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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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Hand zu halten, obwohl sie ihm angeboten hatte, zweimal zu gehen.
    „Sind Sie auch sicher, dass Sie mit ihr fertig werden?“, fragte sie Jack. „Kann sein, dass Sie ihr die Windeln wechseln müssen und so weiter.“
    „Meine Nichten“, sagte er nur. „Ich bin komplett ausgetestet.“
    „Wie viele Nichten eigentlich genau?“, wollte sie wissen.
    „Bei der letzten Zählung waren es acht. Vier Schwestern und acht Nichten. Wie es aussieht, können sie keine Söhne bekommen. Wohin geht’s denn?“
    „Ich bin nicht sicher.“
    „Zu den Paulises“, half Doc nach. Und Jack ließ einen Pfiff los.
    Als sie aus dem Dorf fuhren, gestand Mel: „Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Jeder außer mir scheint diese Familie zu kennen.“
    „Stimmt. Ich sollte Sie wohl vorbereiten. Die Paulises hausen mit ein paar anderen auf einem kleinen Gelände in Bretterbuden und Wohnwagen. Eine Art Camp. Sie lassen sich kaum einmal blicken, trinken sehr viel und kommen nur selten ins Dorf. Einen Vorrat an purem Korn haben sie immer zur Hand. Es sind schmutzige, arme, unglückliche Leute, aber sie haben Virgin River nie irgendwelchen Ärger bereitet. Clifford hat mir erzählt, dass es gestern eine Schlägerei gab und jetzt einiges zusammengeflickt werden muss.“
    „Was für eine Schlägerei?“
    „Es sind ziemlich kernige Leute. Wenn sie mich rufen, muss es schon heftig zugegangen sein.“
    Eine ganze Weile fuhren sie auf einem unbefestigten schmalen holprigen Weg durch den Wald, und es dauerte ziemlich lange, bevor sie endlich eine Lichtung erreichten, auf der – wie von Doc angekündigt – zwei Bretterbuden und zwei Wohnwagen standen. Es waren keine Wohnmobile, sondern lediglich alte Pick-ups mit Camperhaube, die ohne Räder auf zwei Holzblöcken aufgebockt waren, und ein winziger Wohnwagenanhänger, der auch schon bessere Tage gesehen hatte.
    Sie fuhren einmal um eine offene Fläche herum, in deren Mitte eine Art grob gemauerter Ofen aus Ziegelsteinen stand. Seitlich von den Wohnwagen waren Zeltplanen abgespannt, die Verschlage überdachten, in denen Möbel standen. Keine Gartenmöbel, sondern richtiges Wohnmobiliar – Tische und Stühle, alte Sofas, aus denen das Füllmaterial hervorlugte. Dann gab es noch alte Reifen, zwei kleine Laster, uniden-tifizierbaren Müll sowie eine Wäschemangel, die umgekippt herumlag. Mel spähte in den Wald und blinzelte, um klarer sehen zu können. Dort schien doch tatsächlich ein Sattelanhänger zu liegen, halb vergraben und mit Tarnnetzen überzogen. Und daneben – unverwechselbar – ein Generator mit Gasantrieb.
    „Du lieber Himmel“, sagte Mel.
    „Helfen Sie mir, wenn möglich. Aber versuchen Sie, einmal nichts zu sagen.“ Er sah sie prüfend an. „Es wird Ihnen schwerfallen.“
    Doc stieg aus seinem Truck und hob die schwere Tasche heraus. Allmählich tauchten immer mehr Leute in der Lichtung auf. Sie schienen weniger aus ihren Unterkünften zu kommen – wie auch immer diese beschaffen waren – sondern eher aus dem Wald dahinter. Es waren nur ein paar Männer. Ihr Alter ließ sich unmöglich schätzen. In ihren abgetragenen Arbeitsanzügen und Overalls sahen sie alle aus wie Vagabunden. Sie trugen Barte, und ihre Haare waren lang und verfilzt. Wirklich traurige Hinterwäldler. Alle wirkten dünn und blass und schienen sich hier draußen nicht unbedingt bester Gesundheit zu erfreuen. Ein sehr übler Geruch lag in der Luft, und Mel musste an die Vorteile von Badezimmern denken. Vermutlich erledigten sie ihre Geschäfte im Wald, und dem Geruch nach zu urteilen, entfernten sie sich dabei nicht weit genug vom Camp. Ihre Ausstattung war insgesamt spärlich. Es kam ihr vor wie ein kleines Land der Dritten Welt.
    Doc nickte den Leuten zu, während er schnellen Schrittes vorausging. Seine Grüße wurden ebenfalls mit einem Nicken erwidert. Offensichtlich war er nicht das erste Mal hier. Mel ging etwas langsamer hinter ihm her. Als er die Bretterbude erreichte, vor der Clifford Paulis stand, vergewisserte sich Doc, dass Mel hinter ihm war, und trat ein.
    Sie fühlte die Blicke der Leute auf sich gerichtet, aber sie hielten Distanz. Wirkliche Angst hatte sie eigentlich nicht, aber sie war nervös und unsicher, daher beeilte sie sich, die Hütte gleichzeitig mit Doc zu betreten.
    Drinnen stand ein kleiner Tisch mit einer Laterne darauf. Dort saßen auf niedrigen Stühlen ein Mann und eine Frau. Mel musste ein Stöhnen unterdrücken, denn ihre Gesichter waren geschwollen und mit

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