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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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Leben unserer Stadt begangen. Deine Wehrlosen sind Terroristen! Wie kannst du das nicht erkennen?“
    „Hast du ihnen befohlen, auf wehrlose Menschen zu schießen, Corporal?“, wiederholte ich die Frage und hob meine Stimme. Tijuana schien darauf tatsächlich keine Antwort zu finden. In diesem Augenblick meldete sich die digitale Intelligenz.
    „ Arkansas! Ich werde gleich einen Hochfrequenzton durch deren Kommunikationskanäle jagen. Durch diesen Ton könnten sie für kurze Zeit ihr Bewusstsein verlieren. Mach dich also bereit!“
    Ich starrte Tijuana an. Ihre Blicke waren leer, ihre Augen glasig. Es schien, als versuchte sie sich gegen die Auswirkungen des Programmes zu wehren, dass sie zu einer willenlosen Befehlsempfängerin gemacht hatte. Sie schien realisieren zu wollen, was gerade eben hier passiert war. Aber sie schaffte es nicht. Sie konnte es nicht schaffen. Für sie war es richtig, was sie getan hatte.
    „Ich habe meine Pflicht getan, Arkansas!“, entgegnete Tijuana. „So wie du es auch immer getan hast. So wie es Sydney immer getan hat. Ihr beide wart meine Freunde!“
    „Das sind wir immer noch, Ti. Ich…“
    „Ihr beide habt euer Volk verraten, Sergeant! Ihr habt euch auf die Seite dieser Terroristen geschlagen!“
    Ihre Stimme zitterte vor Wut. Ich wusste, auch wenn sie in diesem Augenblick nicht wirklich sie selbst war, ihre Wut war es umso mehr. Ihre Augen funkelten und mir zerriss es fast das Herz, sie so sehen zu müssen. Ich fragte mich in diesem Augenblick, ob ich selbst ebenfalls so gewesen war. War ich ebenfalls ein durch und durch kontrollierter Befehlsempfänger gewesen, der Freund nicht mehr von Feind hatte unterscheiden können? Wer war in all den Jahren, in denen ich unter der Kontrolle des Programmes gestanden und diesem System gedient hatte, wirklich mein Freund und wer war wirklich mein Feind gewesen? Hatte ich immer so gehandelt, wie ich es persönlich für richtig empfunden hatte? Oder hatte ich so gehandelt, wie es das Protektorat für richtig erachtete? Ich war ein Broken Objekt. Aber wie gebrochen war ich wirklich gewesen? Inwieweit waren meine Überzeugungen auch wirklich meine eigenen? Und inwieweit hatte ich mein Handeln unter Kontrolle gehabt?
    Ich wusste keine Antwort auf diese ganzen Fragen. Ich wusste nur, wie sehr Tijuana litt. Sie litt darunter, mich hier sehen und ihre Waffe auf mich richten zu müssen. Sie handelte so, wie man es ihr befahl. Sie hatte keine Wahl. Sie konnte sich nicht dagegen wehren, so wie ich es hatte tun können. Aber ich würde ihr dabei helfen, sich zu wehren und sich von diesem Zwang zu befreien. Und wenn es das letzte sein sollte, das ich in meinem Leben tat. Tijuana würde es ebenfalls wollen, auch wenn das Risiko bestand, dass sie es nicht überlebte. Tijuana Sanchez starb lieber aufrecht, als auf den Knien leben zu müssen.
    „Wir sind keine Terroristen, Ti“, sagte ich leise. „Keiner von uns. Und das wirst du auch bald feststellen, Kleine.“
    Wenn ich meine Worte hörte, so konnte ich inzwischen nicht einmal mehr Vitali Asharow als Terroristen bezeichnen. Denn er war so gesehen kein Terrorist. Er war…ja, was war er genau? Ein Freiheitskämpfer? Es fiel mir schwer, ihn als solchen zu betrachten. Er war ein kaltblütiger Mörder, ein Spieler. Ein Fanatiker, dessen Ziele nicht erkennbar waren. Er war kein Marsianer. Und doch war es sein Verdienst, dass es diesen Widerstand überhaupt gab. Zu was machte ihn das?
    „ Ich bin bereit, Arkansas“, meldete sich die digitale Intelligenz in meinem Kopf. „ Ich initiiere den Frequenzton!“
    Das Zittern meiner Hand breitete sich auf meinen ganzen Körper aus als ich sah, wie Tijuana und die anderen Soldaten plötzlich unter Schmerzen aufschrien und auf die Knie gingen, während sie sich den Kopf hielten. Der Ton, den Omega durch den Stream in ihre Kommunikationskanäle schickte, betäubte ihre Sinne und fügte ihnen unsägliche Kopfschmerzen zu. Reihenweise ließen sie ihre Waffen aus den Händen fallen. Das war meine Chance zum Rückzug, auch wenn ich eine Sekunde darüber nachdachte, Tijuana mitzunehmen. Ich wollte sie einfach schnappen, um später eine Möglichkeit zu finden, ihr zu helfen. Aber wie lange konnte sie dieser Ton in Schach halten? Wenn er erst einmal verstummte und sie wieder in den Vollbesitz ihrer Sinne kam, könnte nicht einmal ich sie lange festhalten. Ich musste sie also hierlassen, auch wenn es mich zerriss.
    Ich zwängte mich also ebenfalls durch die Luke im

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