Neue Schuhe zum Dessert
Zimmer. Sie hatten ungefähr sechzigmal Sex miteinander, einmal sogar im Pool, als sie die einzigen Gäste waren – es war nicht ihre Absicht gewesen, und sie fand es irgendwie unangemessen, aber er hatte sie in einen derartigen Zustand der Erregung versetzt, dass es ihr gleichgültig war.
Er war geduldig mit ihr von einem Geschäft zum anderen gegangen, hatte eine Handtasche nach der anderen bewundert, obwohl ihr klar war, dass die Taschen in seinen Augen alle gleich aussahen, und hatte zugehört, als sie erklärte, dass die Nähte an der einen Tasche weiß, an einer anderen schwarz waren und dass das sehr viel ausmachte. Nur ein einziges Mal, als sie sich zwischen zwei Prada-Taschen – einer mit einem Schulterriemen und einer identischen mit einem kürzeren Schulterriemen – nicht entscheiden konnte, schien er die Geduld zu verlieren und sagte, er würde beide kaufen.
»Ach, ich verstehe.« Sie lachte. »Du findest, wir vernachlässigen die Möbel in der Suite. Vielleicht sollten wir lieber mal nachsehen.«
Sie gingen zum Tee in den Wintergarten, am Samstag tranken sie Champagner zum Lunch, den sie sich aufs Zimmer bringen ließen, und der einzige heikle Moment kam, als er sie bei Tiffany zu den Ringen bugsierte.
»Vielleicht magst du dir einen aussuchen«, sagte er.
»Sei doch kein Dummkopf«, entgegnete sie und war plötzlich verärgert. Das war das Letzte, was sie in diesen kostbaren Stunden wollte: daran erinnert werden, dass er verheiratet war.
Als sie abends im Restaurant die Speisekarte studierten, nahm er ihre Hand. Sie entzog sie ihm, aber er griff wieder danach.
»Mark«, sagte sie mit einem Stirnrunzeln. »Wir könnten gesehen werden.«
»Was willst du damit sagen?«
»Solange wir in London sind, müssen wir uns bedeckt halten.«
»Sich bedeckt halten, ist das Gefährlichste, was eine Frau wie du tun könnte.«
Sie brach in Lachen aus. »Ist das aus Mondsüchtig ? Nicolas Cage sagt das zu Cher, habe ich Recht?«
Mark seufzte. »Du solltest denken, es sei von mir. Du bist die erstaunlichste Frau, die ich kenne. Du weißt alles.«
AN: Jojo.Harvey@LIPMAN_HAIGH.co
VON: Mark.avery@LIPMAN_HAIGH.co
THEMA: Geburtstagswochenende
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THEMA: Gefallen?
Ja. Viel zu sehr. Nichts wird jemals wieder so schön sein.
16
Freitagabend, 18.30 Uhr. Im Coach and Horses
Viele Mitarbeiter kamen, um zu feiern. Schließlich bezahlte die Firma. Richie Gant versuchte, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, aber Jojo und Jim standen im Mittelpunkt, wie König und Königin saßen sie nebeneinander und tranken Wodka-Cocktails.
»So schlecht ist es doch gar nicht«, sagte Jim. »Ich weiß noch, früher konnten wir freitagabends immer mit dir rechnen.«
»Du hast Recht.« Sie war erregt und glücklich. »Es macht wirklich viel Spaß. Könnte mit dem Alkohol zu tun haben, aber das wäre kein Grund zur Klage. Wie geht es dir denn so, Jim? Wie läuft es mit dir und Amanda?«
»Du bist überhaupt nicht auf dem Laufenden, Jojo. Amanda hat mich vor Wochen vor die Tür gesetzt.«
»Ach wirklich? Das tut mir Leid. Hast du eine neue Freundin?«
»Ich lasse zurzeit vorsprechen. Aber – nein.«
Es entstand eine kleine Pause, und wie von einem sechsten Sinn geleitet, sagte Jojo: »Du hast mich nicht gefragt, ob ich einen Freund habe.«
Wieder entstand eine komische Pause, dann antwortete Jim: »Das liegt daran, dass ich es weiß.«
Die Zeit blieb stehen.
»Ich weiß von Mark.«
Ihr Magen krampfte sich zusammen, als wäre sie in einem Aufzug, der plötzlich zum Stehen gekommen war. »Er hat es dir erzählt?«
»Ich habe es vermutet.«
»Und dann hat er es dir erzählt? Wann?«
»Heute.«
Auf einen Schlag war sie völlig nüchtern und sehr böse auf Mark. Er hatte gegen ihre Abmachung verstoßen, aber er war schließlich nicht der Einzige, für den viel auf dem Spiel stand, sollte ihre Beziehung öffentlich bekannt werden. Es würde sich bei den Partnerschaftsdiskussionen nicht gut machen. Sie musste daran denken, wie eng Jim und Richie Gant zusammenarbeiteten, und plötzlich war ihr übel.
Mark hätte es ihr sagen müssen! Jemand kannte ihr Geheimnis, und sie wusste nicht, dass er es kannte – das brachte sie in eine heikle Position.
»Sei nicht zu böse auf Mark. Er musste einfach mit jemandem reden.«
Sie konnte Mark nicht einmal anrufen und ihn zusammenstauchen. Scheißkerl.
»Mach dir keine
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