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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Schreckliches verkünden. »Ich möchte, dass Sie sich auf die Rückenlehne stellen, Lily. Als würden Sie auf einem Seil balancieren. Das wäre ein fantastisches Bild.«
    Stumm vor Unglück stand ich auf und sah ihn an.
    »Im Verlag hat man mir gesagt, sie wollen ein paar ungewöhnliche Fotos.«
    Ich ließ resigniert die Schultern sinken. Ich musste es tun. Ich wollte mir keinen Ruf als »schwierige« Autorin einhandeln.
    »Ich glaube nicht, dass ich darauf balancieren kann.«
    »Versuchen Sie es.«
    Ich kletterte auf die Bank, während die Schuljungen zuguckten. Ich konnte hören, wie sie erörterten, ob sie mir einen Streich spielen sollten.
    Ich setzte einen Fuß auf die Rückenlehne, aber das war der leichte Teil, und plötzlich hatte ich auch den anderen Fuß auf der Lehne und balancierte auf dem dünnen Grat.
    »Sie machen das wunderbar, Lily«, ermunterte Lee mich und knipste unablässig. »Augen auf mich. Denken Sie sexy.«
    Die Schuljungen gerieten in Bewegung, und ich vermutete, dass sie Wetten darüber abschlossen, wie lange ich mich da oben halten könnte.
    »Lily, heben Sie ein Bein!«, rief Lee. »Balancieren Sie auf einem Bein, strecken Sie die Arme aus, als würden Sie fliegen!«
    Eine Sekunde lang klappte es. Eine winzigen Moment lang hing ich in der Luft, als würde ich schweben, dann fiel mir auf, dass sich eine große Meute Schuljungen eingefunden hatte und es aussah, als würde ein Open-Air-Rockkonzert stattfinden, und ich fing an zu schwanken und stürzte schwer zu Boden, wobei ich mir das Handgelenk verstauchte und, was viel schlimmer war, meine neue Jeans schmutzig machte.
    Es regnete jetzt heftiger, meine Nase war fünf Zentimeter von dem matschigen Boden entfernt, und ich dachte: Ich bin Schriftstellerin. Warum liege ich auf allen vieren im Schlamm?
    Lee kam und half mir beim Aufstehen. »Noch ein paar mehr«, sagte er fröhlich. »Bald haben wir es geschafft.«
    »Nein«, sagte ich mit dünner, zitternder Stimme. »Mehr machen wir nicht.«
    Den ganzen Weg zurück standen mir die Tränen der Demütigung, Enttäuschung und Erschöpfung in den Augen, und als ich nach Hause kam, ging ich sofort ins Bett.
    39
    Dann passierte wieder lange Zeit gar nichts. Irgendwann bekam ich einen Vorabdruck von dem Umschlag, dann die Fahnen, die ich auf Fehler durchsehen sollte, und ich fand eine erschreckend große Menge.
    Während dieser Zeit hätte ich an meinem zweiten Buch arbeiten sollen. Ich machte auch ein paar Versuche, aber eigentlich war ich immer zu müde. Anton versuchte mich zu ermutigen, aber da er fast so erschöpft war wie ich, gab er es bald auf.
    Dann kam der Tag, an dem die fertigen Bücher eintrafen, und mir stiegen die Tränen in die Augen. Wenn man bedenkt, dass ich vor Jahren beim Anblick meines Namens im Telefonbuch Tränen in den Augen hatte, war meine Überwältigung, als ich jetzt einen Roman mit meinem Namen vorne drauf in der Hand hielt, nur verständlich. Alle diese Worte, die ich selbst geschrieben und jemand anderes in einem Buch gesetzt und gedruckt hatte, machten mich stolz und glücklich. Die Erfahrung war nicht so intensiv wie Emas Geburt, aber doch vergleichbar.
    Das Foto auf dem Umschlag war das erste, das Lee gemacht hatte – wo ich auf dem Sofa sitze und in die Linse gucke. Ich hatte dunkle Ringe unter den Augen und außerdem ein Doppelkinn, das ich, so weit ich weiß, im richtigen Leben nicht habe, und ich sah etwas angespannt aus. Es war kein gutes Bild, aber um vieles besser als eins, auf dem ich an einem Baum hänge und »AHAHAHAHAAAH!« mache.
    Als ich an dem Abend ins Bett ging, lag das Buch unter der Decke und nur der Titel war zu sehen: Anton hatte es dahin gelegt, und ich schlief mit dem Buch im Arm ein.
    Das Erscheinungsdatum war der fünfte Januar, und ich wachte am Morgen auf (zum vierten Mal in dieser Nacht) und freute mich wie ein Kind an seinem Geburtstag. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch geschraubt und bewegten sich in der gefährlichen Region, wo sie jeden Moment in Enttäuschung und gereizte Stimmung umschlagen konnten.
    Anton brachte mir eine Tasse Kaffee ans Bett und begrüßte mich mit: »Guten Morgen, veröffentlichte Autorin.«
    Ich zog mich an, und er kommentierte die ganze Zeit: »Entschuldigen Sie, Lily Wright, aber was ist Ihr Beruf?«
    »Ich bin Schriftstellerin.«
    »Entschuldigen Sie, meine Dame, ich mache eine Umfrage. Würden Sie mir verraten, was Sie beruflich machen?«
    »Ich bin Autorin. Mit einer

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