Neubeginn in Virgin River
Ich will nur schnell reingehen, kurz telefonieren und …“
Er trat einen Schritt auf sie zu. „So geht das nicht. Es wird für uns alle besser sein, wenn Sie nicht genau wissen, wo Sie sich befinden. Und wirklich, Sie müssen einfach allein mitkommen.“
„Oh, Augenblick mal“, sagte sie und lachte kurz auf. „Sie erwarten von mir, dass ich mich zu Ihnen ins Auto setze? Ohne Sie zu kennen oder zu wissen, wohin wir fahren?“
„Könnte man so sagen, ja“, antwortete er. „Sie glaubt, sie würde es allein schaffen, das Baby zu kriegen. Aber mir wäre es lieber, Sie kämen mit mir, falls … Was ist, wenn es ein Problem gibt? Hm?“
„Ich kann Doc Mullins anrufen, vielleicht fährt er ja mit Ihnen. Es ist jedenfalls nicht meine Art, zu Fremden ins Auto zu steigen, um mich zu einer mysteriösen Geburt bringen zu lassen …
„Ja, ich wünschte auch, es wäre nicht mysteriös und dass all das nicht nötig wäre. Aber es ist nun mal passiert. Ich will das alles überhaupt nicht – aber ich will auch nicht, dass irgendetwas Dummes passiert, das wir hätten verhindern können. Ich will keine unnötigen Schwierigkeiten. Sie sollten wohl besser dabei sein. Für den Fall, dass …“
„Ist es Ihr Kind?“, unterbrach sie ihn.
Er zuckte die Schultern. „Ja, könnte sein. Wahrscheinlich.“
„Ich weiß ja nicht einmal, ob überhaupt ein Baby unterwegs ist. Die Mutter habe ich nie gesehen“, sagte Mel. „Was, wenn es gar kein Baby gibt?“
Vorsichtig trat er noch einen Schritt auf sie zu. „Und was, wenn es doch eins gibt?“, fragte er zurück.
Sie sah sich um. Eines zumindest stand fest: Falls er die Absicht hätte, ihr etwas anzutun, müsste er sie nirgendwo-hin bringen. Dazu brauchte er nicht einmal diese Waffe. Hier draußen waren sie völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Er müsste nur ein paar Schritte auf sie zugehen, ihr einen Kinnhaken verpassen und sie zusammenschlagen – das war’s dann.
Er breitete die Arme aus. „Ich will doch nur diesen Platz dort geheim halten. Das ist mein Geschäft, in Ordnung? Könnten wir jetzt bitte gehen und das Baby auf die Welt bringen? Ich mache keine Witze, es macht mich völlig fertig. Sie sagte, dass sie den ganzen Tag Schmerzen hatte. Und dann hat sie geblutet.“
„Stark geblutet?“
„Was heißt stark? Es waren keine Blutlachen, aber immerhin so viel, dass ich mich in den Truck gesetzt habe, um Sie zu holen. Pronto.“
„Sie tragen eine Waffe. Ich hasse Waffen“, betonte sie.
Er rieb sich den Nacken. „Das ist auch zu Ihrem Schutz“, sagte er. „Ich bin nur Geschäftsmann, aber da draußen in den Wäldern gibt es eine Menge verrücktes Volk. Ich werde nicht zulassen, dass Ihnen etwas passiert. Das würde mein Leben viel zu kompliziert machen. Ich will nicht, dass der Sheriff in irgendeiner Weise auf mich aufmerksam wird. Aber wir müssen jetzt wirklich los. Das Baby kommt. Und zwar bald.“
„Oh, Mist“, fluchte sie. „Tun Sie mir das nicht an.“
„Was tue ich Ihnen denn an? Ich bitte Sie um einen Gefallen. Das ist alles. Ich will nur, dass das Baby auf die Welt kommt, ohne dass ihm oder der Mutter etwas geschieht.“
„Warum bringen Sie sie nicht einfach ins Krankenhaus?“
„Sie arbeitet für mich, alles klar? Und sie wird von der Polizei gesucht. Im Krankenhaus werden sie ihre Personalien überprüfen, und dann wird man sie ins Gefängnis stecken. Vom Gefängnis aus kann man sich nicht um sein Kind kümmern. Deshalb geht es nicht anders als so.“
„Hören Sie, fahren Sie los und bringen Sie sie zu Doc in die Praxis. Wir werden uns dort um sie kümmern, und niemand wird ihr irgendwelche Fragen stellen …“
„Ich sag Ihnen doch, wir haben keine Zeitl“, schrie er. Er machte einen völlig verzweifelten Eindruck und trat flehend, mit ausgebreiteten Armen und geöffneten Händen, einen weiteren Schritt auf sie zu. „Es ist bald so weit, und wir sind noch fast eine Stunde von ihr entfernt! Es kann gut sein, dass wir es nicht mehr rechtzeitig schaffen!“
Sie atmete tief durch. „Wir sollten den Hummer nehmen …“
„Geht nicht“, widersprach er. „Ich kann meinen Wagen nicht hier stehen lassen. Es könnte sein, dass jemand hier nach Ihnen sucht und dann nur meinen Wagen findet. Tut mir leid.“
Widerwillig gab Mel nach. „Ich hole meine Tasche.“
Sie schnappte sich die Tasche aus dem Hummer und setzte sich in seinen Range Rover. Er hielt etwas Schwarzes in der Hand. „Sie müssen sich die Augen verbinden“,
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