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Nette Nachbarn

Nette Nachbarn

Titel: Nette Nachbarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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wieder die
Ohren, so wachsam, daß ich sogar gehört hätte, wenn jemand Luft geholt hätte.
Der Gang erstreckte sich dunkel und still in beide Richtungen, und ich wandte
mich nach rechts. Ein paar Türen gingen von ihm ab, und vorsichtig schaute ich
durch jede. Die Räume dahinter schienen Garderoben zu sein wie auch derjenige,
durch den ich gekommen war.
    Die Luft wurde eiskalt, als ich mir
meinen Weg durch ein Gewirr von kleinen Verbindungsgängen bahnte, die mich an
einen Kaninchenbau erinnerten. An einer Stelle führten zwei eiserne
Wendeltreppen nach oben, wie ich vermutete zu den Seitenflügeln der Bühne. Noch
mehr Gänge gingen von hier ab, und noch mehr Räume. In einigen sah ich rauhe
Holzregale — Requisitenräume, höchstwahrscheinlich. Ein anderer hatte einen
Tresen, der zum Gang hin offen war, und dahinter standen Kleiderständer — die
Garderobe für das Publikum. Wieder ein anderer schien einst ein Büro gewesen zu
sein, dessen alte hölzerne Aktenschränke — so mancher Antiquitätenjäger hätte
alles dafür gegeben — noch an ihrem Platz standen.
    Immer wieder ging ich den einen oder
anderen Gang entlang, war mir nicht sicher, ob ich schon dort gewesen war oder
nicht. Meine Schritte hallten leise über den Beton, meine Kleider raschelten,
aber sonst war nichts zu hören. Auch der Straßenlärm drang nicht bis hierher,
und ich hatte das Gefühl, als hätte ich in dem Augenblick, in dem ich in diese
Betonhöhle hinabgestiegen war, die Stadt endgültig verlassen, ja, als wäre ich
vielleicht sogar in der Zeit einen Schritt zurückgegangen. Aber in einer
anderen Zeit wären diese Gänge hier mit Leben erfüllt gewesen, bevölkert von
kostümierten Künstlern — überreizt, aufgeputzt, ungeduldig, endlich auf die
Bühne gehen zu dürfen. Jetzt war das Theater totenstill...
    Als ich mich der Vorderseite des
Gebäudes näherte, kam ich zu einem großen Raum, an dessen Wänden Kulissen
lehnten. Ich stand im Türrahmen und überlegte, was ich als nächstes tun sollte.
Duc wurde in keiner der Garderoben festgehalten; wenn ich auch nicht sicher
sein konnte, alle gesehen zu haben, so war die Stille doch so absolut, daß ich
wußte, kein Lebewesen war hier. Es war unmöglich, daß Duc irgendwo war, ohne
daß ich einen Atemzug, ein Stöhnen, einen Schrei gehört hatte. Außer —
    Ich ging ein Stück in den Raum hinein,
ließ den Strahl meiner Taschenlampe über die flachen Kulissen gleiten, die
links von umstanden. Dann richtete ich das Licht direkt nach vorne und holte
tief Luft. Das Szenenbild an der gegenüberliegenden Wand zeigte einen Barraum,
Schattengestalten tranken einander zu, kaum sichtbar durch das, was
rauchgeschwängerte Luft sein sollte.
    Es paßte. Es paßte so perfekt, daß ich
zögerte, es zu glauben.
    Ich ging zu der Kulisse hinüber und
versuchte, sie beiseite zu schieben. Sie rührte sich nicht. Ich packte sie,
zerrte daran, und sie kam vorwärts, enthüllte den Umriß einer Tür in der
Betonwand.
    Die Tür sah aus, als wäre sie früher
mit Putzträger und Gips verschlossen gewesen, dann aber ungeschickt wieder
aufgebrochen worden. Gipsbrocken und Stücke von Putz lagen noch auf dem Boden
herum, zu einer Seite gefegt. Ich trat zurück und legte die Kulisse flach auf
den Boden; eine Wolke aus Gipsstaub stieg mir in die Nase.
    Das war es! Danach hatte ich gesucht!
    Die Tür, wie auch die Überreste der
beschädigten Wand, schienen absichtlich hinter der Kulisse versteckt worden zu
sein. Von wem? Otis Knox? Das glaubte ich nicht. Er hatte mir gegenüber seinen
Plan erwähnt, Arbeiter hier anfangen zu lassen, aber nicht vor nächster Woche.
Nein, das Durchbrechen dieser Wand war etwas, das ohne Knox’ Einwilligung oder
auch nur Wissen geschehen war.
    Ich stieg über die Ecke der Kulisse und
tastete die Tür ab. Der Spalt um sie herum war zu schmal, um sie greifen zu
können, aber es gab ein Loch dort, wo früher der Griff gewesen war. Ich steckte
meinen Zeigefinger hinein und zog. Unter leisem, protestierendem Quietschen
ging die Tür auf. Vor mir sah ich einen staubigriechenden schwarzen Raum und
Betonstufen, die nach unten führten.
    Ich richtete die Taschenlampe auf die
Stufen und ging hinab. Der Boden unten bestand aus schwarzen Fliesen, die
aussahen wie falscher Marmor. Es war dunkel dort unten, und ich hob die
Taschenlampe.
    Direkt vor mir, vielleicht zwanzig Fuß
entfernt, stand eine schwere, hölzerne Bar, die Art, wie man sie in
altmodischen Saloons findet. Die Messingstange,

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