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Neu-Erscheinung

Neu-Erscheinung

Titel: Neu-Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gantenberg
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unsensibel sein.
    »Weißte was, das ist echt gut ...«
    Bettina hielt kurz die Zeitung hoch, um auf die aktuelle Folge meines Fortsetzungsromans zu deuten.
    » ... und total putzig, wie sie da diese Resi aus der Klapse befreit, wirklich süß, findest du nicht auch?«
    »Keine Ahnung, ich hab’s nicht gelesen.«
    »Musste aber, ist echt süß.«
    »Ich weiß nicht, mir geht die Geschichte langsam auf die Nerven.«
    »Echt? Also, ich find sie immer besser, bei uns auf der Arbeit sind auch alle ganz jeck auf die Messias.«
    »Kann ich nicht verstehen.«
    »Hast du irgendwie schlechte Laune?« Jetzt schaute sie mich sogar an. Endlich.
    »Warum?«
    »Weiß nicht«, antwortete Bettina mit ehrlich wirkender Ahnungslosigkeit.
    »Weil ich die Messias nicht so klasse finde wie du?«
    »Ach, das ist mir egal, ich fand’s ja auch erst doof. Nein, du bist irgendwie so ... komisch.«
    »Nö. Ich hab nix.« Jetzt musste sie nachfassen, ich hatte ihr klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass ich etwas hatte.
    »Gut.«
    Entweder wollte sie meine Zeichen nicht erkennen, oder sie ignorierte sie bewusst. Also biss ich in ein Brötchen und sprach sie dann erneut an. Mit vollem Mund wirkt alles viel bedeutungsloser.
    »Umpf pfwas geht’s pfdenn pfeute?«
    »Ach, echt süß, sie hat die Kleine da jetzt befreit, oder fast ... und jetzt sagt sie nochmal, was sie eigentlich vom Leben will ... ist jetzt fast schon ’ne Parabel ... musste wirklich mal lesen ... eigentlich geht’s jetzt nur noch um ganz einfache, elementare Dinge.«
    Ich kaute weiter, nickte aber dabei in einer Tour, um so ihren faszinierenden Redefluss nicht zu stoppen, was mir gelang.
    »Eigentlich träumt sie nur von der Liebe.«
    So, so.
    »Und dem Recht auf das kleine Glück.«
    Oh, das kleine Glück.
    »Ein Mann, ein Kind, ein normales Leben.«
    So einfach ist das, was Bettina?, dachte ich.
    »Und was ich so schön finde, ist, wie ihr Vater damit umgeht, ganz souverän, sehr verborgen, reduziert. Hatte ich ja erst gedacht, aber ist nicht. Gott erscheint noch nicht mal richtig. Immer nur so als Andeutung. Schön gemacht, wirklich. Ich frage mich, was in dieser Geschichte wichtiger ist, die Handlungsebene oder die Bedeutungsebene?«
    Was sollte denn jetzt diese akademische Betrachtung, Bettina verließ die richtige Richtung. Es geht um Liebe, ganz einfach. Punkt! Das hatte sie doch schon herausgefunden.
    »Ich glaube, diese Bella Gabor ist ein sehr intelligenter Mensch.«
    Für einen kurzen Moment hörte ich auf zu kauen, nickte aber weiter.
    »Würde ich gerne mal kennenlernen.«
    Nun hörte ich auch auf zu nicken.
    »Musste echt mal lesen, Paul.«

Ich und Dana Bischoff
    Frau Löffler fing mich schon vor der Redaktionstür ab. Es hatte gerappelt, war ja klar. Und Carolas Brief war nur einer der zahlreichen Rappelgründe.
    »Gut, dass Sie kommen, Herr Litten«, begrüßte mich die Sekretärin meines Vertrauens mit unüberhörbarer Kurzatmigkeit.
    »Kann ich mich noch eben ausziehen?«
    Frau Löffler nickte verständnisvoll eingeschüchtert und reichte mir einen handgeschriebenen Notizzettel. Das leichte Zittern ihrer Hand entging mir nicht, aber ich schob dies auf einen viel zu starken Kaffee, den sie frühmorgens ihrem wiederum viel zu schwachen Herzen zumutete. Ich zog nur einen Ärmel meines honigsenffarbenen Kurzmantels aus, um mit dem noch angezogenen Mantelarm nach der Notiz zu greifen.
    In diesem Moment stand bereits Ansgar hinter mir, mit dunkel geränderten Augenhöhlen und einem Haarschnitt, der sich an der Chaostheorie orientierte. Augenscheinlich musste mein Kollege auf dem Kopf stehend geschlafen haben, denn dort war alles platt, während die Haare an den Seiten in alle Richtungen ausschwärmten.
    »Einen Kaffee, bitte, Frau Löffler«, bat er leise und höflich.
    »Wir haben keinen Kaffee mehr«, zischte sie, leise aber bedeutungsvoll.
    »In meinem Schrank ist noch ein Paket«, entgegnete ich.
    Frau Löffler stapfte mürrisch zu meinem Schrank, und ich konnte endlich lesen, was auf dem Zettel stand.
    Masuch kommt mit Dana Bischoff gegen 10 : 00
    Bürgermeister Jochen Dreckmann bittet um Termin – dringend!!!
    Siggi ist krank (?) ... auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bestehen (meine Meinung!)
    Sankt Maria will Richtigstellung, rufen nochmal an (?)
    Dr.Mindis bittet um Rückruf (klang böse)
    Würzburger Nachrichten (?) Herr Leitmeier (?) ruft wieder an
    Dr.Lydia Rahm-Röntropp, Frauenbeauftragte (falls vergessen?!) Rückruf, nach 14 : 10 Uhr und

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