Netzwerk des Boesen
te er aufgrund eines Fotos, das man ihm gezeigt hatte, Dillon auf Anhieb. Mit gesenktem Kopf blieb Selim im Wagen sitzen, bis die drei Männer die Straße überquert hatten und auf den Red Lion zusteuerten, dann erst ver ließ er seinen Peugeot und ging auf die andere Straßensei te. Dort suchte er in einem Hauseingang Deckung und beobachtete, wie Dillon und die Salters das Pub durch ei nen Seiteneingang betraten, und Baxter und Hall draußen blieben, um die Tür zu bewachen. Das war schlecht, sehr schlecht. Er wusste das und wartete mit trockenem Mund.
Vor der Tür zu besagtem Nebenzimmer stand ein Mann und drehte sich erstaunt um, als er Salter sah, der ihn un geniert angrinste.
»Hi, Jacko, du siehst ja noch hässlicher aus als beim letz ten Mal.« Salter packte ihn bei der Krawatte, schleuderte ihn herum, und Billy versetzte ihm ein paar kräftige Schlä ge aufs Brustbein und einen gezielten Kopfstoß. Jacko ging zu Boden, und Billy öffnete für seinen Onkel die Tür.
Harker saß an einem Tisch und zählte diverse Geld bündel, während Mosby, der neben ihm saß, ihm dabei zuschaute. Beide sahen sie hoch, sichtlich erschreckt.
»Na, Harry, was führt dich denn hierher?«
»Da fragt gerade der Richtige, besonders nachdem ein paar Arschlöcher, die behaupten, für dich zu arbeiten, vor kurzem Dillon unten am Shepard’s Market belästigt ha ben. Und das kann ich nicht durchgehen lassen, weil Dil lon nämlich ein Freund von mir ist.«
»Ich habe keine blasse Ahnung, wovon du sprichst.«
»Wirklich nicht, mein Lieber? Schade, dann müssen wir eben härtere Bandagen anlegen.« Als Mosby in seine Jackentasche griff, hatte Dillon schon seine Walther in der Hand. »Keine Dummheiten, Freundchen«, sagte Sal ter. »Pack, was immer du da stecken hast, auf den Tisch und verschwinde, außer du legst Wert darauf, dass Dillon dir das Hirn rausbläst.«
Mosby verlor keine Sekunde. Ohne zu zögern zog er eine .38 Smith & Wesson aus der Innentasche, legte sie auf den Tisch und verdrückte sich.
»Ehrlich«, begann Harker. »Ich weiß nicht, was hier ge spielt wird, aber …«
Salter schlug ihm ins Gesicht. »Nimm ihn mit, Billy, und achte beim Rausgehen auf den Müll.«
Billy schubste Harker durch die Tür, wo Baxter und Hall ihn in Empfang nahmen. »Wir fahren hinunter nach Wapping. Ich habe da ein hübsches altes Boot liegen, die Lynda Jones, aber die kennst du ja. Idyllische Nacht für eine kleine Ausfahrt, nicht wahr?«
»Sag schon, Harry, was willst du von mir?«
»Wissen, was du mit meinem Freund Mr. Dillon vor hattest, und wer dich dazu beauftragt hat.«
»Keine Chance.« Harker klang keineswegs verängstigt. »Lass es gut sein, Harry, du hast keine Ahnung, auf was du dich da einlässt. Diese Leute, mit denen ich zu tun ha be, schlucken dich in einem Stück.«
»Oh, das wäre ja mal eine ganz neue Erfahrung für mich.« Salter war gänzlich unbekümmert. »An deiner Stelle würde ich noch mal darüber nachdenken, Charlie. Aber jetzt lasst uns gehen.«
Von dem Hauseingang aus, in dem Ali Selim stand, hatte er alles mit anhören können, und das reichte ihm. Er rannte zu seinem Peugeot und fuhr zurück zur Mo schee, die er zwanzig Minuten später erreichte. Als Erstes rief er die Buchungszentrale am Heathrow-Airport an und buchte ein Erste-Klasse-Ticket für die nächste Ma schine nach Kuwait, die in zwei Stunden starten sollte. Anschließend warf er ein paar Kleidungsstücke in einen Koffer, zusammen mit dem Bargeld, das er Harker hatte geben wollen, und seinem Reisepass. Nach kurzem Zö gern ging er zum Telefon und rief Ashimov an, der gera de mit Greta in einem italienischen Restaurant zu Abend aß.
»Ich bin’s, Ali. Es gibt Probleme.«
»Erzählen Sie.«
Das tat Selim. »Ferguson und seine Leute kommen uns zu nahe, und falls Harker etwas ausplaudert, säße der Zorn Allahs ziemlich in der Klemme.«
»Keine Panik. Ich kümmere mich darum. Bleiben Sie ganz ruhig, ja?«
»Ärger?«, erkundigte sich Greta Novikova. Ashimov verlangte die Rechnung und setzte sie kurz ins Bild.
Sie machte ein besorgtes Gesicht. »Kannst du das re geln?«
»Das solltest du mich eigentlich nicht fragen. Wir fah ren jetzt mit dem Taxi zu meiner Wohnung, dort hole ich meinen Wagen und eine geeignete Waffe. Du kannst mich chauffieren.« Er lächelte ein brutales Lächeln. »Das sind nur gemeine
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