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Nette Nachbarn

Nette Nachbarn

Titel: Nette Nachbarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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weite
Hose. Seine Mutter sagt, als sie ihn das letztemal gesehen hat, trug er einen
blauen Kittel mit passender Hose. O ja, er hat einen Leberfleck auf der linken
Wange und trägt gern eine dunkle Brille.«
    Hilflos sah ich zu Don hinüber. Meine
frühere Hochstimmung war wie weggeblasen. Er lächelte, wartete ein paar Takte
und sagte dann: »Das wäre also das Problem, Leute. Der Grund dafür, daß wir
euch zweimal hintereinander ein ernstes — und ich meine ein ernstes —
Problem auftischen. Sharon ist Detektivin. Rechtmäßig, mit Lizenz, hart. Glaubt
mir, Leute, diese Lady ist zäh. Aber sie kann sich Ducs Verschwinden
nicht erklären. Und allein kann sie ihm nicht helfen. Vielleicht könnt ihr sie
unterstützen? Jetzt seid ihr dran. Spielt Sherlock Holmes. Nie von ihm gehört?
Was ist mit Miss Marple? Nein? Na, dann vielleicht Sam Spade. Yeah!
    Wie auch immer, Leute, ihr wollt uns
helfen? Vielleicht hat einer von euch Duc gesehen, weiß etwas über seinen
Aufenthaltsort. Ihr habt die Beschreibung gehört. Ihr wißt genausoviel wie wir
hier. Ihr habt die Nummer von KSUNs Hot Line. Also, ruft an! Gebt uns
Informationen, stellt uns Fragen, aber helft uns! Für den Fall,
daß ihr euch nicht mehr erinnert, in San Francisco ist die Nummer 752-7445. In
der East Bay ruft 845-5018 an. Ihr da unten auf der Halbinsel...«
    Ich atmete aus und sah zu Carolyn
hinüber. Sie nickte, ihre Augen leuchteten. Don verstummte und ließ einen neuen
Werbespot laufen. Durch die Kopfhörer sagte er: »Ihr wart prima!«
    Ich drückte auf den talk-back Knopf.
»Du auch.«
    »Danke. Wenn das Band durchgelaufen
ist, wende ich mich wieder an dich, Carolyn. Ich stelle eine Frage, du redest.
Rede lange, worüber immer du reden willst. Noch leuchtet hier kein Lämpchen
auf.«
    Carolyn und ich lehnten uns zurück und
schauten zu den Lämpchen über dem Fenster hinauf. Sie waren dunkel und still.
    »Na ja, wenigstens blinkt die rote
Lampe für hausinterne Gespräche nicht auf«, bemerkte Carolyn. »Das heißt,
keiner von uns hat ›Scheiße‹ gesagt.«
    Don lachte. »Die Werbung ist fast
vorbei. Wir reden über allgemeines Zeug. Müssen Unmengen von Sendezeit füllen,
bis uns jemand zu einer Pause verhilft.«
    Die Werbung war vorüber, und er leitete
über zu einer Diskussion über Flüchtlinge: Statistiken, Geschichte, Anekdoten.
Carolyn redete, den Blick — genau wie ich — auf die Lämpchen geheftet.
    »Welche Zukunft sehen Sie also für die
Flüchtlinge, Carolyn?« erkundigte sich Don. »Wohin — «
    Das erste blaue Lämpchen flackerte auf.
Carolyns Finger bohrten sich in meinen Arm. Don grinste erleichtert, nahm den
Hörer ab und sagte: »He, wir haben einen Anruf. Hier spricht Don Del Boccio.«
    »Don?« Es war die zittrige Stimme einer
alten Dame.
    »Ja, Darling.«
    Ich fuhr zusammen. Das war ein Wort,
das Don niemals benutzte, schon gar nicht gegenüber einer Frau, die so alt war,
wie sich diese hier anhörte. Aber jetzt waren wir im Radio, und als die Frau
antwortete, schien sie erfreut.
    »Mein Name ist Virginia Millburn. Ich
weiß nichts über den vermißten Jungen, aber...«
    »Ja, Darling?«
    »Aber... nun ja... ich habe ein
hübsches, leeres Zimmer in meinem Haus. Ein Zimmer mit angrenzendem Bad. Es ist
nicht groß, aber ich dachte, wenn Carolyn vielleicht eine kleine Familie hat
oder ein Paar, das nichts dagegen hat, die Küche mit mir zu teilen... Nun ja,
mein Mann ist letztes Frühjahr gestorben, und ich hätte gern ein bißchen
Gesellschaft. Ich würde nichts verlangen. Die Gesellschaft würde mir genügen,
verstehen Sie?«
    Don blinzelte, offensichtlich gerührt.
»Virginia Millburn, Sie haben meinen Tag schon gerettet! Könnt ihr euch das
vorstellen, Leute? Diese Lady bietet an, ihr Heim für ein paar unserer neuen
Mitbürger zu öffnen. Virginia, ich sag’ Ihnen was — ich stelle Sie jetzt durch
zu einem von KSUNs Mitarbeitern, und dem können Sie dann Ihren Namen und Ihre
Adresse, Telefonnummer und all das Zeug geben, ja? Und gleich nach der Sendung
wird Carolyn sich mit Ihnen in Verbindung setzen. He, Carolyn, was sagen Sie zu
dieser Lady?«
    Carolyn schüttelte verblüfft den Kopf.
»Ich sage, das ist ein unglaublich großzügiges Angebot. Danke, Virginia. Ich
danke Ihnen vielmals.«
    Ein zweites blaues Lämpchen flackerte
bereits. Don stellte den Anruf durch und schaltete sich in die nächste Leitung.
»Dons Forum. Wer spricht da?«
    »Hier ist Ellen. Ich glaube, ich habe
den Jungen gesehen, nach dem ihr

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