Neuanfang
als sie Baileys Zimmer verließ, warf sie ihr noch einen Blick zu und hob die Augenbrauen. „Trotzdem, Cody …“ Sie hob den Finger, als ob sie ihre Aussage unterstreichen wollte. „Von diesem Typen solltest du dich fernhalten. Unabhängig davon, wie tadellos er sich verhält.“
Baileys Mund blieb offen stehen. Ihre Mutter war so wenig im Bilde über das, was geschehen war, dass sie alles völlig falsch gedeutet hatte. Sie klappte ihren Mund wieder zu und ging zu ihrem Sofa zurück. „Ich komme später runter.“
„Die Party ist fast vorbei.“ Ihre Mutter klang, als bettelte sie. „Deine Freunde fragen schon nach dir.“
„Ich habe gesagt, dass ich später komme.“ Sie bemühte sich, den Tonfall höflich zu halten, doch ihre Stimme klang schneidend. „Fünf Minuten, okay?“
Ihre Mutter zögerte. „Ich möchte später gerne mit dir reden. Ich habe das Gefühl, dass wir uns voneinander entfernt haben.“
„Das Gefühl habe ich auch.“ Bailey starrte ihre Hände an. Hatte sie Bryan tatsächlich den Eindruck vermittelt, es sei in Ordnung, wenn er ihr einen Kuss aufzwingen würde? Sie schauderte. „Ich komme runter, Mama. Ich verspreche es.“
Als ihre Mutter gegangen war, vergrub Bailey ihr Gesicht in den Händen. Es war egal, dass ihre Mutter keine Zeit hatte. Bailey wollte sowieso nicht darüber reden. Nicht jetzt. Nicht, wenn sie so unglücklich über den Verlauf des Abends war. Sie hatte seit Jahren von ihrem ersten Kuss geträumt und immer gedacht, dass sie anschließend ihrer Mutter jede Einzelheit erzählen würde. Denn sie und ihre Mutter waren die besten Freundinnen – enger als alle anderen Mütter und Töchter, die sie kannte.
Doch sie hatte sich das alles niemals so vorgestellt, wie es heute Abend passiert war.
Sie trocknete ihre Tränen und verbrachte eine halbe Stunde unten mit ihren Freunden und ihrer Familie. Cody schien sorgfältig darauf zu achten, ihr nicht zu nahe zu kommen. Wenn sie am Kaffeetisch saß oder bei einer Partie Billard zusah, ging er mit den Jungs ins Büro. Und wenn sie ins Büro ging, um nachzusehen, was sie machten, ging Cody in die Küche.
Nachdem ihre Mutter sich wie ein Elefant im Porzellanladen verhalten hatte, hatte die Freundschaft, die sich zwischen ihr und Cody angebahnt hatte, vermutlich keine Chance, sich weiterzuentwickeln.
Doch als sich Bailey später vor dem Zubettgehen das Gesicht wusch, kam ihr ein Gedanke, der wie ein helles Licht der Hoffnung in ihr Herz leuchtete. Selbst wenn sie und Cody nie wieder ein solches Gespräch wie heute Abend hätten, würde sie sich immer daran erinnern, dass sie neben ihm auf dem Sofa gesessen und ihm zugehört hatte, wie er einen Bibelvers vorlas, der sie mitten ins Herz traf.
Sie wiederholte die Worte wieder und wieder. „ Bleibt nicht bei der Vergangenheit stehen! “
Nun glaubte sie, dass Gott ihr vergeben hatte und dass sie mit seiner Hilfe weitergehen konnte – auf jeden Fall weit weg von dem süßholzraspelnden Bryan Smythe.
Kapitel 23
In einer halben Stunde sollte das Vorsingen für Oliver! in der Bloomingtoner Kirche beginnen. Katy sortierte ihre Unterlagen auf dem Tisch, an dem die Jury sitzen würde. In fünf Minuten würden sich die Türen öffnen, deshalb herrschte im Vorraum gerade das Chaos – die Art von Chaos, die Katy liebte. Kinder, die sich einsangen, Eltern, die Anmeldeformulare ausfüllten, ehrenamtliche Mitarbeiter, die Polaroidfotos von den Kindern machten, und ein halbes Dutzend Helfer, die für die handgeschneiderten Kostüme der Kinder schon die Maße abnahmen.
Die Jury bestand heute aus Katy und Rhonda sowie den Verantwortlichen für die Musik, Al und Nancy Helmes. Dayne und Ashley halfen, wo immer sie konnten, doch sie waren noch nicht lange genug dabei, um über die Besetzung entscheiden zu können.
Ein Vater brachte Katy die Unterlagen für die ersten zehn Kinder, die vorsingen wollten. Sie blätterte gerade durch die Papiere und kontrollierte, ob alle Unterlagen richtig ausgefüllt waren, als Al Helmes zu ihr kam und sie anlächelte. „Noch einmal tief Luft holen.“
„Sind sie bereit?“
„Seit zehn Minuten schon. Die Schlange der Wartenden zieht sich von der Tür den ganzen Weg hinunter durch den Vorraum bis hin zum Parkplatz.“
Katy grinste. „Gut. Ich möchte, dass das die beste Aufführung wird, die wir je hatten.“ Sie schob energisch die Gedanken beiseite, die sie in den letzten Wochen immer wieder abgelenkt hatten – die Möglichkeit, dass dies ihre
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