Neue Schuhe zum Dessert
was soll ich sagen? – Es war Januar. Das Beste, was man im Januar machen kann, ist einatmen, ausatmen und warten, dass er vergeht.
Trotz meiner Gebete berappelte sich Glasklar nicht in letzter Minute. Mein Selbstvertrauen und meine Kreativität waren so gut wie tot, seit Oktober hatte ich nichts geschrieben. Warum sollte ich, wenn sowieso niemand es veröffentlichen wollte? Es war zu kalt, um viel rauszugehen, und ich verbrachte meine Tage mit Ema vor dem Fernseher mit Dora the Explorer und Jerry Springer .
Als wir unser Haus aufgeben mussten, war das eine Katastrophe, aber ich machte mir keine Illusionen, dass wir nicht noch viel tiefer fallen konnten. Anton und ich hatten einen Tiefpunkt erreicht. Ich beobachtete es aus der Ferne, als wäre es etwas, was anderen passierte.
Wir hatten uns nichts mehr zu erzählen, unsere Enttäuschung stand zwischen uns. Ich ärgerte mich über Antons verantwortungslosen Umgang mit Geld. Ich dachte ständig an das Haus, das wir verloren hatten, und schob ihm die Schuld dafür zu. Er hatte mich überredet, es zu kaufen – immer wieder fielen mir meine vielen Bedenken und Einwände ein –, und wenn wir es nicht gekauft hätten, hätten wir es auch nicht verlieren können. Der Verlust war verheerend, und ich konnte ihm nicht verzeihen.
Irgendwie musste ich immer an den Tag bei Selfridges denken, als er mit mir einkaufen gegangen war. Wir hatten kein Geld, und was haben wir gemacht? Uns tiefer in Schulden gestürzt. Damals hatte ich es als einen wunderbaren Anflug von »carpe diem« gesehen, jetzt deutete ich es als Anzeichen von idiotischer Verantwortungslosigkeit. Dieselbe Verantwortungslosigkeit, die uns verleitet hatte, ein Haus zu kaufen, das wir nur verlieren konnten.
Und obwohl Anton es nicht aussprach, wusste ich doch, dass er mir die Schuld gab, weil ich kein neues erfolgreiches Buch zuwege brachte. Ganz kurz waren wir auf der Welle geritten, und es war schwer, sich daran zu gewöhnen, dass alle Erregung und alle Hoffnung wie weggewischt waren.
Wir redeten kaum miteinander, und wenn, dann nur, um uns in knappen Sätzen über Ema zu verständigen.
Mir kam es so vor, als wäre es sehr lange her, dass ich richtig tief durchgeatmet hatte. Die ganze Zeit atmete ich kurz und flach, wie in Panik, und nachts schlief ich nie länger als vier Stunden. Anton versprach mir immer wieder, dass das Leben besser werden würde. Und jetzt schien er zu denken, es sei schon dabei, besser zu werden.
»Chloe Drew wäre perfekt für die Hauptrolle!«, erklärte er begeistert.
»Aber Eye-Kon hat kein Geld, um für das Buch zu optieren.«
»Die BBC ist an einer Koproduktion interessiert. Sie geben das Geld, wenn Chloe mit von der Partie ist.«
Ich beugte mich vor. Er hatte schon mit der BBC gesprochen? Er war dabei, einen Deal abzuschließen?
»Hast du mit Chloe auch schon gesprochen?«
»Ja. Sie ist dabei.«
Himmel .
»Gemma wird nie ihre Erlaubnis geben, dass du dafür optierst. Nach allem, was wir ihr angetan haben, hast du keine Chance.«
Aber er hatte wohl eine Chance. Ich sah es in seinen Augen. Er war schon im Begriff, sie zu überreden, und er nutzte alle Mittel und Wege. Ich wusste, dass Anton, trotz seines unbekümmerten, unordentlichen Charmes, ehrgeizig war, aber das Ausmaß seines Ehrgeizes wirkte bei mir wie ein Schlag ins Gesicht.
Weil unser Leben seit Weihnachten so schrecklich zerstört worden war, brauchte er unbedingt einen Erfolg. Es war lange her, seit er einen Deal erfolgreich abgeschlossen hatte. Er hatte wieder angefangen, seine schrecklichen Infomercials zu machen, aber das andere lag ihm am Herzen.
»Lily, da liegt unsere Rettung!« Er war mit Feuereifer dabei. »Es hat fantastisches kommerzielles Potenzial. Alle können sich eine goldene Nase damit verdienen. Das Leben könnte wieder in die richtige Spur kommen.«
Anton brauchte das, weil sein Stolz verletzt war. Und er brauchte das Gefühl, dass uns auch Gutes widerfahren konnte. Aber wie weit würde er, um die Rechte für das Buch zu bekommen, bei Gemma gehen? Weil er so zutiefst verzweifelt war, befürchtete ich, dass er ziemlich weit gehen würde. Ihre Worte beim Abschied schossen mir wieder durch den Kopf: Vergiss nicht, wie du ihn bekommen hast, denn so wirst du ihn verlieren.
»Lass dich nicht darauf ein«, bat ich ihn leise und verzweifelt. »Bitte, Anton, es führt zu nichts Gutem.«
»Aber Lily!«, sagte er hartnäckig. »Das ist die Gelegenheit! Genau das, was wir brauchen.«
»Es ist
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