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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Geheimnis.« Sie beugte sich zu ihm nach vorn. »Und wenn du es jemandem erzählst, bringe ich dich um.«
    »Geht klar.« Er schluckte, und sie hatte kleine Gewissensbisse. Sie sollte ihm nicht solche Angst einjagen, aber es war so leicht.
    »Such mir die Telefonnummern aller meiner Autoren raus.«
    »Warum?«
    »Was habe ich gerade gesagt?«

Gemma
    Nachdem Owen sich aus dem Staub gemacht hatte, war ich am Boden zerstört. Ich wusste, dass es albern war, aber am nächsten Tag weinte ich auf dem Weg zur Arbeit, ich weinte bei der Arbeit, und ich weinte am Abend zu Hause. Am nächsten Tag stand ich auf, und das Ganze fing von vorne an. Ich kam mir vor wie eine Fünfzehnjährige.
    Es war anders als damals, als Anton mich verlassen hatte – das hatte mich verbittert und zu einem anderen Menschen gemacht. Aber Owen beschimpfte ich nicht, er war kein Mistkerl, und ich hatte auch keine Fantasien, dass ich ihn zurückbekommen würde. Ich hatte gar nicht die Absicht. Statt mich sauer und wütend zu machen, hatte sein Abgang eine enorme Traurigkeit in mir ausgelöst.
    Ich rief Cody an, und der ging mit mir aus, kaufte mir einen Drink und hielt meine Hand.
    »Ich habe es nie ernst genommen, aber wenn nun Owen der Richtige ist?«
    Cody schnaufte.
    »Der Richtige kommt in allen möglichen Varianten! Manchmal erkennt man nicht, dass man den Richtigen kennen gelernt hat. Einmal hat eine Frau den Richtigen kennen gelernt, als sie auf einem Schiff nach Australien war. Dort hatte sie es auf einen Mann abgesehen, aber als sie ankam, war dieser Mann der ganz Falsche, und sie erkannte, dass der Mann auf dem Schiff der Richtige für sie gewesen war …«
    »Was für eine Frau? Von wem redest du?«
    »Irgend eine Frau, die Mam kennt.«
    »Gütiger Himmel, sie lässt sich in Liebesdingen von Maureen Hogan beraten. Als würde man Flugstunden bei Osama Bin Laden nehmen.«
    »Jetzt habe ich keinen, mit dem ich meine Fantasien über Anton auskosten kann.«
    »Wie bitte?«
    »Wir haben uns Geschichten ausgedacht, in denen Owen wieder mit Lorna zusammenkam, und ich mit Anton. Und jetzt ist Owen wieder mit Lorna zusammen, und ich habe … ich habe …« Ich machte eine lange Pause und wartete, bis eine Welle von Tränen vorbeigerauscht war, »… niemanden.«
    »Du hast mit deinem Freund darüber fantasiert – mit ihm darüber gesprochen, wenn ich recht verstehe –, dass du mit deinem vorigen Freund wieder zusammenkommen wirst? Ich fasse es nicht.«
    »Es war nicht so, wie es klingt. Wir haben uns gegenseitig getröstet.« Ich schluchzte so heftig, dass ich schniefende Geräusche machte wie Hannibal Lecter, aber unabsichtlich. »Ich mochte Owen so gern, und jetzt vermisse ich ihn ganz schrecklich …« Neue Tränen liefen mir über das Gesicht. Irgendwie stimmt das nicht …
    Cody beobachtete mich fasziniert. »Herr im Himmel. Aber ihr habt euch dauernd gestritten.«
    »Ich weiß. Ich weiß, es ist völlig unverständlich.«
    »Wann hast du das letzte Mal so geweint?«
    Ich dachte nach. Als Dad ausgezogen war? Ich hatte kaum eine Träne verdrückt. Als Anton mich verließ? Nein, auch damals nicht, nicht so. Ich hatte einfach zugemacht und die ganze Welt gehasst. Ich hatte mich so abgeschottet, dass ich nicht weinen konnte, und dieses Abgeschottete war nie von mir gewichen.
    »Weiß nicht. Vielleicht nie. Cody, meinst du, dass ich einen Nervenzusammenbruch habe?«
    Jeder andere hätte mich beruhigt: »Na, na, sei nicht albern, du bist einfach etwas mitgenommen.« Nicht aber Cody. Mit ernster Stimme sagte er: »Irgendwas ist hier los, das steht fest. Verzögerte Reaktion oder so. Übertragung, so was in der Art.«
    »Wahrscheinlich ist es besser, alles rauszulassen.« Ich schluckte.
    »Ja«, sagte er zweifelnd. »Aber vielleicht nicht in aller Öffentlichkeit.«
    »Danke, Cody.« Ein neuer Anfall von Schniefern überkam mich. Als ich wieder sprechen konnte, sagte ich: »Danke, Cody. Du bist sehr verständnisvoll – wenn man bedenkt, dass du es bist.«
    Ich weinte, als ich die Reise nach Antigua stornierte, und ich weinte noch mehr, als ich mein Geld nicht zurückbekam. »Dass Ihr Freund wieder zu seiner früheren Freundin zurückgekehrt ist, wird von der Versicherung nicht abgedeckt«, erklärte mir die Frau im Reisebüro.
    »Sonst gibt es immer ein Schlupfloch«, sagte ich und brach in Tränen aus.
    »Warum reisen Sie nicht allein?«
    »Das kann ich nicht. Ich könnte jetzt nicht in ein Flugzeug steigen.«
    Weil die Frau Mitleid mit

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