Neu-Erscheinung
zuckte mit den Schultern, und ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie ich Ansgar helfen sollte.
Es klopfte an die Tür.
»Frau Löffler, einen Moment bitte noch, ja?«
Frau Löffler schwieg. Die Tür öffnete sich dennoch und gab den Blick auf ein seltsames Paar frei.
Die 1 , 64 m große pralle Herausgebermasse von Masuch war mir vertraut, aber die junge Dame, die neben ihm stand und ohne erkennbare Mühe Gedeihen und Verlauf von Masuchs Resthaaren von oben betrachten konnte, war mir neu. Noch bevor ich das Wort ergreifen konnte, übernahm unser Herausgeber:
»Morgen zusammen, darf ich vorstellen: Dana Bischoff!«
Dana lächelte, für meine Begriffe zu souverän und zu selbstsicher. Frau Löffler war der gleichen Meinung, ihr Blick aus dem Hintergrund war eindeutig. In ihren Gedanken lag die neue Praktikantin schon in einem Postpaket, bereit zum Abtransport.
»Guten Morgen allerseits.«
Ihre reife, leicht sonore Stimme entsprach nicht im Geringsten ihrem geschätzten Alter von Mitte bis Ende zwanzig. Sie trug eines dieser Outfits, das aus netten jungen Menschen dresscodereduzierte Karriereäffchen macht. Weiße Bluse, blauer Hosenanzug, absatzlose schwarze Nullaussageschuhe. Mit so was wird man Familienministerin, aber auf keinen Fall Sympathieträger. Ihre Haarfarbe erinnerte an einen Maulwurf, der zu lange in feuchtem Lehm nach stabilen Ausbaumöglichkeiten gebuddelt hat. Das leicht schmierige Braun ihrer Haare war mit parfümiertem Wetgel an den Seiten fixiert und nach oben hin zu einer frech gestylten Antihaltung gewuschelt, so wie es Umweltministerinnen machen, um sich vom politischen Establishment abzugrenzen. Selbst Masuch, in seinem Besserverdiener-Ensemble aus Tweedjackett und eleganter Cordhose, wirkte vergleichsweise frisch und rebellisch neben ihr.
»Ich heiße Dana Bischoff, und ich freue mich, hier zu sein!«
Und ich heiße Walter Satan und wünsche dich zur Hölle.
»Frau Bischoff wird hier ein vierzehntägiges Redaktionspraktikum machen«, erklärte Masuch. »Herr Litten wird sich persönlich um die junge Dame kümmern, was, Litten?«
»Ich? ... ja, natürlich.«
Noch bevor ich den fragenden Blick Ansgars beantworten konnte, zog Masuch eine neue Karte in seinem munteren Kommunikationsspielchen.
»Und, Herr Rammelau, sonst alles klar in Muenden?«
Ansgar hatte die ganze Zeit geschwiegen und sah nun aus wie die Werbeikone einer missglückten Darmspiegelung.
»Ja, ja, so weit ... alles klar«, erwiderte der Befragte.
»Na prima, dann will ich auch mal wieder ... aber, Herr Litten, könnten wir beide nochmal kurz unter vier Augen ...?«
Ich nickte, auch so knapp wie möglich, während Ansgar mit angesäuerter Miene und der neuen Praktikantin im Schlepptau das Büro verließ, nicht ohne mir vorher schnell noch etwas ins Ohr zu flüstern.
»Was hast du bloß mit dem?«
Zu einer Antwort kam es nicht, denn Masuch war wieselflink bei mir und bat mich auf einen Stuhl, nachdem er schnell die Tür für den Rest der Welt verschlossen hatte. Alles geschah planhaft und mechanisch, während ich allem nur zu folgen hatte. Was ich tat. Ohne Gegenwehr. Wie auch?
»Mann, Mann, Mann, mein lieber Litten, da haben wir ja mal richtig was hingelegt.«
Ich nickte, jetzt kaum mehr spürbar.
»Die Kollegen aus Würzburg sind ganz hin und weg. Haben sogar schon die erste Rate überwiesen. Freiwillig. Ganz selten in diesen Zeiten, ganz selten. Wenn es nach denen geht, können wir aus unserer Geschichte eine Endlosserie machen.« Und wenn es nach mir geht, ist die Messias bald verheiratet, bekommt ein Kind und hört schlagartig damit auf, mein Leben zu befeuern.
»Was machen wir denn jetzt, hmh, Litten, Sie haben doch bestimmt schon einen Master-Plan, oder wenigstens ein Plänchen.«
»Was heißt Plan, um ehrlich zu sein, ich äh ...«
»Na ja, will mich da auch gar nicht so einmischen, Sie wissen schon, was Sie machen. Sind ja mein Bester!«
Er tätschelte mir die Schulter, wie man es bei einem Hund macht, der brav einen alten Ast apportiert und seinem Herrchen das Gefühl gibt, es aus lauter Liebe getan zu haben.
»Ich will nur sichergehen, dass Sie wissen, wie wichtig der Auftritt bei Barbara Freitag ist. Danach geht es ja erst richtig los.«
»Versteh schon, aber eine Sache vielleicht: Frau Bischoff ...«
»Dana«, korrigierte mich Masuch und beugte sich so vor, dass sein sündhaft teures Rasierwasser mein Frühwarnsystem für Kopfschmerzen in sofortige Alarmbereitschaft versetzte.
»Das mit
Weitere Kostenlose Bücher