Neubeginn in Virgin River
treibt dich in mein Revier?“
„Ich wollte einfach mal bei dir vorbeischauen und herausfinden, ob du noch immer zu deiner Entscheidung stehst.“
Enttäuscht senkte er den Blick. Er hatte gehofft, es ihr kein zweites Mal antun zu müssen, vor allem nicht hier. Dies war nicht der Ort, darüber zu diskutieren, wie ihre Beziehung einmal gewesen war. Er sah ihr wieder in die Augen und nickte einfach nur.
„Es hat sich also nichts geändert?“
Er schüttelte den Kopf und hoffte, es dabei belassen zu können.
„Also gut“, meinte sie und nahm noch einen Schluck von ihrem Drink. „Es tut mir leid, das zu hören. Ich hatte gehofft, wir könnten vielleicht … Vergiss es! Ich kann dir ansehen, dass …“
„Char, bitte. Dies ist weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort.“
„Reg dich nicht auf, Jack. Ich werde dich nicht drängen. Aber du kannst es einer Frau auch nicht übel nehmen, wenn sie einmal nachfragt. Schließlich war das, was wir miteinander hatten, doch etwas ziemlich Besonderes. Jedenfalls für mich.“
„Auch für mich war es etwas Besonderes. Und es tut mir leid, aber ich konnte nicht anders.“
„Du behauptest also immer noch, dass es da keine andere gibt?“
„Damals gab es niemanden. Ich habe dich nicht belogen. Ich habe dich nie belogen. Aber heute …“
In dem Moment, als er das sagte, schwang die Tür auf und Mel kam herein. Vorher hatte sie ärgerlich ausgesehen, jetzt wirkte sie müde und erschöpft. Und sie tat etwas, das sie noch nie zuvor getan hatte. Anstatt sich wie sonst auf einen der Barhocker zu schwingen und ein Bier zu bestellen, ging sie um den Tresen herum.
„Entschuldige mich einen Augenblick“, sagte Jack zu Charmaine und ging zu Mel ans Ende der Theke.
Mel legte ihm die Arme um die Hüften, drückte sich an ihn und lehnte den Kopf an seine Brust. Er erwiderte ihre Geste und schloss sie in seine Arme. Dabei war er sich schmerzlich bewusst, dass ihm Charmaines Blicke ein Loch in den Rücken bohrten.
„Der Tag heute war aufreibend“, sagte Mel leise. „Ich hatte mit Doc eine Grundsatzdiskussion über unsere weitere Zusammenarbeit, falls es denn dazu kommen sollte. Es war schwieriger, als ich gedacht hatte, und hat mich gefühlsmäßig ganz schön mitgenommen.“
„Ist denn jetzt alles in Ordnung?“, fragte er.
„Mir geht’s gut. Könnte ich vielleicht einen von diesen netten kleinen Crowns haben? Diesmal habe ich gegessen, und ich verspreche auch, dass es bei dem einen bleibt. Mit Eis bitte. Und ich lade dich ein, mich heute Abend nach Hause zu bringen. Wenn du magst.“
„Du scherzt wohl, oder? Ich würde vor Sorgen umkommen, wenn ich dich allein nach Hause gehen ließe. Wer weiß, was du wieder anstellst oder mit wem du wieder irgendwohin mitfährst.“ Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn und drehte sie um, damit sie wieder vor den Tresen treten konnte. Er vermied es, mit Charmaine Augenkontakt aufzunehmen, bereitete vielmehr den Drink zu und stellte ihn Mel hin, die jetzt ganz am Ende des Tresens auf einem Barhocker saß. „Du musst mir mal eine Minute geben.“
„Klar“, sagte sie. „Lass dir Zeit. Ich will nur entspannen.“
„Dann entspann dich mal schön.“ Er ging zurück zu Char.
Charmaines Augen drückten Verletztheit aus, aber zumindest hatte sie nun auch Klarheit. „Ich glaube, ich verstehe“, sagte sie und trank noch einen Schluck von ihrem Drink.
Er griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. „Charmaine, ich habe dich nicht belogen. Das ist zwar vermutlich jetzt nicht wirklich von Bedeutung, aber mir wäre es lieb, wenn du mir glaubst, dass ich dir die Wahrheit gesagt habe. Damals gab es keine andere.“
„Aber du wolltest dich dafür bereithalten.“
Er nickte bekümmert und schielte zu Mel hinüber, die sie mit verblüffter, unglücklicher Miene beobachtete.
„Also gut. Ich verstehe jetzt“, sagte Charmaine und entzog ihm ihre Hand. „Ich werde aufbrechen und dich deinen Angelegenheiten überlassen.“
Zur Beleidigung ihres früheren Liebhabers, der ihr den Drink ausgeben wollte, knallte sie ihm eine Zwanzigdollarnote hin, rutschte vom Barhocker herunter und ging auf die Tür zu. Jack schnappte sich den Schein und ging ans Ende des Tresens. „Mel, ich bin sofort zurück. Bleib hier!“
„Nimm dir alle Zeit, die du brauchst“, sagte sie, aber es klang alles andere als glücklich.
Trotzdem folgte er Charmaine nach draußen. Er rief ihr hinterher, und sie blieb stehen, als sie ihr Auto erreicht
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