bereits. Anscheinend hatte er extra für uns eine ganze Reihe an Drinks bereitstellen lassen. Neben ihm standen Dutzende von Flaschen mit verschiedensten Sorten Alkohol auf einem großen Milchglastisch. Whiskey, Wodka, Sekt und einige Flaschen, deren Inhalte selbst ich nicht kannte. Neben den Flaschenreihen waren verschiedenartige Gläser für die jeweiligen Sorten Alkohol arrangiert worden, und sogar für Chips und Salzstangen war gesorgt. Hier schaute es aus wie bei einem Neujahrsempfang im Protektorats-Saal, nicht wie ein Nebenraum in einem illegalen Sub-Club.
„Da hat sich aber jemand viel Mühe gegeben“, schmunzelte ich, zeigte auf das nette Arrangement und schaute dann den Regulat an. „Für uns?“
„Bitte, bedient euch“, antwortete Toluca. „Eine kleine Wiedergutmachung meinerseits. Ich hoffe, dass wir uns die Höflichkeitsfloskeln jetzt sparen können? Ich mag es genauso wenig wie Omega, die Leute zu siezen.“
„In Ordnung“, nickte ich. Mir war es wurscht, ob ich gesiezt oder geduzt wurde.
„Wusstet ihr eigentlich, dass man, als Marsian erfunden wurde, diese Höflichkeitsform aus dem Deutschen übernommen hat, um einige deutsche Tugenden auf dem Mars zu manifestieren? Eigentlich schade, dass diese Tugenden den völligen Zerfall Mitteleuropas nicht überlebt haben. Pünktlichkeit, Fleiß und das Streben nach Ordnung finde ich eigentlich gar nicht so verkehrt. In der heutigen UDS zählt das alles nicht mehr. Ist schon interessant, dass es Unabhängige Deutsche Staatenunion heißt, obwohl nur ein kleiner Bruchteil des ehemaligen Süddeutschlands dazugehört. Der Rest…“
„Sagtest du gerade Wiedergutmachung?“, unterbrach Sydney die relativ uninteressante Geschichtslektion des Regulat, und ließ dabei ihre Blicke ebenfalls über die Flaschen streunen.
„Ich habe euch, beziehungsweise eigentlich nur Arkansas, gewissermaßen in eine Falle gelockt. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Auch bei dir möchte ich mich natürlich entschuldigen, Sydney. Es war eigentlich nicht geplant, dich ebenfalls von dem Programm zu befreien. Aber ich hatte bereits geahnt, dass Arkansas nicht alleine kommen würde, und so habe ich mich darauf vorbereitet, auch dich mit Eraser von der Manipulation zu befreien. Aber glaubt mir wenn ich sage, dass es keine andere Möglichkeit gab, als euch diese kleine Falle zu stellen.“
Ich winkte ab, und auch Sydney ließ ihn durch einen kurzen Blick wissen, dass sie ihm seine kleine Aktion verzieh.
„Schon gut. Omega hat uns schon alles klargemacht. Du konntest uns vorher nichts sagen und du konntest uns auch nicht anders dazu bewegen, uns ähm…behandeln zu lassen.“
Ich griff nach einer Flasche Jetson`s- Whiskey aus dem Jahre 2158. Ein sehr guter Jahrgang und wahrlich kein billiger Tropfen. „Aber für so eine Reparationszahlung lasse ich mich gerne wieder von euch aus den Socken hauen.“
„Das wird nicht nötig sein“, lächelte Toluca. „Das Mentha-Programm lässt sich glücklicherweise nicht wieder installieren, wenn es einmal gelöscht wurde.“
„Gut zu wissen“, murmelte Sydney neben mir, als mir eine seltsame Apparatur auffiel, die in einer kleinen Nische des Raumes stand. Sie stand auf drei dünnen Metallbeinen und sah wie stationärer Laser
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