Netha-Chrome
Phasenpistole aus seinem Waffenholster zog. Instinktiv griff auch ich in Richtung Holster, doch meine Waffen waren nicht da. Ich riss meinen Kopf herum.
„Toluca! Unsere Waffen!“
Der Regulat reagierte gedankenschnell und öffnete ein verstecktes Fach in der Felswand. Durch die getarnte Klappe, die man nur vom Fels hätte unterscheiden können, wenn man ganz dicht herangegangen wäre, zog er zuerst meine Sixton, dann die Red Moon Eagle und anschließend Sydneys Waffe hervor. Ich checkte die Sixton, während ich Toluca mit einem kurzen Wink zu verstehen gab, dass er die Eagle behalten solle. Er nickte knapp und gab Sydney dann ebenfalls ihre Waffe zurück.
„Die Soldaten haben den Eingang zum Club entdeckt!“, meldete Omega aufgeregt und zeigte durch die Scheibe auf die Tanzfläche des Clubs. Während die Widerständler panisch auseinanderstoben, drangen kleine fliegende Sonden in den Innenraum ein.
Ich duckte mich etwas und zählte sechs tennisballgroße Sonden mit jeweils drei langen Antennen, an dessen Enden kleine rote Lämpchen blinkten. Zuerst kreisten sie etwas verwirrt über den Gästen, die völlig verängstigt und überrascht Deckung suchten, dann lösten sie ihre Formation auf. Hellgrüne Scanner-Strahlen drangen aus ihrem Inneren und versuchten, die Köpfe der Menschen abzutasten.
Einige der Widerständler waren bewaffnet und begannen, auf die fliegenden Dinger zu feuern. Doch die Kugeln prallten einfach an ihren Außenhüllen ab.
„Was zum Teufel machen diese Scheißdinger da?“, fragte ich. Meine Blicke suchten Omega. Toluca, Washington und Sydney waren inzwischen ebenfalls mit gezückten Waffen in Deckung gegangen.
„Sie suchen mich“, gab Omega zurück. „Sie scannen die Nano-Bosse der Widerständler. Sie wissen, was ich bin und wie man mich aufspüren kann. Ich muss mich zurückziehen!“
Kaum hatte der Streamling das gesagt, verschwand seine Gestalt aus den visuellen Speichern meines Bosses. Toll, wenn man einfach so verschwinden konnte. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt auch gerne gekonnt.
„Das ist doch völlig unmöglich“, zischte Washington. „Woher sollten sie das alles wissen?“
Mich durchzuckte die Erkenntnis wie ein Blitz. Ich hatte Tijuana kontaktiert, als meine Sinne durch Omegas Spezialbehandlung völlig benebelt waren. War meine Nachricht etwa durchgedrungen? Wenn dem so war, hätte Tijuana die Verbindung nicht nur zurückverfolgen, sondern eine Open Door, eine Art Kommunikationstunnel, herstellen können. Das war eine beliebte Vorgehensweise bei Hackern und funktionierte in etwa wie ein Trojaner-Virus. Sie nutzten eine hergestellte Verbindung zu einem Nano-Boss, um unbemerkt einen solchen Tunnel zu öffnen, durch den sämtliche Informationen, die der Boss des anderen sammelte, hindurchdringen konnten. Man konnte also sehen und hören, was der andere sah und hörte, ohne dass dieser es bemerkte.
Wenn Tijuana also zu der Zeit, als ich sie anrief, noch in Haft war und alles mitbekommen hatte, dann wusste vermutlich auch der gesamte Staatsapparat davon. Und viel schlimmer noch: Anders als Sydney und ich stand meine alte Waffengefährtin immer noch unter dem Einfluss des Mentha-Programmes und sähe sie mich vermutlich ab sofort als ihren Feind an. Ich hatte mich dem Widerstand angeschlossen und mit den Hackern paktiert, die für den Blackout verantwortlich waren. Sie war Soldatin des Protektorates. Sie diente dem System.
Ich schauderte. Die Vorstellung, dass ich in Tijuanas Augen nun zum Feind gehörte, war unerträglich. Ich konnte und wollte mir gar nicht vorstellen was geschähe, wenn man sie direkt aus der Haft entlassen und als Terroristen-Jäger eingespannt hätte und sie gleich hier zusammen mit unzähligen Protektorats-Soldaten aufkreuzen würde. Tijuana und ich auf unterschiedlichen Seiten des Schützengrabens? Unvorstellbar. Doch in diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass dies durchaus geschehen könnte. Vielleicht nicht unbedingt hier und jetzt, aber irgendwann. Ich musste das unbedingt verhindern!
Wieder drang ein dumpfer Knall zu uns durch. Die Soldaten, oder wer auch immer dort zu uns durchdrang, schienen ein paar verschlossene Türen zu sprengen. Schüsse peitschten durch die Höhle und ich konnte Mündungsblitze im Bereich des Ausgangs erkennen.
„Scheißegal, woher sie das wissen!“, rief ich den anderen zu. „Wir müssen hier raus!“
Die anderen nickten mir zu, als bereits die ersten Soldaten in die Höhle stoben. Ohne warnende Worte begannen
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