Neue Schuhe zum Dessert
gequälten Laut von sich, etwas zwischen einem Lachen und einem Seufzer.
»Es muss sein, Mark, ich kann hier nicht bleiben. Wie soll ich mit Gant arbeiten, wenn ich nicht auf normalem Weg zum Partner geworden bin? Es würde niemals funktionieren. Und ich will auch nicht in einer anderen Agentur arbeiten und zusehen müssen, wie mir das ein zweites Mal passiert.«
Er lachte niedergeschlagen, dann fragte er: »Was ist mit uns, Jojo? Mit mir und dir? Löst du dich auch im Privaten, so wie beruflich?«
Seltsam, bis zu dem Moment hatte sie keine Entscheidung getroffen. Sie sah ihn an, sein geliebtes Gesicht, so vertraut und so attraktiv, sie dachte an die Zuneigung, die sie füreinander hatten, ihre Freundschaft, ihre Hoffnung auf eine Zukunft, die Kinder, die sie zusammen haben wollten, die Gespräche und den intellektuellen Austausch, der sie verbunden hatte und der sie auch im Alter hätte verbinden können.
»Ja«, sagte sie, »es ist vorbei, Mark.«
Er nickte, als hätte er nichts anderes erwartet.
Dann tat sie zum ersten – und zum letzten – Mal etwas, was sie sonst nie im Büro tat: Sie umarmte ihn. Sie drückte sich fest an ihn und wünschte, dass sie sich einprägen würde, wie er sich anfühlte, wie er roch, wie warm und massiv sein Körper war. Sie hielt ihn fest und wusste, sie würde ihn nie vergessen können. Dann ging sie hinaus.
Als Jojo ihren Schreibtisch räumte, fragte sie sich, woher die ganzen Kartons kamen, die Menschen in Filmen mitnahmen, wenn sie in kürzester Zeit ihren Arbeitsplatz räumten. Sie hatte nicht sehr viel zu packen, keine Topfpflanzen und dergleichen, die Menschen brauchten immer so viel …
In den Fluren von Lipman Haigh wurde gemunkelt: Jojo räumt ihren Tisch auf, was passiert da?
Ihr Telefon klingelte, und sie nahm den Hörer ab. Miranda England.
»Jojo, ich habe nachgedacht …«
Jojo erstarrte.
»In Ihrer neuen Firma, da haben Sie noch keine Abteilung für Auslandsrechte, oder?«
»Noch nicht. Aber das kommt.«
»Und auch keine Medienabteilung?«
»Das kommt auch.«
»Jojo, weil ich im Moment nicht ein Buch pro Jahr schreiben kann, brauche ich das Einkommen von den Auslandsverkäufen. In Deutschland bekomme ich fast so viel wie in England. Und die Filmrechte sind auch sehr einträglich.«
»Miranda, wer hat mit Ihnen gesprochen? Richie Gant?«
»Niemand!«
»Was hat er Ihnen geboten?«
»Nichts!«
»Eine niedrigere Provision? Geht es darum? Neun Prozent? Acht? Sieben?«
Miranda schwieg einen Moment und sagte dann unglücklich: »Acht. Und er hat Recht, mit den Medienrechten und den Auslandsrechten.«
Manoj machte vor Jojo Verrenkungen und hielt ein Blatt in die Höhe, auf dem stand: »Gemma Hogan am Telefon. Eilig!«
»Miranda, ich biete Ihnen sieben Prozent, und in drei Monaten habe ich eine Abteilung für Auslandsrechte und eine für Medien.«
»Ich überlege es mir.«
Gemma
Ich kam gerade aus einer Besprechung, als mein Mobiltelefon klingelte. Ich ging dran, und eine männliche Stimme sagte: »Spreche ich mit Gemma Hogan?«
»Am Apparat.«
»Richie Gant hier, von Lipman Haigh Literaturagentur.«
Jojos Firma. »Hallo.«
»Gemma, Sie haben ein wunderbares Buch geschrieben.«
»Danke.« Was wollte er von mir?
»Wahrscheinlich haben Sie noch nicht gehört, dass Jojo Harvey beschlossen hat, Lipman Haigh zu verlassen und sich selbstständig zu machen.«
»Doch.«
»Aha. Ach so. Es ist nur so, Jojo ist eine fantastische Agentin, aber selbstständig? Wir Partner hier machen uns Sorgen um ihre Klienten.«
»Ach wirklich?«
»Wenn sie allein ist, hat sie keine Abteilung für Auslandsrechte. Keine Medienabteilung. Ich vermute, Jagd auf Regenbogen würde sich zu einem hübschen Film eignen, aber ich bezweifle, dass Jojo in der Lage sein wird, das für Sie zu vermitteln.«
»Ja, aber …«
»Ich schlage Ihnen vor: Bleiben Sie bei Lipman Haigh. Wir haben ausgezeichnete Agenten, und ich würde mich glücklich schätzen, Sie zu vertreten. Und ich bin einer der Partner.«
Ich sagte, ich würde es mir überlegen, und rief sofort Jojo an. Sie hatte gerade ein anderes Gespräch, also sagte ich ihrem Assistenten, es sei dringend. Sie rief sofort zurück.
»Jojo, ein Richie Gant hat mich eben angerufen, er behauptete, Sie haben keine Abteilung für Auslandsrechte, und er will mich vertreten. Was ist da los?«
»Sie auch? Ich habe kaum meine Kündigung eingereicht, und er versucht, mir meine Klienten wegzuschnappen.« Ihre Stimme klang etwas
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