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Neue Bündnisse

Neue Bündnisse

Titel: Neue Bündnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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kleinere Frau noch kleiner erscheinen ließ, als sie tatsächlich war. Vielleicht tat sie es aber auch, um Takima an der Flucht zu hindern.
    Morvrin war hartnäckig, wenn sie sich erst einmal ein Ziel gesetzt hatte, Egwene runzelte die Stirn. Es mochte sehr wohl von Morvrin erwartet werden, eine Sitzende für ihre Ajah der Braunen zu erwählen, aber Egwene hätte Janya oder Escaralde für wahrscheinlicher gehalten. Die beiden gerieten hinter einem abgedeckten Wagen auf Kufen außer Sicht, wobei sich Morvrin herabbeugte, um ihrer Begleiterin etwas ins Ohr zu flüstern. Es war nicht erkennbar, ob Takima zuhörte.
    »Stimmt etwas nicht, Mutter?«
    Egwene setzte ein angespanntes Lächeln auf. »Nicht mehr als üblich, Sheriam. Nicht mehr als üblich.«
    Sheriam verließ Egwene am Arbeitszelt der Amyrlin, um sich um die aufgetragenen Aufgaben zu kümmern. Egwene betrat das Zelt und fand alles bereit. Alles andere hätte sie überrascht. Selame stellte gerade ein Teetablett auf den Schreibtisch. Bunte Perlenstickerei schmückte das Leibchen und die Ärmel der Frau, und da sie ihre lange Nase hoch erhoben trug, schien sie auf den ersten Blick kaum wie eine Dienerin, aber sie hatte sich um alles Nötige gekümmert. Zwei Kohlenpfannen voller glühender Kohlen hatten die Kälte einigermaßen vertrieben, obwohl die meiste Wärme durch den Rauchabzug entwich. Getrocknete, auf die Kohlen gestreute Kräuter verliehen dem im Zelt verbleibenden Rauch einen angenehmen Geruch. Das Tablett vom Vorabend war verschwunden, und die Laterne und die Talgkerzen waren vorbereitet und entzündet worden. Niemand würde den Zelteingang weit genug geöffnet lassen, um Licht von außen hereindringen zu lassen.
    Siuan war ebenfalls bereits da, mit einem Stapel Papier in Händen, einen gequälten Ausdruck auf dem Gesicht und einen Tintenfleck auf der Nase. Ihr Posten als Schreiberin gab ihnen beiden einen weiteren Grund, im Gespräch miteinander gesehen zu werden, und Sheriam hatte keine Einwände gehabt, die Arbeit aufzugeben. Siuan grollte jedoch häufig. Für eine Frau, welche die Burg seit ihrem Eintreten als Novizin selten verlassen hatte, verabscheute sie es in bemerkenswertem Maße, drinnen zu bleiben. Im Moment war sie das Abbild einer Frau, die Geduld bewies und wollte, daß jedermann es bemerkte.
    Selame lächelte trotz ihrer emporgereckten Nase einfältig und vollführte so viele Hofknickse, daß das Übernehmen von Egwenes Umhang und Fäustlingen zu einer kunstvollen kleinen Zeremonie wurde. Die Frau schwatzte immerzu, die Mutter solle die Füße anheben, und vielleicht sollte sie der Mutter eine Reisedecke holen, und vielleicht sollte sie bleiben, falls die Mutter noch etwas benötigte, bis Egwene sie regelrecht hinausjagte. Der Tee schmeckte nach Minze. Bei diesem Wetter! Selame war eine Prüfung, und sie konnte kaum treu genannt werden, aber sie bemühte sich.
    Es war jedoch keine Zeit, müßig zu sein und Tee zu trinken. Egwene richtete ihre Stola und nahm ihren Platz hinter dem Schreibtisch ein, wobei sie einem Bein ihres Stuhls einen Stoß versetzte, damit er nicht, wie so häufig, unter ihr zusammenklappte. Siuan kauerte auf einem ebenfalls gebrechlichen Stuhl auf der anderen Seite des Tisches, und der Tee wurde kalt. Sie sprachen nicht über Pläne oder über Gareth Bryne oder Hoffnungen. Was diesbezüglich im Moment getan werden konnte, war getan worden. Die Berichte und Anliegen stapelten sich im Verlauf ihrer Reise, Erschöpfung besiegte alle Versuche, sich darum zu kümmern, aber jetzt, wo sie aufgehalten wurden, mußte alles durchgesehen werden. Ein in ihrer Nähe lagerndes Heer änderte das nicht.
    Egwene fragte sich manchmal, wie so viel Papier aufgetrieben wurde, wenn es doch bei allen anderen Dingen zunehmend schwierig schien. Die Berichte, die Siuan ihr reichte, führten detailliert Verknappungen auf, aber kaum mehr. Nicht nur jene, die Sheriam erwähnt hatte, sondern auch Kohle und Nägel und Eisen für die Hufschmiede und Wagner, Leder und ölgetränkte Fäden für die Sattler, Lampenöl und Kerzen und hundert andere Dinge waren knapp, sogar Seife. Und was nicht ausging, nützte ab, von den Schuhen bis zu den Zelten, alles in Siuans kühner Handschrift aufgelistet, die krakeliger wurde, je schreiender die Bedürfnisse waren, über die sie schrieb. Ihre Berechnung des verbliebenen Geldes schien in energischem Zorn aufs Papier geworfen worden zu sein. Und dies war nichts, was man nicht ernst nehmen durfte.
    Unter Siuans

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