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Nette Nachbarn

Nette Nachbarn

Titel: Nette Nachbarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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umklammerte den Hörer, und wieder wurde mir eiskalt.
     
     
     

ZWEIUNDZWANZIGSTES
KAPITEL
     
    Zum Glück kamen während der restlichen
Sendung keine Anrufe von solch komischen Käuzen mehr herein. Und nachdem ich
mich erst einmal von dem Schock über diese haßerfüllte Stimme erholt hatte,
hatte ich auch wieder Spaß. Wir erhielten mehrere Angebote für Kühlschränke für
Jim Wongs Haus, zwei weitere Anrufe von Hausbesitzern, die bereit waren, billig
an Flüchtlingsfamilien zu vermieten, und sieben äußerst dubiose Tips, wo Duc
sich aufhalten sollte. Aber die Temperatur in der kleinen Kabine stieg immer
weiter an, und sowohl Carolyn als auch ich seufzten vor Erleichterung, als wir
nicht mehr auf Sendung waren.
    Ich riß mir die Kopfhörer herunter und
stand auf, fuhr mir mit den Fingern durch das feuchte Haar, und sie machte
dasselbe. Draußen schob Don seinen Stuhl von der Konsole zurück und schwenkte
die ineinandergelegten Hände zur Gratulation. Der Techniker eilte aus dem
Studio, und wir folgten ihm.
    In der Halle wandte sich Carolyn zu
mir. Ihr Gesicht war besorgt. »Glaubst du, daß dieser eine Anrufer es ernst
gemeint hat?«
    »Der Religionsfanatiker? Wahrscheinlich
nicht; die meisten von denen hören sich nur gern reden. Stimmt’s nicht, Don?«
    »Ja. Und je später am Abend, desto mehr
von ihnen rufen an. Die schlimmste Zeit, die ich je hatte, was die irren
Anrufer anging, war die Zeit von Mitternacht bis vier Uhr früh.« Aber er sah
mich nachdenklich an; ich hatte ihm von Bruder Harry erzählt.
    Carolyn schauderte. »Trotzdem, es macht
mir angst, zu wissen, daß da draußen so jemand ist und zuhört.«
    Ich versuchte, es zu bagatellisieren.
»Es ist genauso furchterregend, zu wissen, daß da jemand will, daß du deine
Toyotas nimmst und nach Japan zurückgehst.«
    Sie lächelte schwach.
    Der Techniker kam zurück, eine Flasche
Wein und Pappbecher in der Hand. »Da«, sagte er. »Sie sehen aus, als ob Sie das
gebrauchen könnten.« Er drückte sie Don in die Hand und ging dann pfeifend
davon, den Gang entlang.
    »Das ist er, oder?« fragte ich.
    »Wer?« Don setzte sich und fing an,
Wein einzuschenken.
    »Der Techniker, der euch all die guten
Sachen bringt.«
    »Ach so, ja, er und ein paar andere.«
    »Das machen die alle ?«
    »Die meisten von ihnen. Techniker sind ‘n
komisches Völkchen. Aber Discjockeys ja auch.«
    Don reichte die Becher herum, und wir
tranken alle schweigend. Nach einer kleinen Weile fragte ich: »Kommen wohl noch
mehr Anrufe rein?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber wenn, dann
nehmen die anderen sie entgegen.«
    »Ich glaube, es hat nicht geklappt — ich
meine, was das Auffinden von Duc anbelangt. Die anderen Dinge könnten dem
Center wirklich helfen.«
    Carolyn nickte.
    »Außer«, fügte ich hinzu, »dieser
komische Anruf — meiner — war tatsächlich von jemandem, der etwas über
Duc weiß. Oder über den Mord. Vielleicht hat die Sendung ihn endlich doch ans
Tageslicht gebracht.«
    »Ich hoffe nicht«, meinte Carolyn. »Das
könnte für dich gefährlich werden.«
    »Außerdem ist er nicht wirklich an die
Öffentlichkeit getreten«, gab Don zu bedenken. »Du weißt immer noch nicht, wer
er ist.«
    Ich nippte am Wein. »Das stimmt. Aber
ich habe einen Verdacht.«
    Sie sahen mich beide an.
    »Ich werde mit der Polizei darüber
sprechen«, fügte ich hinzu.
    Don sah erleichtert aus. »Das solltest
du auch. Warum benutzt du nicht das Telefon im Studio?«
    »Nein, ich glaube, ich gehe zurück zu
All Souls...« Offen gesagt wollte ich nicht vor Don mit Greg sprechen, nicht
einmal mit einer Glasscheibe zwischen uns. Ich wußte nicht genau warum, aber es
hatte etwas damit zu tun, daß ich meine Vergangenheit und meine Gegenwart
auseinanderhalten wollte.
    Carolyn trank ihren Wein aus und stand
auf. »Nun, ich lasse mir wohl besser die Telefonnummern der Leute geben, die
hier angerufen haben, und rufe sie zurück. Aber das werde ich von daheim aus
machen; ich bin seit zwei Tagen nicht mehr dort gewesen, außer, um mich
umzuziehen.«
    »In der Zentrale bekommst du, was du
brauchst«, sagte Don.
    »Gut.« Sie sah mich an. »Du kannst mich
jederzeit anrufen, wenn sich irgend etwas ergibt.«
    »Das tue ich.« Ich sah ihr nach, als
sie ging. Dann wandte ich mich Don zu. Er sagte: »Willst du wirklich mit den
Bullen sprechen?«
    »Natürlich.«
    »Du läufst nicht allein los und begibst
dich in Schwierigkeiten?«
    Er kannte mich zu gut. »Nein, ich
verspreche, das werde ich nicht tun. Was

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