Nett ist die kleine Schwester von Scheiße
über Rechtsfälle oder mit einer Mutter über Kinder zu sprechen. Das ist jedoch im besten Falle langweilig, manchmal sogar regelrecht enervierend. Eine Orchestermusikerin, die an einem meiner Seminare teilnahm, gestand mir, dass es sie richtiggehend quäle, in ihren Pausen mit Verehrern und Bewunderern ständig über klassische Musik sprechen zu müssen.
Bei dem WM-Fußballspiel Deutschland gegen Ghana 2010 stand ich zufällig neben Frank-Walter Steinmeier, der in der Halbzeitpause von einer Professorin mit Profilneurose in ein Gespräch über Wirtschaftspolitik verwickelt wurde – was ihm offensichtlich missfiel. Muss ich auf einer Veranstaltung zugeben, dass ein Großteil meiner Familie in Israel lebt, kann ich sicher sein, gefragt zu werden, was ich denn von der Situation im Gazastreifen halte.
In all diesen Beispielen wird stets das Naheliegende, aber auch Altbekannte angesprochen. Meine hundertjährige Großmutter aus Israel antwortete mir einmal auf die Frage, ob sie mich zu einer Hochzeit begleiten wolle: »Was soll ich denn da? Die Leute reden doch schon seit 100 Jahren immer das Gleiche.«
Falsche, unpassende Themen sind da die richtige Alternative.
Ein Beispiel, das zwischen zweifelhaftem Kompliment und falschem Thema angesiedelt ist, ist der Anmachspruch: »Tanzt du gerade – oder musst du auf die Toilette?«
Das unpassende Thema »Toilette« erzeugt hier genau die innere Spannung, die für den erfolgreichen Flirt wichtig ist. Denn das limbische System registriert vor allen Dingen die Intensität eines Gefühls – und Spannung bedeutet Aufregung. Der erhöhte Adrenalinwert im Blut führt dabei unweigerlich zu der Annahme, dass irgendetwas an diesem Typ dransein muss, wenn es ihm gelingt, derart für Aufregung zu sorgen.
Wem jedoch auf die Schnelle kein falsches Thema einfällt, der kann auch einfach die Gesprächsdynamik erhöhen, indem er ständig widerspricht – denn wie Albert Einstein schon sagte: Ein Abend, an dem sich alle Anwesenden einig sind, ist ein verlorener Abend.
drittes Risiko
Riskieren Sie es, das Falsche zu tun
Falsche Zeit, falscher Ort
Stehlen, zerstören, auslachen, einbrechen, lügen – was immer Sie bei Ihrem ersten Date anstellen – falsch sollte es auf jeden Fall sein. So wird Ihr Partner zum Komplizen, und Komplize ist schon die Vorstufe zum leidenschaftlichen Liebhaber.
Laut allgemein vorherrschender Meinung ist ein feines Restaurant der ideale Treffpunkt für ein erstes Date, dabei fühlen sich die meisten Leute in einer vornehmen Atmosphäre schnell steif und unfrei. Außerdem wird den Gästen an einem solchen Ort ja alles abgenommen, sodass der Mann gar nichts mehr für seine Auserwählte tun kann. Besser eignet sich für ein romantisches Date da schon zum Beispiel das Privatrestaurant eines schwulen Paars in Berlin-Neukölln: Dort ist das Essen ausgezeichnet, nur leider ist es oft so voll, dass es schwierig ist, etwas serviert zu bekommen. Als ich einmal mit einem Mann dorthin ging, war die Stimmung zwar toll, aber sämtliche Gerichte waren ausverkauft. Das gab nun aber meinem Verehrer die Gelegenheit, ritterlich aufzuspringen, draußen etwas zu essen zu organisieren, und dies ins Restaurant zu schmuggeln. Gutes Essen, einen guten Service, höfliche Gäste in passender Kleidung können Sie jeden Tag überall erleben, unternehmen Sie daher bei Ihrer ersten Verabredung lieber etwas ganz Besonderes.
Den Ungebildeten spielen
Oft verführt genau das, was die Intelligenz beleidigt. Nicht umsonst verhält sich sexueller Erfolg häufig umgekehrt proportional zum IQ – und zwar sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Besonders aufreizend wirkt es jedoch, wenn intelligente Menschen sich dumm stellen.
Ein Beispiel hierfür liefert Dietlind Tornieporth mit ihrem Tequila-Exempel. Das richtige Konsumieren von Tequila eignet sich ihrer Meinung nach hervorragend zum Zurschaustellen von Begriffsstutzigkeit. Das korrekte Umgehen mit Zitrone und Salz muss ausführlich erklärt werden – wann genau das Salz abzulecken ist und wann in die Zitrone gebissen werden muss. Und das alles muss natürlich richtig verstanden werden, wobei es ein Leichtes ist, sich etwas begriffsstutzig zu zeigen. »Das Manöver darf durchsichtig sein, das erzeugt Souveränität«, meint Tornieporth.
Soll sich das Gegenüber ruhig überlegen fühlen, dadurch wird es angreifbar. Außerdem verführen Personen, die unterlegen erscheinen, eher als jemand, der sich
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