Neue Leben: Roman (German Edition)
sich wie in einer Schwimmhalle.
Eine Fliege krabbelte über Michaels rechten Handrücken. Er hob die Hand, die Fliege verschwand und kehrte einen Augenblick später auf dieselbe Stelle zurück. Es knallte, als Michael zuschlug.
Der Wahlhelfer sah kurz auf und winkte Michael. Mit ihm traten eine FDJ lerin und ein FDJ ler heran. Sie warteten auf Tina. Ein Mann mit dottergelben Haaren und einer schwarzen Lederjacke schüttelte ihr die Hand und lächelte. Die Frau neben ihm bewegte ihre dünnen hellroten Lippen im aschfahlen Gesicht. Eine Brille mit Goldrand hing ihr um den Hals.
– Stellt euch mal hierher, Jugendfreunde. Jetzt noch mal zusammenreißen. So, jetzt geht’s los! Los! Viel Glück!
Nacheinander traten sie an den langen Tisch heran, nannten ihre Namen, gaben die Ausweise ab und nahmen sie kurz darauf wieder entgegen. Tina erhielt ihren Stimmzettel zuletzt.
– Mensch, Junge, träum nicht, da rüber jetzt!
Michael wandte sich, ohne die Namen auf dem Stimmzettel anzusehen, den Wahlkabinen zu. Von denen ohne Tür war noch die mittlere frei.
– Mach hin, Junge, mach hin. Wir haben hier einen Zeitplan! – Der Wahlhelfer klatschte wie ein Sportlehrer in die Hände.
Von der Wahlkabine aus sah Michael, wie der dottergelbe Mann und die Frau den Tisch festhielten, auf den Tina stieg. Vorsichtig richtete sie sich auf und ging, ohne eine der vielen ausgestreckten Hände zu ergreifen, bis zur Wahlurne. Sie legte ihren Stimmzettel über die Urne, öffnete rasch den Reißverschluß, die Hose glitt an ihren Beinen herab. Schnell streifte sie ihren Schlüpfer nach unten, hockte sich über die Wahlurne und begann sofort zu drücken. Mit halbgeschlossenen Augen sah sie auf die kaputte Fliese vor Michaels Füßen, über ihrer rechten Schläfe trat eine Ader hervor, das Gesicht wurde bronzefarben.
Der Wahlhelfer, der sich halb abgewandt hatte, rief plötzlich: – Mit dem Gesicht zur Wahlkommission! Tina! Zur Wahlkommiss…!
Erschrocken erhob sich Tina. Selbst für eine junge durchtrainierte Frau war es nicht einfach, sich auf den kippelnden Tischen zu bewegen. Tina korrigierte die Lage ihres Stimmzettels und hockte sich wieder über die Urne. Ihre FDJ -Bluse verdeckte den größten Teil ihres Hinterns.
Michael hatte inzwischen seinen Stimmzettel quer in die Porzellanschüssel gelegt, Hose und Unterhose in einem heruntergezogen und sich gesetzt. Auch er drückte. In der Kabine links von ihm traf ein Urinstrahl das Wasser im Becken, wurde allmählich schwächer und endete abrupt, ohne nachzutröpfeln. Von rechts hörte Michael einen kurzen Furz und ein Stöhnen, dann fiel etwas Schweres auf den Stimmzettel, es knisterte. Der Wahlhelfer nickte mehrmals anerkennend und schloß dabei die Augen.
Michael ließ Tina nicht aus den Augen. Ihr Blauhemd, unter dem sich der breite Verschluß eines BH s abzeichnete, betonte ihre sportliche Figur.
Plötzlich hob sie den Hintern, raffte die Bluse hoch – etwas erschien zwischen ihren Pobacken, wurde länger, ein dünnesWürstchen fiel herab, Gase entwichen, ein verhaltenes – Aaaahh – folgte und dann eine etwas dunklere und kürzere Wurst.
Der Erstwähler rechts von Michael schob bereits seine gewaltige Stimmabgabe vor die Kabine und riß hastig am Klopapier. Auch die Erstwählerin zu seiner Linken hatte allen Kandidaten ihre Stimme gegeben.
Michael erhob sich und nahm behutsam sein Werk aus der Schüssel. Oben war der Stimmzettel etwas feucht geworden. In der Mitte jedoch ruhte rund und glatt seine Stimme, die in einer kecken Spitze endete.
– Wie eine Baiserschnecke, nur eben hellbraun.
Michael konnte ein Lächeln nicht ganz unterdrücken, als er es vor sich ablegte. Überall raschelte jetzt Klopapier. Keine roten Punkte, sondern Marienkäfer hatte Tina als Muster auf ihrem Slip. Ihre Wangen waren gerötet, auf Oberlippe und Stirn glänzte Schweiß. Die Wahlkommission nahm bereits die Blumensträuße aus den Wassereimern. Michael mußte sich beeilen.
Plötzlich preßte jemand seinen Arm. – Es wird im Block gewählt, nicht einzelne Kandidaten! – Michael sah den Wahlhelfer ratlos an.
– Na da, da, Wilfried Becker, bekommt der etwa nicht deine Stimme? Hast du was gegen die GST ?
– Soll ich … – Michael hob seinen rechten Zeigefinger.
– Ja natürlich, los, los, alle warten auf dich!
Michael versuchte, das runde Würstchen nach oben und unten zu verschmieren, aber es war zäher als erwartet. Er spuckte, er spuckte ein zweites Mal, es ging gerade so. Aber
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