Netzwerk des Boesen
schon, ihr kommt gar nicht mehr.«
»Was willst du denn, du Gartenzwerg?« Der Mann in der Matrosenjacke drehte sich zu seinem Kumpanen um. »Überlass den ruhig mir.«
Er zog ein Bleirohr aus seiner Tasche, worauf Dillon spöttisch bemerkte: »Sehr altmodisch.«
»Ach, ja?«
Der Mann machte einen Satz auf Dillon zu, den Arm zum Schlag erhoben. Gleichzeitig sprang Dillon zur Seite, trat dem Mann seitlich gegen das Knie, worauf dieser ins Taumeln geriet, dann versetzte er ihm einen zweiten ge zielten Tritt ins Kreuz, der ihn Kopf voraus die Stufen hi nabbeförderte.
Jetzt riss der Mann mit der Baseballkappe ein Messer aus der Tasche und ließ die Klinge aufspringen. »Warte nur, du Großmaul, jetzt zeig ich’s dir!«
»Okay, der Nächste bitte!«
Der Mann schwang das Messer, doch Dillon bekam sein Handgelenk zu fassen, drehte ihm blitzschnell den Arm auf den Rücken und stieß ihn mit dem Gesicht vor aus gegen das Geländer. Mit gebrochener Nase und aus dem Mund blutend sackte der Mann mit der Baseball kappe zu Boden.
Dillon hockte sich neben ihn. »So, und jetzt will ich wissen, wer euch Spezialisten geschickt hat.«
»Leck mich«, knurrte der Mann.
»Mut hast du ja, das muss man dir lassen.« Dillon hatte eine Walther PPK hinten im Hosenbund stecken und brachte die Waffe jetzt zum Vorschein. »Aber ich habe eine Knarre, und wo ich herkomme, betrachten wir eine Kugel durch die Kniescheibe als sehr heilsam. Eine läh mende Erfahrung.«
»Okay, okay.« Der Mann hob eine Hand. »Charlie Harker heißt der Mann, der uns auf dich angesetzt hat. Hat uns einen Riesen geboten, wenn wir dich zum Krüp pel machen.«
»Harker? Und wer soll das sein?«
»Der kontrolliert den ganzen Fluss von hier bis hinun ter zur Isle of Dogs.«
»Tatsächlich?« Dillon griff dem Mann in die Anorakta sche, fand ein Bündel Banknoten und zog es heraus. »Die tausend Eier von diesem Charlie Harker.« Er schüttelte verächtlich den Kopf. »Es macht mir mehr Spaß, dir die paar Kröten zu lassen, als sie mitzunehmen.«
»Leck mich!«
»Ich sagte bereits, dass du Mut hast. Aber leider nicht viel im Hirn. An deiner Stelle würde ich einen Kranken wagen rufen.«
Er setzte seinen Weg fort und blieb an der nächsten Straßenecke stehen, um nachzudenken. Charlie Harker, der den ganzen Fluss kontrollierte, von hier bis zur Isle of Dogs? Der Name sagte Dillon gar nichts. Aber er kannte jemanden, der mit Sicherheit damit etwas anzufangen wusste. Kurz entschlossen hielt er ein vorbeifahrendes Taxi an, stieg ein und sagte dem Fahrer, er solle ihn in die Wapping High Street bringen.
Er dachte an Harry Salter, einst der am meisten gefürch tete Mann Londons, ein Gangster von altem Schrot und Korn, der es durch die Lagerhäuser, die er entlang der Themse errichtete, zum Multimillionär gebracht hatte. Die Beziehung zwischen Harry, seinem Neffen Billy, Dillon und Ferguson war im Laufe der Jahre sehr eng geworden und hatte sich in zahlreichen gefährlichen Situationen be währt. Wenn irgendjemand diesen Harker kannte, dann Harry Salter.
Zur selben Zeit saß Charlie Harker im Red Lion, einem Pub in Kilburn, einem Stadtteil von London, las den Eve ning Standard und trank ein kaltes Bier. Die meisten Leu te hielten sich wohlweislich von ihm fern, denn sie wuss ten, dass das ihrer Gesundheit am zuträglichsten war. Ein großer, schwer gebauter Mann in dunklem Anzug lehnte hinter ihm an der Wand. Sein Name war Mosby, und er war Harkers Gorilla.
Harkers Handy läutete. Er meldete sich und hatte Ali Selim in der Leitung. »Mr. Harker, ich muss Sie sehen.«
»Weshalb?«
»Die jüngste Lieferung in den Irak. Ich muss sie für ei ne Weile verzögern.«
»Unmöglich, es ist bereits alles arrangiert. Geht mor gen Nacht raus.«
»Das ist aber sehr ungünstig.«
»Ist mir herzlich egal. Die Abmachung war fünf Riesen pro Kopf, das macht bei fünf Köpfen fünfundzwanzig Rie sen, wie ausgemacht, mein Sohn, und genau diesen Betrag erwarte ich, ob die Sache nun abgeblasen wird oder nicht. Weiß Ashimov davon?«
»Seien Sie doch vernünftig. Ich komme gern zu Ihnen, wenn Ihnen das recht ist. Wo sind Sie?«
»Im Red Lion, aber ohne die Kohle brauchen Sie hier gar nicht aufzukreuzen. Ich fange an, mir Gedanken über Sie zu machen, und das tut nie gut.«
Selim legte auf und dachte nach. Mit Leuten wie die sem
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