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Neu-Erscheinung

Neu-Erscheinung

Titel: Neu-Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gantenberg
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Guntermann in Würzburg seine Mail aus Rom zurück, weil sich in der Adresse ein Buchstabendreher eingeschlichen hatte. Er setzte noch am gleichen Tag einen gewöhnlichen Brief auf, frankierte ihn etwas zu teuer und brachte ihn persönlich zur Post. Mit einer Antwort aus Rom war an diesem Tag natürlich nicht mehr zu rechnen.
    12 : 49 MEZ : Thomas Lesnik glaubte den Beweis einer gefälschten Spesenabrechnung in den Händen zu halten, den er in den Unterlagen zum Seminar über Integrationsmanagement für Bürger mit Migrationshintergrund gefunden hatte. In diesem Moment fühlte er sich am Ziel seiner Träume.
    Ebenfalls um 12 : 49 MEZ dachte Bettina nicht im Traum daran, was Thomas Lesnik nur zwei Räume von ihr entfernt in den Händen hielt, während sie gedankenverloren an einer Mehrkornschnitte mit Frischkäse mümmelte.
    13 : 00 MEZ : Punkt eins hielt der Wagen mit den beiden noch immer streitenden Männern auf dem Parkplatz an der Hasenkuppe. Während ich im Hermanns nach Bürgermeister Dreckmann Ausschau hielt.

Ich im Hermanns mit Bürgermeister Dreckmann
    Dreckmann beschäftigte sich mit seinem dritten Bier und winkte mich freundlich zu sich. Das Hermanns war schlecht besucht. Wie so oft in letzter Zeit. Der Ausbau des Biergartens galt in Muenden als totaler Unfug und als Beweis dafür, dass Prätorius nur deshalb so astronomische Preise nahm, um solche Baumaßnahmen und einige Affären im benachbarten Lütgen-Pampen zu finanzieren. Mit der Qualität seiner Menüs hatte dies schon lange nichts mehr zu tun.
    Prätorius war mein Auftritt in seinem Lokal nicht entgangen. Erfreut war er sicherlich nicht, ein kleiner Verriss seines spanischen Abends kurz vor Weihnachten hatte für dauerhaften Unfrieden zwischen uns gesorgt. Die Zahl seiner Gäste jedoch ließ keinen Raum für falschen Stolz, er begrüßte mich wie einen alten Freund.
    »Herr Litten, das ist aber schön, dass Sie uns die Ehre erweisen.«
    »Ja ja, schon gut. Herr Dreckmann erwartet mich.«
    »Ein Aperitif auf Kosten des Hauses?«
    »Nein danke, Herr Dreckmann wartet schon.«
    »Ich bringe Sie zum Tisch.«
    »Nicht nötig, ich sehe ihn ja schon.«
    »Wie Sie meinen, gerne.«
    Schleimbacke Prätorius dienerte sich zum Tresen, während ich endlich dem heftiger gewordenen Winken des Bürgermeisters folgen konnte.
    »Hat er Sie auch zugemüllt?«
    »Ging.«
    »Wenn Sie mich fragen, mit der Art, da kommt er nicht weiter. Wenn der Prätorius sich nicht bald ’n bisschen zurücknimmt, dann ist seine Bude komplett leer.«
    Wie von Geisterhand standen plötzlich zwei undefinierbare Flüssigkeiten vor uns.
    »Grappa mit Limettensaft und einem Schuss Grenadine!«
    »Ludger, danke, Mensch, das ist aber nett.« Dreckmann verstand sein Handwerk, das musste man ihm lassen.
    »Soll ich schon die Karten bringen«, fragte Prätorius mit servilem Singsang.
    »Später, zwei Bier erst mal, oder Herr Litten lieber ’n Wein?«
    »Bier ist okay.«
    »Gerne.«
    Damit verwuselte sich Prätorius auch schon wieder. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte er auch die Karten bringen dürfen. Hunger genug hatte ich.
    »Weswegen ich Sie sprechen wollte, Herr Litten...« Dreckmann schaute sich bedeutungsschwanger um, als wollte er im nachfolgenden Nebensatz eine Andeutung zum Verbleib der illegalen Parteispenden machen. Um der Konspiration gerecht zu werden, beugte ich mich ein wenig vor.
    » ... bin mir nicht sicher, wie wir uns verhalten sollen.«
    »Wir?«
    »Die Stadt.«
    »Ich seh das Problem nicht.«
    »Herr Litten, Sie wissen, die Situation ist nicht einfach, für mich, für Sie auch nicht.«
    »Tut mir leid, Herr Bürgermeister. Ich kann Ihnen da nicht folgen.«
    »Sie müssen schreiben, ich muss regieren.«
    »Richtig.«
    »Und wenn Sie schreiben, muss ich reagieren.«
    »Ja ... stimmt, aber trotzdem?«
    »Ich würde gerne einfach wissen ...«
    »So, zwei Pils die Herren, wohl bekomm’s!«
    Dreckmann zuckte zurück, als hätte ihn seine Mutter mit Sexfilmchen erwischt. Mich interessierte mehr die Frage, wie Prätorius es schaffte, die physikalischen Gesetze der Lautentstehung und Schallverbreitung zu umgehen.
    »Danke.« Dreckmanns Freundlichkeit war im Begriff sich aufzulösen.
    Ich lächelte dem Biergartenexpandierer freundlich zu. Die Höchststrafe für einen Menschen, der genau weiß, dass man ihn nicht leiden kann.
    Dreckmann wartete, bis Prätorius sich wieder ausreichend entfernt hatte.
    »Wir ...«
    »Die Stadt und Sie?«
    »Genau! Also streng genommen nur ich!

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