Neuanfang
lernen müssen. Die Erfahrung, die Gemeinschaft mit den anderen, das Gefühl, ein Teil von etwas Großem zu sein, das man allein nicht erreichen konnte – das war das eigentlich Wundervolle an den Aufführungen des christlichen Kindertheaters, nicht die Menge des Liedtextes, die jemand zu singen hatte.
Katy lächelte Jenny an, dann wandte sie sich an Dayne. „Lass uns heute Abend einen Film im Kellerraum schauen.“ Sie blickte über ihre Schulter zu Jenny. „Die Flanigans brauchen Zeit für sich.“
„Dann lassen wir besser die Tür offen.“ Dayne neckte sie, doch seine Lippen berührten sanft ihren Mund. „Ich kann es nicht erwarten, dich zu heiraten. Habe ich das in letzter Zeit schon mal gesagt?“
„Nicht in der letzten Stunde.“ Sie legte ihren Kopf zur Seite. Sie spürte, wie ihre Augen funkelten, so wie sie es oft taten, wenn sie dem Mann gegenüberstand, den sie liebte.
Katy versuchte, an diesem Abend ein wenig Abstand zu den Flanigans zu wahren, auch, als Dayne schon nach Hause gegangen war. An diesem Wochenende war sie die Theaterregisseurin. Doch im Stillen freute sie sich.
„Es passt alles“, sagte sie zu Dayne, als sie ihn an diesem Abend zu seinem Auto begleitete. „Die ganzen Jahre haben Bailey und Connor so hart gearbeitet und so oft kleinere Rollen übernommen. Doch jetzt … wo es vielleicht die letzte Aufführung ist, die ich für lange Zeit leite, haben sie die Hauptrollen bekommen. Ich freue mich so für sie!“
Er ließ seinen Daumen über ihre Wange gleiten. „Es ist eine tolle Besetzung.“
„Das ist es. Ich habe das Gefühl, dass die nächsten zehn Wochen viel zu schnell vorbeigehen werden.“
Dayne schaute tief in ihre Augen. Die kalte Nachtluft war nur deshalb auszuhalten, weil er ihr so nahe war. „Oder auch nicht.“ Er küsste sie und sie erschauerte bis in ihr Innerstes hinein. „Ich zähle die Stunden bis zur Hochzeit.“
Sie rieb ihre Nase an seiner und schloss ihre Augen, ganz versunken in dem wohltuenden Gefühl seiner Nähe. „Deshalb ist es doch gar nicht so schlecht, dass wir mit Oliver! eine Menge zu tun haben.“
„Sehr richtig.“ Er küsste sie erneut. „Doch jetzt ist es das Beste, wenn du wieder hineingehst.“
* * *
Die Proben für Oliver! waren in vollem Gange und Katys Tage waren genauso ausgefüllt wie ihre Abende. Sie hatte ein Hochzeitskleid in Indianapolis gefunden, ein wunderschönes, schmales Kleid aus weißem Satin mit einer kurzen, eleganten Schleppe. Jenny Flanigan war dabei gewesen, als sie es aussuchte.
Als Katy auf dem Podest stand, umgeben von Spiegeln, schnappte Jenny nach Luft. „Katy … Dayne wird ohnmächtig werden, wenn er dich in diesem Kleid sieht.“
„Es ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe.“ Katy hatte sich schon in einigen Geschäften umgesehen, doch kein anderes Kleid kam ihrem Traum so nahe wie dieses. Sie fühlte sich darin wie eine Prinzessin, als ob alles, wofür sie gebetet hatte oder wovon sie im Blick auf ihre Hochzeit und ihre Ehe träumte, in diesem Bild zusammenkamen, das sie im Spiegel sah.
Heute Abend konnte sich Katy kaum auf die Probe konzentrieren, die in den Gemeinderäumen stattfand. Morgen früh wollten Dayne und sie nach LA aufbrechen, um sich dort am frühen Nachmittag mit der Herausgeberin von Celebrity Life zu treffen. Für den Abend war ein festliches Essen geplant und am darauffolgenden Tag ein Treffen mit dem Direktor von Daynes nächstem Film, But Then Again No . Sie wollte Dayne unbedingt von dem Kleid erzählen. Doch sie hielt sich zurück. Alles, was er wissen durfte, war, dass sie endlich das richtige gefunden hatte.
Momentan waren Nancy und Al Helmes mit einem Teil der Gruppe in einem anderen Raum. Katy, Dayne und Rhonda waren im Chorraum geblieben und übten die Szene, in der Fagin und seine Diebe Oliver beibringen, wie man Taschen unbemerkt ausraubt. Später, wenn die Jungen alle schliefen, würde Fagin sich seine Schatzkiste ansehen, in der er die Dinge aufbewahrte, die er heimlich auf die Seite geschafft hatte.
Heute übten sie zum ersten Mal mit der falschen großen Nase aus Ton, die auf Patricks Nase befestigt werden sollte, dem Jungen, der Fagin spielte. Patrick musste üben, sich so zu verhalten und zu bewegen, wie es seine Rolle verlangte, ohne die falsche Nase zu beschädigen oder zu verlieren. Zudem mussten sie dafür sorgen, dass er beim Singen nicht so klang, als ob er Schnupfen habe.
Katy saß in der Mitte der ersten Reihe im Chorraum, Dayne und
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