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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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Sud-der war über siebzig, und man konnte an der Art, wie sie ging, erkennen, dass sie an Arthritis litt. „Sie haben einen sehr netten Enkel“, sagte Mel. „Leben Sie mit ihm alleine?“
    „Ja“, antwortete sie. „Ich habe meinen Sohn und meine Schwiegertochter bei einem Unfall verloren, als er noch ganz klein war. Wenn Jack nicht wäre, würde ich mir große Sorgen um ihn machen. Aber seit er im Ort ist, kümmert er sich um Ricky. Und er kümmert sich auch um viele andere Leute.“
    „Den Eindruck hatte ich auch schon von ihm“, sagte Mel.
    Die Märzsonne hatte inzwischen die Erde erwärmt und die Knospen hervorgetrieben. Mel schoss flüchtig der Gedanke durch den Kopf, dass es wunderschön sein müsste, diesen Platz in voller Blüte zu erleben, rief sich dann aber ins Gedächtnis, dass sie dann längst weg sein würde. Der kleinen Chloe ging es bestens, und mehrere Frauen aus dem Dorf hatten angeboten, als Babysitter behilflich zu sein.
    Inzwischen war sie schon eine ganze Woche hier, und sie stellte fest, dass sie wie im Flug vergangen war. Natürlich war es immer so, dass einem die Zeit schneller zu verstreichen schien, wenn man nie mehr als vier Stunden Schlaf am Stück bekam. Das Leben mit Doc Mullins hatte sich als viel erträglicher erwiesen, als sie gedacht hatte. Sicher, er konnte manchmal ein streitsüchtiger alter Ziegenbock sein, aber sie war in der Lage, es ihm ebenso zurückgeben. Und das war etwas, das ihm insgeheim Freude zu bereiten schien.
    Eines Tages, als das Baby schlief und weder Patienten kamen noch Hausbesuche zu machen waren, holte Doc ein Kartenspiel hervor. Er mischte die Karten in den Händen und blickte Mel auffordernd an. „Kommen Sie. Zeigen Sie mal, was Sie drauf haben.“ Dann setzte er sich an den Küchentisch und gab aus. „Gin“, sagte er.
    „Alles was ich über Gin weiß, ist, dass man ihn mit Tonic mischt“, erklärte sie ihm.
    „Gut. Dann werden wir um Geld spielen.“
    Sie setzte sich zu ihm. „Sie haben vor, mich übers Ohr zu hauen.“
    „Aber sicher doch“, bestätigte er mit einem seiner seltenen Lächeln und fing an, ihr das Spiel zu erklären. Für jeden Punkt einen Penny, schlug er vor. Und nach einer Stunde war sie es dann, die lachte und gewann. Sein Gesicht wurde von Minute zu Minute länger, was sie nur noch mehr zum Lachen brachte. „Kommen Sie“, forderte jetzt sie ihn auf, während sie die Karten verteilte. „Zeigen Sie mal, was Sie draufhaben.“
    Als sie hörten, wie jemand die Eingangstür öffnete, muss-ten sie ihr Spiel unterbrechen. „Bleiben Sie nur sitzen. Ich sehe mal nach, wer es ist“, sagte Mel und klopfte ihm auf die Hand. „Dann haben Sie auch Zeit, zu schummeln.“
    Im Eingang stand ein dünner Mann mit einem langen grauen Bart. Er trug einen fleckigen Overall, der unten ausgefranst über seinen schmutzigen Stiefeln hing. Auch sein Hemd war am Kragen und an den Ärmeln zerfasert, so als ob er diese Kleidungsstücke bereits seit einer sehr langen Zeit tragen würde. Wahrscheinlich, weil so viel Dreck an seinen Stiefeln klebte, kam er nicht weiter ins Haus, blieb vielmehr im Eingang stehen und drehte einen abgewetzten Filzhut in den Händen.
    „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Mel.
    „Ist Doc hier?“
    „Ja. Sicher. Warten Sie, ich hole ihn.“
    Sie sagte Doc Bescheid, und während er mit dem Mann am Eingang redete, sah sie nach Chloe. Als Doc schließlich zurück in die Küche kam, hatte sich seine Miene verfinstert. „Wir müssen zu einem Patienten. Könnten Sie versuchen, jemanden aufzutreiben, der auf das Baby Acht gibt?“
    „Sie brauchen meine Hilfe?“, fragte sie, vielleicht hoffnungsvoller, als ihr lieb war.
    „Nein“, antwortete er, „aber ich denke, Sie sollten mitkommen. Sie sollten einmal sehen, was sich auf der anderen Seite der Baumgrenze abspielt.“
    Chloe machte sich in ihrem Bettchen bemerkbar, und Mel nahm sie auf den Arm. „Wer war dieser Mann?“
    „Das war Clifford Paulis. Er lebt mit ein paar anderen Leuten draußen im Wald. Vor einiger Zeit ist noch seine Tochter mit ihrem Mann dazugestoßen. Sie haben regelmäßig Probleme. Ich sehe lieber mal nach.“
    „In Ordnung“, sagte sie verblüfft.
    Nach ein paar ergebnislosen Telefonaten schien es die beste Lösung zu sein, Chloe, mit ein paar Windeln und einem Fläschchen ausgestattet, einfach zu Jack auf die andere Straßenseite zu bringen. Mel trug ihr kleines Bett und Doc schaffte es, das Baby in der einen und seinen Stock in der anderen

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