Neue Schuhe zum Dessert
bisschen wie mit Magda Wyatt gefühlt. Unter anderen Umständen würde ich mich in sie verknallen.« Sie drehte sich zu Andy und brüllte: »Aber rein platonisch.«
Dann fuhr sie, zu Becky gewandt, fort: »Sie hat mich ein bezauberndes Geschöpf genannt, wie Magda auch. Und das Allerverrückteste, sie hatte die blaue Lederjacke an, die ich fast gekauft hätte.«
Becky war schockiert.
»Ich könnte mir denken, dass sie über dich Bescheid weiß«, sagte Andy. »Sie hat dich beobachten lassen und wollte dir mit der Jacke was mitteilen. Zum Glück hast du kein Kaninchen.«
»Du guckst zu viele billige Krimis«, meinte Becky. »Und außerdem sagst du immer das Falsche. Aber Jojo, ich glaube, sie hat einen Verdacht. Es klingt, als hätte sie eine Show abgezogen. Ich meine, was soll das mit der Jacke? Und ihre Haare sahen gut aus? So, als wäre sie gerade beim Friseur gewesen?«
»Ja.«
»Siehst du?«
»So war es nicht. Ehrlich, ich glaube, das mit der Jacke war reiner Zufall. Ich meine, es war ja auch Zufall, dass ich sie überhaupt getroffen habe. Ich glaube wirklich nicht, dass sie von mir weiß.«
»Ich dachte, sie ist eine dumme Gans, die Käsebrote isst, obwohl sie weiß, dass sie davon Migräne bekommt«, sagte Andy.
»Das dachte ich auch. Es ist erstaunlich, was für einen Unterschied eine Woche machen kann. Letzten Freitag hatte ich solche Schuldgefühle, dass ich nicht wollte, dass Mark sie je verlässt, und diese Woche will ich, dass er geht, und jetzt habe ich Angst, dass er es nie tun wird.«
»Er wird sie verlassen. Er spielt nicht rum«, sagte Andy. »Ich habe ihn beobachtet, als wir bei Shayna waren. Er guckt dich an, als wollte er dich verschlingen.«
»Verschlingen, genau. Seine Frau verlassen und mit mir leben, ich kann es mir nicht vorstellen. Manchmal bleibt er jetzt über Nacht, und sie fragt nie nach. Erst dachte ich, das liegt daran, weil sie es nicht bemerkt. Dann dachte ich, vielleicht bemerkt sie es, aber es ist ihr gleichgültig! Ich dachte, dass sie vielleicht getrennte Leben führen und der Kinder wegen zusammenbleiben und so und dass sie auch eine Affäre hat. Aber heute sahen sie nicht nach getrennten Leben aus. Wisst ihr, wie sie aussahen?«
»Wie denn?«
»Wie ein glücklich verheiratetes Paar.«
»O nein.«
Bisher hatte sie vermieden, diesen Dingen ins Auge zu sehen und zu gründlich über ihre Affäre nachzudenken. Jetzt wurde sie dazu gezwungen. War sie so, wie alle anderen Frauen auch, die sich mit verheirateten Männern einließen? War sie die Dumme? Würde Mark seine Frau nie verlassen?
»Seit Dominic habe ich mich nicht mehr so elend gefühlt, damals, als er sich entscheiden sollte, und ich mache mit Mark lieber Schluss, als dass ich das noch mal von vorne durchmache.«
»Aber du liebst ihn«, wandte Becky ein.
»Weil ich ihn liebe, könnte ich es nicht ertragen, zu warten, bis er sich zwischen uns entscheidet.«
»Das stimmt nicht«, sagte Andy. »Du willst ihn bestrafen. Du bist verletzt, und jetzt willst du ihm Angst machen, weil er eine hübsche Frau hat. Und was ist mit deinem Job? Wenn du jetzt mit ihm Schluss machst, wie wirkt sich das auf deine Beförderungschancen aus? Du müsstest bei Lipman Haigh aufhören und dich woanders noch einmal hocharbeiten.«
Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt vor Angst. Bisher hatte sie sich sicher gefühlt, aber nach der kurzen Begegnung mit Cassie war sie verwirrt; sie fühlte sich hilflos wie ein Korken auf den Wellen. Vor langer Zeit hatte Andy sie gewarnt, dass es gefährlich sei, sich mit dem Chef einzulassen, und er hatte Recht gehabt.
»Mir ist schlecht. Wenn ich für ihn jetzt nur ein kleiner Seitensprung bin, weil er dachte, ich würde nie darauf drängen, dass er seine Frau verlässt? Und warum hat er sie mir als langweilige Hausfrau geschildert?«
»Hat er das?«
Jojo dachte nach. Vielleicht nicht. Und hatte er ihr nicht bei ihrer ersten Verabredung gesagt, dass seine Frau ihn verstünde? Dass sie manchmal noch zusammen schliefen? Aber sie war so durcheinander und verunsichert …
Sie erzählte noch den Rest, und zum Schluss sagte Becky: »Wenigstens hat sie ihm nicht die Zigarette in den Mund gesteckt, wie bei Thelma & Louise .«
»Außerdem bist du betrunken«, sagte Andy. »Alles sieht immer ein bisschen schlimmer aus, wenn man betrunken ist.«
»Alles sieht viel besser aus, wenn man betrunken ist, du Trottel.«
»Stimmt. Entschuldigung.«
22
Samstagmorgen
Es wurden Blumen gebracht. Sie hatte so
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