Neue Schuhe zum Dessert
sich aufrichtig für mich. »Herzlichen Glückwunsch!«
Er betrachtete den Umschlag eine Ewigkeit, und ich betrachtete ihn. Er sah wirklich nett aus, kein Zweifel, er hatte intelligente Augen und schöne glänzende Haare. Obwohl es eine Schande wäre, wenn er keine glänzenden Haare hätte, wo er doch die ganzen Haarprodukte zur Auswahl hatte …
»Es ist sehr gut«, sagte er schließlich. »Es sind ja nur verschwommene Linien, aber sie haben es hingekriegt, dass sie völlig niedergeschlagen aussieht. Sehr wirkungsvoll. Ich freue mich schon, wenn ich es zu lesen bekomme.«
Ich spürte eine seltsame Regung, die ich in dem Moment nicht deuten konnte.
»Aber der Titel?«, sagte er, »ich dachte, wir hätten uns auf Schockolat geeinigt.«
Schockolat war sein Vorschlag gewesen.
»Mir gefiel Schockolat sehr gut«, sagte ich, »aber die Werbeleute mochten es nicht.«
»Na, wir kriegen nicht immer das, was wir wollen.«
Bildete ich es mir ein, oder schwang da eine tiefere Bedeutung mit? Hatte ich gerade einen Hauch der alten Erregung gespürt? Ich vermutete, dass es so war, und sofort bekam ich Schuldgefühle und zog mich verwirrt zurück.
»Ihr Echinacin«, rief er hinter mir her.
Im August hatte mir die Werbeabteilung von Dalkin Emery eine Seite aus Book News geschickt, auf der von meinem Vertrag die Rede war (ich fragte mich, ob Lily es gesehen hatte), und ich bestellte das Heft, falls wieder was über mich drin war. Obwohl ich jede Ausgabe ganz gründlich las, fand ich nichts, aber im November stand etwas über Lily drin. In dem Artikel ging es darum, dass sich die Bücher zu Weihnachten nicht gut verkauften.
Buchhändler berichten von einem schleppenden Verkauf von Lily Wrights Glasklar . Den Erwartungen zufolge hätte Wright, Autorin des Sensationserfolgs Mimis Medizin , die Bestsellerliste in der Weihnachtszeit anführen sollen, doch sie hat es nicht in die obersten zehn geschafft. Das Buch, ursprünglich zum Preis von £ 18,99 auf dem Markt, wird jetzt zum reduzierten Preis angeboten, für £11,99 bei Waterstones und in anderen Verkaufsstellen für £ 8,99. Dick Barton-King, Vertriebsleiter bei Dalkin Emery, sagte dazu: »Es war uns klar, dass Glasklar ein Geschenkbuch ist. Deshalb erwarten wir gute Umsätze in den zwei Wochen vor Weihnachten.«
Um dieselbe Zeit sah ich eine Besprechung von Glasklar in der Zeitung – ich lese jetzt nämlich die Besprechungen. Darin hieß es, Mimis Medizin sei ein charmantes Buch gewesen, aber dieses sei ein reizloses politisches Pamphlet, das ihre jetzigen Fans enttäuschen und ihr keine neuen bringen würde. Wie schrecklich für sie.
Also gut, ich gebe zu, dass es mich gefreut hat.
An einem Tag im Dezember, als ich von der Arbeit nach Hause kam, lag ein kleines Päckchen auf dem Küchentisch
»Ich habe es geschüttelt«, sagte Mam ganz aufgeregt. »Ich glaube, es sind Bücher. Hier, mach mal auf.« Sie gab mir eine Schere.
Ich machte die Verpackung auf, und zum Vorschein kamen sechs Exemplare von Jagd auf Regenbogen , die genau wie richtige Bücher aussahen. Meine Knie wurden weich, und ich musste mich setzen, um den Brief zu lesen, der dabeilag. »Das sind die Leseexemplare. Das heißt, es sind noch lauter Satzfehler drin, und die Umschläge sind nicht mit Prägedruck. Es sind die Besprechungsexemplare.«
»Aber es ist ein Buch«, flüsterte Mam. »Und du hast es geschrieben. Dein Name steht vorne drauf.«
»Ja.« Als ich mein Buch als Buch sah, fühlte ich mich ziemlich komisch – aber nicht in einem guten Sinne.
Als ich die Seiten umblätterte, fing ich innerlich an zu zittern, und plötzlich verstand ich den Anflug von Erregung, den ich in der Apotheke gespürt hatte: Hier ging es seitenlang darum, wie nett »Will«, also Johnny, war, und ich war verblüfft über das Ausmaß meiner Dummheit. Als ich das Buch schrieb, galt meine einzige Sorge Mam und ihren Einwänden, sodass es mir kaum eingefallen war, dass auch andere Menschen betroffen waren. Besonders Owen. Es war mir nie ernstlich in den Sinn gekommen, dass er in meinem Leben noch eine Rolle spielen würde, wenn das Buch fertig war – schließlich war er immer wütend abgehauen, und wir hatten uns dauernd in den Haaren gelegen. Aber das Buch war da, Owen war auch da, und die Vorlage für den romantischen Helden im Buch war ein anderer Mann. Owen war extrem empfindlich, und er wusste, dass ich viel Zeit in der Apotheke verbrachte – oder damals verbracht hatte.
Noch als ich die Änderungen
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