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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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Explosionen breitete sich schlagartig aus, der beißende Gestank von verkohltem und verbranntem Menschenfleisch stach mir in die Nase. Es war ein bestialisches Massaker. Das hier hatte nichts mehr von einer Verhaftungsaktion, das war eine gezielte Tötungsoperation!
    Meine Befürchtungen bestätigten sich gerade. Der Widerstand wurde zerschlagen, noch ehe er etwas bewirken konnte. Alles ging zu Ende, noch ehe es begonnen hatte.
    Plötzlich entdeckte ich Sydney, wie sie über Susan Storms Leiche kniete. Eine Hand hatte sie auf die Stirn der Toten gelegt.
    „Sydney!“, rief ich zu ihr herüber. „Verdammt noch mal, kommen Sie her!“
    Die KI ließ blitzschnell von der toten Hackerin ab und eilte zu uns herüber.
    „Tut mir leid.“
    „Was zum Teufel…? Ach egal. Nehmen Sie Toluca und bringen Sie ihn hier weg!“ Ich zeigte auf die Klappe im Boden. Die KI schaute mich irritiert an.
    „Und Sie?“
    „Ich halte zusammen mit Washington die Soldaten von Ihnen fern. Los jetzt! Das ist ein Befehl!“
    Auch wenn ich ihr eigentlich nichts befehlen konnte, das wussten wir beide. Aber Toluca musste hier raus und ich konnte ihn hier rausbringen. Ich musste ihn hier rausbringen! Er wäre in seinem Zustand niemals in der Lage gewesen, alleine zu fliehen. Wir anderen konnten uns zumindest verteidigen, aber dem Hacker-König stand der Schreck über die Ereignisse sichtbar ins Gesicht geschrieben.
    Sydney nickte mir zu und packte den Regulat am Arm, um ihn dann mit sich durch die Klappe zu ziehen. Ich wandte mich an Washington.
    „Sie sind der Nächste! Ich halte die Soldaten in Schach!“
    Der Agent schüttelte den Kopf. „Sie gehen, Arkansas. Der Widerstand braucht Leute wie Sie!“ Ich presste die Zähne aufeinander.
    „Verdammt, Washington! Ich…“ Weiter kam ich nicht, denn direkt neben mir durchschlugen mehrere Geschosse die Theke. Ich spürte, wie eine brennendheiße Kugel mein Gesicht streifte. Einen Wimpernschlag später spritzte mir Blut ins Gesicht und Washington sackte, tödlich am Kopf getroffen, in sich zusammen.
    Ein stechender Schmerz breitete sich auf meiner Wange aus, genau dort, wo mich die Kugel gestreift hatte. In meinem Kopf begann sich alles zu drehen, die Realität verschwamm. Die Explosionen verhallten zu einem dumpfen Rauschen, als ich plötzlich jemanden direkt über mir stehen sah. Jemand, der mir sehr vertraut war.
    Ich blickte in den Lauf von Tijuanas Sturmgewehr. Im selben Augenblick verstummte das Waffenfeuer, und in der Höhle kehrte so abrupt Stille ein, dass es mich schaudern ließ. Die Soldaten hatten nun auch die letzten Widerständler zum Schweigen gebracht.
    „Keine Bewegung, Sergeant!“, knurrte die Latina. Ihr Gesichtsausdruck verriet Entschlossenheit, aber auch brennende Wut.
    „Corporal“, sagte ich und meine Stimme versagte. Meine Hand zitterte als ich versuchte, die Waffe zu heben.
    „Lass das, Ark. Bitte!“, sagte sie mit fester Stimme und deutete auf meine Sixton. „Lass sie fallen!“
    „Kann ich nicht“, keuchte ich und kam langsam aus meiner gebückten Haltung hoch. Tijuanas Gewehrlauf zuckte. „Ich kann mich euch nicht ergeben. Bitte Tijuana, sieh mich an. Ich kann dir alles erklären. Ich muss dir alles erklären.“
    „Halt die Schnauze, verdammt noch mal!“, schrie sie und Verzweiflung schwang in ihrer Stimme. „Wie konntest du nur? Wieso hast du dich diesen Terroristen angeschlossen?“
    „Du weißt also alles? Du hast alles gesehen?“
    „Du hast mich kontaktiert“, antwortete sie mit zitternder Stimme. „Ich habe einen Com-Tunnel offengelassen. Das hättest du wissen müssen!“
    „Dann weißt du auch, was Sache ist“, sagte ich und versuchte, meine Stimme zu beruhigen. „Du weißt, dass wir alle manipuliert sind.“
    Es klang eher wie eine Frage. Ich wusste nicht, was sie mitbekommen hatte oder besser gesagt, was das Mentha-Programm sie hatte mitbekommen lassen . Aber ich ahnte, dass es nicht das war, was in Wirklichkeit passiert war und gesprochen wurde. Vermutlich hatte dieses Programm die relevanten Gesprächsteile gelöscht oder ihr irgendetwas suggeriert, das so niemals geschehen war.
    „Was redest du da?“, giftete Ti. „Was haben die mit dir gemacht?“
    Ich neigte meinen Kopf zur Seite. „Sie haben mir geholfen, Ti. Und ich kann dafür sorgen, dass sie auch dir helfen.“
    „Du bist ja total irre geworden!“, schrie sie und zuckte mit dem Lauf ihres Gewehres ein Stück vor. Ich blieb standhaft und rührte mich keinen

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