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Netha-Chrome

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Titel: Netha-Chrome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janco Weiland
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Boden, warf diese hinter mir zu und vermied es, einen letzten Blick auf die Latina zu werfen.
    Von der Luke führte eine kurze, rostige Sprossenleiter zur darunterliegenden Ebene. Als ich dort ankam, erwarteten mich Sydneys und Toluca bereits mit vorgehaltenen Waffen.
    „Ark, endlich!“, stieß Sydney erleichtert hervor. „Was ist…“
    „Keine Zeit“, unterbrach ich die KI und deutete auf die Luke über uns. „Schweißen Sie diese Luke zu! Schnell!“
    Sydney schaute hoch, nickte und verstand sofort. In Windeseile justierte die KI ihre Phasenpistole neu, hob sie an und feuerte einen gezielten Energiestrahl auf den Rand der Luke, sodass das Metall mit der Klappe verschmolz und eine fast unzerstörbare Verbindung ergab. Zumindest sollte sie jetzt die Soldaten solange aufhalten, bis wir weg waren. Wenn ich gewusst hätte, wohin wir fliehen konnten.
    Ich schaute mich um. Der Tunnel, in dem wir uns nun befanden, war nur schwach beleuchtet, aber mehrere Meter breit und knapp zwei Meter hoch. Ich vermutete, dass es sich hierbei um einen der unzähligen Wartungstunnel der unteren Stadt-Ebenen handelte, die auch als Verbindungstunnel zwischen den verschiedenen unterirdischen Wohnblöcken dienten.
    Ich schaute die KI an, die gerade ihre Waffe zurück in den Holster steckte und ihre Schweißnaht begutachtete. In mir kroch leichte Wut empor.
    „Wieso in Dreiteufelsnamen sind Sie eigentlich immer noch hier, Sydney?“, blaffte ich die Agentin an. „Hatte ich Ihnen nicht befohlen, Toluca in Sicherheit zu bringen?“
    Die blonde KI erwiderte meine gestrengen Blicke und zog ihre Stirn kraus.
    „Toluca war der Ansicht, dass Sie sich hier unten verlaufen würden, wenn wir uns trennten. Also sind wir umgekehrt. Und außerdem sind Sie gar nicht befugt, mir Befehle zu erteilen. Ich dachte, dass wüssten Sie bereits.“
    Ich ballte die Faust und atmete schneller, als es mir lieb war. „Wenn wir diese Scheiße hier überleben sollen, Miss Sydney, sollten Sie auf die Befehle eines erfahrenen Soldaten hören!“ Ich hatte unbewusst meine Stimme erhoben, mein Blutdruck stieg jenseits von Gut und Böse und pochende Schmerzen breiteten sich in meinem kybernetischen Arm aus.
    „Sie sind aufgewühlt“, konstatierte die künstliche Intelligenz trocken. Ich riss die Augen auf.
    „Aufgewühlt? Verdammte Scheiße, ich bin nicht aufgewühlt!“
    „Nein?“
    „Nein! Ich bin mordsmäßig angepisst! Da oben haben gerade meine eigenen Leute versucht, mich umzulegen. Meine beste Freundin hat versucht, mich umzulegen!“
    Sydney entglitten ihre Gesichtszüge.
    „Tijuana? Tijuana war unter den Soldaten?“, fragte sie und plötzlich wurde auch ihre Stimme unruhig. Ich nickte kaum sichtbar.
    „Ja, war sie“, antwortete ich mit erstickter Stimme.
    „Hat Tijuana auch auf Sie geschossen?“
    Ich neigte meinen Kopf zur Seite. „Nein…ja. Na ja, ein bisschen.“
    „Sie hat ein bisschen auf Sie geschossen?“
    Ich winkte wütend ab. „Ist doch auch egal, ich habe es überlebt.“
    Als wäre das das Stichwort, schaute sich Sydney suchend um. „Und was ist mit Washington?“
    „Der hat es nicht überlebt“, antwortete ich leise. Sydney schaute zu Boden.
    „Verdammt“, flüsterte sie.
    „Wir müssen von hier verschwinden“, mahnte ich. „Omega hat den Jungs zwar mit einem Hochfrequenzton ein paar Kopfschmerzen verpasst, aber lange werden die nicht außer Gefecht sein. Und wenn die wieder alle beisammen sind, werden die ziemlich stinkig sein.“
    Sydney nickte. „Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu.“
    Ich wandte mich an Toluca, der inzwischen wieder ein bisschen Farbe im Gesicht hatte. Soweit ich das denn im Halbdunkel beurteilen konnte.
    „Also? Wohin jetzt?“
    Der junge Hacker zeigte in die Richtung, in die der Tunnel leicht abfiel.
    „Ein paar hundert Meter in diese Richtung liegt das Underwelth. “
    Ich stutzte leicht. „ Underwelth ? Was zum Henker soll das sein?“
    „So nennen einige von uns die unteren Ebenen“, antwortete er. Seine Stimme war immer noch zitterig und schwach. Die Ereignisse von gerade nahmen ihn spürbar mit. Kein Wunder. Der Kerl hatte weiß Gott wie viele Jahre in einer Scheinwelt gelebt, in der es nur Friede, Freude Eierkuchen gab und Milch und Honig flossen. Mit der harten Realität schien er wenig vertraut zu sein und die Erkenntnis, dass echte Waffen mit echten Kugeln einem den ganzen Tag versauen konnten, war wohl einfach zu viel für den Jungen.
    „Werden wir dort sicher sein?“, fragte ich

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