Neue Schuhe zum Dessert
bedeutet.«
»Ist gut«, sagte er. »Ich finde es merkwürdig. Wie hat sie es geschafft, sowohl deine Agentin als auch deine Lektorin zu bekommen?«
Wenn Anton, der Optimist des Jahrhunderts, dachte, dass es merkwürdig war, dann musste es katastrophal sein.
»Jojo sagt, das Buch handelt nicht von uns.«
»Na, das ist ja ein Silberstreif am Horizont.«
»Aber Gemma hat Jojo gebeten, mir Grüße auszurichten. Das Ganze … ich weiß, dass es absurd ist, aber ich spüre diese schreckliche … Angst. Als würde demnächst etwas Schreckliches passieren.«
»Wie meinst du, etwas Schreckliches?«
»Ich weiß auch nicht. Das ist nur so ein Gefühl. Dass sie alles, was wir haben, du und ich, zerstören könnte.«
»Du und ich? An uns kann sie nicht ran.«
»Sag mir, dass du mich immer lieben und mich nie verlassen wirst.«
Er sah mich mit großem Ernst an. »Aber das weißt du doch.«
»Dann sag es.«
»Lily, ich werde dich immer lieben und nie verlassen.«
Ich nickte. Das müsste ein bisschen helfen.
»Würde es dir mehr Sicherheit geben, wenn wir heiraten würden?«, fragte Anton.
Ich zuckte zusammen. Wenn wir heirateten, dann würde die Katastrophe umso schneller kommen.
»Ich vermute, das heißt nein. Gut, dann bringe ich den Ring für zwanzigtausend zu Tiffany zurück.«
Ema hielt mir den Schraubenschlüssel vor das Gesicht und stieß ihn mir gegen die Zähne. »Lily, küss.«
Ich gab dem Schraubenschlüssel einen dicken Schmatz.
Ohne ersichtlichen Anlass hatte Ema angefangen, Anton und mich bei unseren Vornamen zu nennen. Das hatte uns völlig verwirrt, wir wollten nicht, dass die Leute dachten, wir wären typische linke Islington-Eltern. Um ihr ein Beispiel zu geben, hatten wir angefangen, uns gegenseitig Mum und Dad zu nennen.
»Jetzt bring den Schraubenschlüssel zu Dad, er soll ihn küssen.«
»Anton«, verbesserte sie mich.
Nachdem Anton den Schraubenschlüssel geküsst hatte, sagte er: »Ich habe ein Geschenk für dich.«
»Aber hoffentlich nicht einen Ring für zwanzigtausend von Tiffany.«
Er fischte eine Jo-Malone-Tüte unter dem Bett hervor. Es war eine Packung Tönungsmittel, als Ersatz für die, die ich Zulema gegeben hatte.
»Anton! Wir haben kein Geld!«
»Nur vorübergehend. Wenn Mikey und ich den Vertrag kriegen, sind wir reich. Und im September kommen deine Tantiemen geflossen.«
»Ist gut«, sagte ich, schon beruhigt. »Mein Haar dankt es dir. Aber warum schenkst du mir etwas?«
»Wir müssen auch leben. Außerdem hoffe ich, dass du mit mir schlafen wirst.«
»Du brauchst mir doch keine Geschenke zu machen, wenn du mit mir schlafen willst.« Ich lächelte.
Er lächelte auch.
»Wenn du die nächsten drei Male die Handwerker für mich anrufst, mache ich alles, was du willst«, sagte ich.
»Abgemacht.«
26
Eine Woche verging. Dann noch eine. Macko und seine Männer kamen mit unberechenbarer Unregelmäßigkeit, sodass wir haarscharf die Hoffnung nicht verloren, aber nicht oft genug, um große Wirkung zu erzeugen. Sie hatten die alten Fensterstürze entfernt, aber keine großen Anstrengungen unternommen, die neuen einzubauen.
Löcher in den Außenmauern der Schlafzimmer zu haben, dagegen ist im Juli und August nicht einzuwenden – es ist sogar angenehm –, aber das hört auf, wenn der September kommt und der Herbst naht.
Jeden Morgen hatte ich das Gefühl, den Atem anhalten zu müssen, bis einer der Handwerker aufgetaucht war, und Anton rief täglich zwanzigmal bei mir an, um zu hören, wie weit sie waren.
Ich hatte meine Telefonverpflichtungen größtenteils eingetauscht – ich schlief andauernd mit Anton, und Zulema hatte sich fast alle meine Kosmetika unter den Nagel gerissen –, sodass ich die einfallsreichen Entschuldigungen der Handwerker nicht zu hören bekam, aber Anton fand, sie seien gut: Spazzo hatte sich das Handgelenk gebrochen, Mackos Onkel starb, Bonzos Onkel starb, Tommos Lieferwagen wurde gestohlen, und dann starb auch sein Onkel. »Was soll das?«, schäumte Anton. »Ist das die Woche der toten Onkel?«
Und als wir gerade ein paar Tage hatten, wo kein Onkel starb, regnete es. Die neuen Fensterstürze konnten bei Regen nicht eingebaut werden. Vier beispiellose Wochen mit schönstem Wetter waren vorbei, und gerade, als wir gutes Wetter brauchten, fing es an zu regnen.
Ich wurde aus tiefster Tiefe vom Meeresboden zur Oberfläche gezerrt. Mit Mühe brach ich durch den Schlaf. Emas Weinen hatte mich geweckt, das vierte Mal in dieser Nacht.
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