Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
nicht geleistet worden sein, fällt die Immobilie mit sofortiger Wirkung an die Bank zurück.« Deswegen muss das Haus 37a Grantham Road bis zum 19. Dezember, also innerhalb einer Frist von zwei Wochen, geräumt werden, und alle Schlüssel zu dem Haus müssen an obige Adresse zurückgesandt werden.
     
    Hochachtungsvoll
    Breen Mitchell
    Darlehen und Hypotheken
     
     
    Es schien, als wäre das Ende der Welt gekommen.
    Es war alles so schnell passiert. Als Jojo anrief und mir die schreckliche Nachricht überbrachte, dass Dalkin Emery meinen Vertrag nicht erneuern würde, reagierte ich so, wie ich immer reagiere, wenn ich unter Druck gerate: Ich erbrach mein Mittagessen. Nachdem diese Formalität erledigt war, gingen Anton und ich unsere begrenzten Optionen durch. Unsere größte Sorge bestand darin, dass wir das Geld für die zweite Rate an die Bank nicht hatten. Aber wir nahmen all unseren Mut zusammen und beschlossen, wir würden uns nicht unterm Sofa verkriechen, sondern uns wie verantwortungsvolle Erwachsene benehmen und mit der Bank reden. Also rief Anton Breen, den Leiter der Darlehensabteilung, an und erklärte ihm, dass wir zwar im Moment kein Geld hätten, aber dass im März ein Scheck für die Tantiemen von Mimis Medizin fällig sei. Ob sie uns bis dahin eine Frist gewähren könnten.
    Breen bedankte sich für den Anruf und sagte, es wäre besser, wir würden mal in sein Büro kommen, um die Lage zu erörtern, doch bevor wir einen Termin vereinbaren konnten, erhielten wir diesen Brief, in dem es hieß, wir hätten die Bedingungen der Vereinbarung nicht eingehalten und müssten das Haus räumen.
    Kurz vor Weihnachten war das Allerschlimmste, was passieren konnte, passiert.
    Anton reagierte mit Empörung – »Das können die doch nicht machen!« – und schwor, dass wir unser Haus nicht verlieren würden. Aber ich wusste, dass er Unrecht hatte. Die Bank holt sich ein Haus zurück? Ich hatte das schon erlebt, und ich wusste, dass es wieder passieren konnte – und wahrscheinlich passieren würde.
    Wir riefen natürlich sofort bei der Bank an und ließen nichts unversucht, sie zu überreden, dass man uns bis März Aufschub gewähren möge, wenn alles ins Lot kommen würde. Ich bettelte, Anton flehte, und einen Moment lang erwogen wir, Ema am Telefon »Twinkle, twinkle, little star« singen zu lassen. Aber Breen und seine Kollegen ließen sich nicht erweichen, und wir konnten überhaupt nichts ausrichten; wir hatten nichts, was wir ihnen bieten konnten. Dann sahen wir der schrecklichen Tatsache ins Gesicht: Wir mussten raus. Wir baten um eine Fristverlängerung bis nach Weihnachten, doch die wurde uns verweigert. Zum ersten Mal in diesem schrecklichen Albtraum zeigten wir unsere Empörung, aber die Bank war unnachgiebig. Man wies uns darauf hin, dass man uns nach den Klauseln der Vereinbarung gar keine Räumungsfrist geben musste und dass man uns zwei Wochen gewährt hatte, als freundliche Geste in der Vorweihnachtszeit.
    Irgendwann in dieser höllischen Phase kündigte Zulema mit sofortiger Wirkung. Sie hatte eine neue Stelle bei einer Familie in Highgate gefunden, die ihr eine eigene Wohnung und ein Auto stellte. Es war keine gute Zeit, sie zu verlieren, aber schließlich konnten wir sie uns nicht länger leisten.
    Inzwischen, nach all den Telefonverhandlungen mit der Bank, hatten wir eine Woche von unserer zweiwöchigen Gnadenfrist verstreichen lassen. Es waren noch zwölf Tage bis Weihnachten, und wir hatten eine Woche, um eine Wohnung zu finden. Wir hätten in den Persil-Palast einziehen können, aber Anton sagte, und ich war seiner Meinung, dass wir es nicht ertragen würden, mit Debs zu leben. »Dann besser im Obdachlosenheim der Heilsarmee«, fand er.
    Also kaufte Anton den Evening Standard und strich ein paar Wohnungen an, die wir uns ansehen sollten. Noch bevor wir die erste gesehen hatten, hasste ich sie alle.
    Die Makler fanden uns ziemlich komisch. Der Mann, der in Antons Gestalt auftrat, war nicht der charmante, reizende Anton, den ich kannte. Seine Haut war leichenblass, und mit Entsetzen bemerkte ich graue Strähnen in seinem glänzenden schwarzen Haar. Er sah plötzlich um etliches älter aus.
    Und ich hatte Mühe, mit anderen Blickkontakt zu halten, weil meine Augen hin- und herflitzten und die kleinen Fischchen fixieren wollten, die man dauernd sieht, wenn man unter großem Stress steht. Aber die Makler konnten das nicht wissen und dachten sicherlich, ich sei eine wenig vertrauenswürdige

Weitere Kostenlose Bücher