Neue Schuhe zum Dessert
sagt …«
»Anton?«
»Ja, Anton Carolan. Er ist Ire, Sie kennen ihn wahrscheinlich.«
»Ja, ich kenne ihn.«
Pause. »Das war ein Witz. Aber Sie kennen ja Lily, vielleicht kennen Sie ihn wirklich.«
»Ich kannte ihn, bevor Lily ihn kannte.« Ich wollte nicht triumphierend klingen. Ich war zu benommen: Anton wollte etwas, was ich hatte. Ich hatte etwas, was Anton wollte . Auch in meinen ausgefallensten Fantasien war so etwas nicht vorgekommen. Ich versetzte mich in die Zeit vor dreieinhalb Jahren zurück, als ich in Selbstmordstimmung war, weil Anton mich verlassen hatte. Als ich ihn unbedingt haben wollte und völlig machtlos war und ihn nicht haben konnte. Das Leben ist doch verrückt.
Atemlos bat ich sie: »Erzählen Sie mir mehr, Jojo.«
»Mehr weiß ich auch nicht. Die Firma hat kein Geld, aber die BBC wohl. Sind Sie also interessiert, theoretisch?«
»Natürlich bin ich interessiert.«
»Dann sage ich ihm das. Diese Sachen dauern, erwarten Sie nicht zu viel, ich halte Sie auf dem Laufenden.«
»Aber …«
Sie hatte aufgelegt, und ich saß da und starrte das Telefon an, ich war zu überrascht, um weiter arbeiten zu können. Anton! Aus heiterem Himmel! Er wollte mein Buch!
Jojo hatte gesagt, die Firma heiße Eye-Kon, ich guckte sie mir also gleich im Netz an und konnte nicht glauben, was ich da las: Sie steckten bis zum Hals in der Scheiße. Ich entdeckte auch einen Artikel aus einer Branchenzeitschrift, in dem stand, dass Eye-Kon seit über einem Jahr kein anständiges Programm auf die Beine gestellt habe und dass sie aufgeben müssten, wenn sie nicht bald einen Erfolg hätten. Es klang, als wäre Jagd auf Regenbogen die letzte Rettung, alles oder nichts. Ich konnte mich irren, aber wenn ich mich nicht irrte? Wie sehr wollte Anton es?
Zum ersten Mal seit langem dachte ich an ihn und Lily. Mit Lily machte das Leben wahrscheinlich keine allzu große Freude zurzeit, wo ihr neues Buch eine solche Bauchlandung gemacht hatte. Vielleicht war Anton mit ihr durch, vielleicht wollte er den Absprung.
Was sollte ich tun? Sollte ich diese Optierungssache den offiziellen Weg gehen lassen, oder sollte ich mich direkt an ihn wenden. Schließlich waren wir alte Freunde …
Die nächsten beiden Tage dachte ich an nichts anderes. Es beschäftigte mich sogar dermaßen, dass ich ganz vergaß zu weinen.
Dann rief Jojo wieder an. »Gemma, haben Sie einen Moment Zeit? Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen.«
»Noch einen? Ich höre.«
»Ich habe mich entschlossen«, sagte sie ganz aufgeregt, »mich selbstständig zu machen, und ich würde Sie gern mitnehmen.«
Die Glückliche. Das würde ich auch gern machen, meine eigene Agentur aufmachen. Aber eigentlich wollte ich mir von F&F nicht das Gesicht zerschlagen lassen.
»Was sagen Sie? Machen Sie mit oder lieber nicht?«
Was sollte ich dazu sagen? Diese Frau hatte mir zu sechzigtausend Pfund verholfen. Warum sollte ich nicht bei ihr bleiben?
»Ich mache mit. Welche anderen Autoren kommen mit?«
»Miranda England, Nathan Frey, Eamonn Farrell …«
»Und Lily Wright?«
»Mit ihr habe ich noch nicht gesprochen, aber ich hoffe es natürlich.«
»Obwohl ihr letztes Buch nicht gut gegangen ist.« Sondern schwer den Bach runter. In den letzten Book News hatte wieder ein Artikel gestanden, dass es ein totaler Flop war und dass Dalkin Emery ganz schön draufgezahlt hatte. Sie hatte ihren Vertrag bei Dalkin Emery nicht erneuern können, und in dem Artikel wurde angedeutet, dass sie sich glücklich schätzen konnte, wenn sie je einen neuen Vertrag bekam.
»Es hat sehr gute Besprechungen bekommen«, sagte Jojo.
Ach ja? Ich hatte keine gelesen.
Jojo
Freitagmorgen
Jojo sah nach, ob die Bekanntmachung ihrer Beförderung zum Partner in Book News war, dann ging sie in Marks Büro und gab ihm einen Brief. Er sah darauf. »Was ist das?«
»Meine Kündigung. Ich höre auf.«
Mark sah müde aus, mehr als müde. »Jojo, um Himmels willen … Du bist jetzt Partner, das wolltest du doch, oder?«
»Ich bin es nur, weil mein Geliebter die Fäden gezogen hat.«
»Wenn dein Geliebter gleich das Richtige getan hätte und für dich gestimmt hätte, dann wäre das nicht nötig gewesen. Es tut mir Leid.«
»Du hast das getan, was du für richtig hieltest.«
»Tu es nicht«, bedrängte er sie. Voller Entsetzen erkannte sie, dass er den Tränen nahe war. »Du brauchst doch Arbeit.«
»Ich habe Arbeit.«
»Wo?«
»Ich mache mich selbstständig.«
Mark gab einen
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