Nett ist die kleine Schwester von Scheiße
wird, schätzt sich glücklich darüber. Als er einmal in einer großen Halle ein Essen für seine Sammler und Mäzene gab, zog Mammel während des Essens plötzlich sein T-Shirt aus, sprang auf die Tische, schrie und schimpfte. Doch keiner der Gäste nahm ihm dieses Verhalten übel, denn alle waren davon überzeugt, dass es irgendwie mit seiner Kunst zusammenhing. Noch während sie dort saßen, überlegten sie bereits, wen sie mit der Erzählung von diesem skandalösen Abend, der so viel interessanter war als andere Veranstaltungen, beeindrucken konnten.
Normalerweise sind Kunstsammler es gewohnt, dass Künstler sich bei ihnen einschleimen wollen, damit sie ihnen Bilder abkaufen – das ist nie angenehm. Das schrille Verhalten Mammels stellte dagegen eine willkommene Abwechslung dar. Er hat es also richtig gemacht und nach dem Gesetz des »risk of loosing you« gehandelt: Er hat die Sammler zwar eingeladen, ihnen aber gleichzeitig deutlich gemacht, dass er von ihnen unabhängig ist.
Wer sich nicht traut, sich derart auffällig zu benehmen, kann wenigstens Stellvertreter ins Rennen schicken. Auf der Party eines Literaturagenten, die eigentlich für Verleger, Lektoren und Schriftsteller gegeben wurde, war auch einmal ein bekannter Berliner Zuhälter zugegen. Der Agent hatte ihn eingeladen, weil er dessen Autobiografie – natürlich von einem Ghostwriter geschrieben – betreut hatte. Das war nicht unriskant, denn wie zu befürchten gewesen war, beleidigte der Deutschtürke jeden Gast, der ihm in die Quere kam: Lektorinnen wurden in allzu deutlicher Art und Weise auf ihr unvorteilhaftes Styling hingewiesen, beleibten Verlegern und Schriftstellern wurde der Besuch eines Fitnessstudios empfohlen … Kurzum: Es war eine extrem amüsante Party, bei der überall aufgeregt über die Fehltritte des Zuhälters diskutiert wurde.
Befehle
Irgendwann kommt jeder Flirt an den Punkt, an dem zumindest einer der Beteiligten zur Sache kommen muss – und zwar ohne zu wissen, ob das beim jeweiligen Gegenüber auch willkommen ist oder nicht. Ein deutliches »Du gefällst mir!« stellt natürlich ein gewisses Risiko dar, denn damit ist es unmöglich geworden, sich weiter hinter Andeutungen zu verstecken. Vielleicht fordert der Satz sogar ein »Du gefällst mir aber nicht« und damit möglicherweise das Ende des Flirts heraus. Genauso riskant ist die Frage »Kann ich dich nach Hause bringen?«, schließlich besteht die Gefahr, eine ablehnende Antwort zu erhalten. Noch riskanter und gerade auch deswegen besser ist es, dieses Angebot nicht als Frage oder Bitte zu formulieren, sondern in eine Befehlsform zu kleiden, also etwa zu einer Frau zu sagen: »Ich bringe dich jetzt nach Hause.« Ist ihre Antwort dann: »Nein, das tust du nicht«, kann der Mann hinzufügen: »Ich habe dich aber gar nicht gefragt.«
Befehle sind aufregend, sie beleidigen unseren Freiheitssinn, und aus diesem Grund reizen sie uns. Einige Beispiele dafür:
Mach dich fertig, ich hole dich gleich ab. (Am Telefon vor einem Date)
Lass das, dafür bin ich zuständig.
Keine Diskussion, du hast am Donnerstag Zeit.
Das gefällt mir nicht – zieh dir etwas anderes an.
Die Cat-String-Theorie
Die Cat-String-Theorie erfolgreicher Flirtmeister leitet sich von dem Phänomen ab, dass eine Katze niemals mit einem Faden spielt, der gut erreichbar und ruhig vor ihrer Nase baumelt. Wenn der Faden jedoch bewegt wird, ist das Interesse der Katze geweckt. Was das auf einen Flirt übertragen bedeuten soll, beschreibt Dietlind Tornieporth so:
»Wenn ich mich in einem Club mit Mann A unterhalte, dann gehe ich nach einer Weile an die Bar, um mir ein Getränk zu holen. An der Bar spreche ich kurz mit einem anderen Mann. Anschließend setze ich mich wieder zurück zu Mann A, bin aber nicht mehr so aufmerksam wie vorher. Eben habe ich noch mit großen Augen seinen Erzählungen gelauscht, jetzt bin ich auf einmal abwesend oder lächle selbstvergessen in mich hinein. Kein Abwenden, eher ein versehentliches Abdriften. Das ist ein Spiel, aber ein sehr amüsantes. Es gibt Leute, die sagen, sie wollen kein Spiel spielen müssen, um jemanden kennenzulernen, aber ohne so ein Spiel macht es doch keinen Spaß.«
Die gleiche Empfehlung gibt der deutschtürkische Komiker Tiger in seinen legendären Mädchen-Tipps . Dort erklärt er, dass jemand ein Mädchen, das er beim Ausgehen am Samstagabend kennengelernt hat, niemals schon am darauf folgenden Tag, sondern
Weitere Kostenlose Bücher