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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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nun ja auch getan. Als Mel ihm vor Wochen von Lillys Angebot, das Kind zu versorgen, erzählt hatte, hatte er große Augen gemacht. Mit Lilly hatte er nicht gerechnet. Jedenfalls hatte er kein einziges Mal beim Sozialdienst angerufen. Und bis heute hatte er sie, Mel, nicht in dieses Komplott eingeweiht.
    Bis sie wieder an Does Haus vorfuhr, war es bereits nach vier, und Mel war ganz schön geladen. Doc war mit einem Patienten beschäftigt, der hustete und röchelte, als wäre er seinem Ende nahe. Sie musste warten. Und mit jeder Minute, die sie länger warten musste, wurde sie wütender. Als der Mann mit einem Hintern voller Penicillin und einer Tasche voll Pillen endlich gegangen war, stellte sie Doc zur Rede. „In ihr Büro“, sagte sie nur und marschierte voran.
    „Weshalb so zornig?“, fragte er.
    „Ich war bei den Andersons und habe Lilly dabei überrascht, wie sie das Baby stillte.“
    „Ah“, sagte er nur und humpelte um sie herum zu seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch. Offensichtlich machte ihm seine Arthritis wieder einmal zu schaffen.
    Sie stützte die Hände auf den Tisch und fuhr ihn an: „Sie haben den Sozialdienst nie angerufen.“
    „Wozu auch? Ihre Mutter kam sie ja holen.“
    „Und wie gedenken Sie, die Sache mit der Geburtsurkunde zu regeln?“
    „Nun, wenn wir das alles noch ein bisschen weiter geklärt haben, werde ich sie unterschreiben und datieren.“
    „Doc, den Mist können Sie doch nicht durchziehen. Das Kind wurde ausgesetzt! Und selbst wenn die Mutter sie hinterher wieder nach Hause geholt hat, könnte es immer noch als Verbrechen angesehen werden.“
    „Jetzt beruhigen Sie sich doch. Lilly war ein wenig überreizt, das ist alles. Und nun geht es ihr wieder gut. Ich habe das schon im Auge behalten.“
    „Zumindest hätten Sie mir Bescheid sagen können!“
    „Und Sie dann einfach loslegen lassen, wutschnaubend wie jetzt? Etwa zulassen, dass Sie sich das Baby schnappen und Lilly anzeigen? Die Frau war einfach am Ende. Und wie sich gezeigt hat, brauchte sie nur ein wenig Zeit, um sich wieder zu beruhigen und zur Besinnung zu kommen.“
    „Sie hätte sich an einen Arzt wenden müssen.“
    „Ach, Lilly hat alle ihre Kinder zu Hause bekommen. Sie hätte sich schon gemeldet, wenn ihr etwas gefehlt hätte. Fakt ist, wenn Lilly früher aufgetaucht wäre, hätte ich darauf bestanden, sie zu untersuchen, einfach um sicherzugehen. Aber zu dem Zeitpunkt, als sie dann schließlich kam, war klar, dass sie bei bester Gesundheit war.“
    Mel kochte vor Wut. „So kann ich einfach nicht arbeiten“, rief sie. „Ich bin hier, um eine gute, zuverlässige medizinische Versorgung zu gewährleisten, und nicht, um mich im Kreis zu drehen und zu erraten, was Sie sich so ausdenken!“
    „Wer hat Sie denn darum gebeten?“, konterte er.
    Einen Moment lang verschlug es ihr die Sprache. Dann sagte sie nur: „So ein Mist!“, machte auf dem Absatz kehrt und lief aus dem Büro.
    „Wir sind hier noch nicht fertig!“, brüllte er ihr hinterher. „Wo wollen Sie hin?“
    „Ich brauche ein Bier!“, brüllte sie zurück.
    Als sie in Jacks Bar kam, konnte sie unmöglich verbergen, dass sie total verärgert war, doch durfte sie ja nicht darüber reden. Ohne jemanden zu grüßen, ging sie geradewegs zum Tresen.
    Jack sah ihr auf den ersten Blick an, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. „Junge, Junge.“
    „Bier“, war alles, was sie herausbrachte.
    Er bediente sie. „Willst du nicht darüber sprechen?“
    „Tut mir leid. Geht nicht.“ Sie nahm einen Schluck von dem eiskalten Gebräu. „Ist geschäftlich.“
    „Das muss aber ein unangenehmes Geschäft sein. Du bist ja völlig aus dem Häuschen.“
    „Und frag nicht, wie.“
    „Kann ich irgendetwas tun?“
    „Hör einfach auf zu fragen, denn ich bin an meine Schweigepflicht gebunden.“
    „Scheint jedenfalls etwas ganz besonders Schlimmes zu sein.“
    Ja, dachte sie, etwas ganz besonders Schlimmes.
    Jack schob ihr über den Tresen einen Umschlag zu. Sie sah auf den Absender, der Brief kam von der Klinik in Eureka, wo er den AIDS-Test gemacht hatte. „Vielleicht kann dich das ja ein wenig aufheitern. Mit mir ist alles in Ordnung.“
    Mit einem schwachen Lächeln sagte sie: „Das ist gut, Jack. Ich dachte mir schon, dass es so sein würde.“
    „Willst du es dir nicht ansehen?“, fragte er.
    „Nein“, antwortete sie und schüttelte den Kopf. „Ich vertraue dir.“
    Er beugte sich vor und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Danke,

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