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Neu-Erscheinung

Neu-Erscheinung

Titel: Neu-Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gantenberg
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Herzen keine Mördergrube. Auf Dauer werden Sie nie allen gerecht, aber den wenigen, denen Sie gerecht werden, werden Sie richtig gerecht. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Dreckmann nickte, und ich hoffte, dass er es wirklich verstanden hatte. So, wie ich hoffte, dass die beiden Biere, die Prätorius in diesem Moment anschleppte, nicht für uns waren.
    »Meine Herren, noch zwei Bier, auf Kosten des Hauses. Trockener Mund diskutiert nicht gerne, was?«
    Dreckmann lächelte. Ich nicht.

Ich und Ansgar
    »Du hast was?«
    Ansgar schluckte schwer an dem, was geschehen war. Und es gab keinen Zweifel mehr. Er hatte Mindis entführt.
    »Nicht direkt entführt.«
    »Aber er sitzt in diesem Augenblick in einer verschlossenen Hütte im Wald, richtig?«
    »Ja.«
    »Das ist: entführt.«
    »Paul, du musst mir glauben, ich wollte ihn nicht entführen, ich wollte nur mit ihm sprechen.«
    »Kein Grund, ihn einzuschließen.«
    »Er ist ausfallend geworden.«
    »Na und?«
    »Und zuhören wollte er auch nicht.«
    »Immer noch kein Grund.«
    »Ich war plötzlich so wütend auf den und ... – Und er hat mich geschubst!«
    »Das ist ein Grund.«
    »Ehrlich?«
    »Nein! Mensch, Ansgar, du sitzt knietief in der Scheiße! Du musst ihn sofort wieder da rausholen.«
    »Und dann?«
    ›Und dann?‹ war eine gute Frage.
    »Ich nehme mal an, er hat dich erkannt?«
    »Paul, wir sind zusammen dahin gefahren.«
    »Ja, ich will ja nur der Reihe nach ein paar Möglichkeiten ausschließen.«
    »Entschuldigung.«
    So kleinlaut hatte ich Ansgar schon lange nicht mehr erlebt.
    »Schon gut. Wenn du da jetzt hinfährst, wird er dich umhauen und dann direkt zur Polizei fahren.«
    »Nee, er hat ja kein Auto.«
    »Ansgar, das ist jetzt mal ein ganz schlechter Moment, um spitzfindig zu werden.«
    »Entschuldigung.«
    »Schon gut. Wir müssen also nur verhindern, dass er zur Polizei fährt oder läuft.«
    »Ja.«
    Ansgar klang beinahe hoffnungsvoll, leider völlig grundlos, denn wie man verhindern sollte, dass Mindis zur Polizei läuft, war mir noch nicht mal ansatzweise klar.
    »Aber ... wie sollen wir verhindern, dass er zur Polizei läuft oder fährt?«
    »Ansgar, können wir vielleicht einen Punkt nach dem anderen abarbeiten, ich bin auch ein bisschen nervös?«
    »Entschuldigung.«
    »Schon gut.«
    Netterweise bimmelte mal wieder mein Handy und erlöste mich aus dieser schier ausweglosen Denkspirale. Dana.
    »Nein, wir können uns jetzt nicht treffen ...«, keifte ich ungewöhnlich hart in den Hörer. »Wo ich bin? Das ist doch egal. Ich kann nicht ... nein ... na-hein! ... NEIN ! ... gut, um drei ... ja, in der Redaktion.«
    Ich steckte das Handy weg, und Ansgar starrte mich immer noch an.
    »Du triffst dich mit einer Praktikantin, während ich ...«
    »Ansgar, du hast die Scheiße gebaut, nicht ich.«
    »Entschuldigung.«
    »Schon gut. Sag mal, weiß Carola schon Bescheid?«
    »Nein. Was soll ich der denn sagen? Dass ich ihren Chef entführt hab, ich meine, nicht direkt entführt, sondern eingeschlossen?«
    »Warum nicht, sie ist deine Frau, und du hast es für sie getan.«
    »Ich hab’s für mich gemacht.«
    »Sicher?«
    » ... weiß nicht, vielleicht ... vielleicht hab ich’s auch für sie gemacht.«
    »Ich denke schon. Es gibt viele Dinge, die man für seine Frau macht, ohne sich dessen bewusst zu sein.«
    »Wie meinst du das?«
    »Das führt jetzt zu weit.«
    Ansgar ließ seinen Kopf in die Hände fallen, während ich auf die Schnellstraße starrte. Erst jetzt fiel mir der Blick des Tankwartes auf, der uns schon eine ganze Weile beobachtet haben musste. Und aus seiner Sicht muss es sich bei Ansgar und mir um ein Pärchen gehandelt haben, das ausgerechnet auf der kleinen Sitzbank vor seiner Tankstelle das Ende einer Beziehung diskutierte. Durch die Scheibe betrachtet saßen da ein völlig resignierter Ansgar und ein deutlich dominierender Paul. Für den Tankwart war klar, wer von uns beiden Schluss gemacht hatte. Ich nickte ihm kurz zu, worauf er schnell seinen Blick auf die nun doch recht ansehnliche Kundenschlange vor seiner Kasse richtete.
    »Komm, wir fahren in die Redaktion.«
    »Und dann?«
    »Sind wir wenigstens unter uns.«
    Ich lenkte Ansgars Blick zur Tankstelle, wo die lange Kundenschlange noch gar nicht mitbekommen hatte, dass der Tankwart endlich wieder Zeit für sie hatte.
    »Ich hab eine Idee.«
    »Ja?«
    »Ja. Du musst Carola anrufen.«
    »Und dann?«
    »Das erklär ich dir, wenn wir hier weg sind.«

Ich und ein paar Gedanken

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